Michael Koop
FDP
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Frage von Daniel S. •

Frage an Michael Koop von Daniel S. bezüglich Energie

Guten Tag Herr Prof. Dr. Koop,

die Regenerativen Energien spielen in der dezentralen Stromversorgung eine immer wichtigere Rolle und tragen maßgeblich zur Netzstabilisierung bei (entgegen anderslautender Meldungen von div. Energieversorgern). Außerdem ist dieser Wirtschaftszweig der, welcher die meisten Arbeitsplätze in den letzten Jahren geschaffen hat in dem nunmehr ca. 130.000 Menschen jeden Tag Lohn und Brod verdienen. Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Studien die belegen, dass die zur Verfügung stehenden Regenerativen Energie Ressourcen wie Wind, Wasser und Photovoltaik mehr als ausreichen um den Energiebedarf vollständig zu decken. Sicherlich ist es nicht möglich die vorhandenen Kraftwerke von jetzt auf gleich abzuschalten, jedoch bietet gerade die Windenergie ein sehr großes Potential, welches mittel bis langfristig die Sicherstellung an elektrischer Energie gewährleisten kann. Eine derzeit serienmäßig hergestellte Anlage mit 2Mega Watt Nennleistung produziert im Durchschnitt 400kWh pro Stunde. Das sind im Jahr über 2.000.000 kWh.
Wenn man diese Produzierte Energiemenge mit seiner eigenen Stormabrechnung vergleicht sieht man deutlich wie sinnvoll und wirtschaftlich eine Nutzung dieser Kostenlosen Energiequelle ist. Aus diesem Grund und weil ich als angestellter Servicetechniker auch täglich mein Geld damit verdiene diese Anlagen in einem Betriebssichern zustand zu halten, möchte ich gerne von Ihnen wissen, wie Sie die Zukunft, speziell der Windenergie, in Neustadt und Umgebung sehen und was Sie tun wollen um die Arbeitsplätze zu erhalten welche speziell von den aussagen Ihrer Parteien real gefährdet werden. Ferner ist die Behauptung die Energiepreissteigerung ist ein Effekt welcher durch das EEG entstanden ist schlichtweg falsch.
Die Energieversorgungsunternehmen haben nachweislich in den letzten Jahren Gewinne gemacht welche Sie in keinster Form an die Entverbraucher weitergegeben haben. Und eben diese Energieversorger haben sich sogar selber in großem Stil Windkraftwerke installiert um vom EEG zu profitieren. Dieses wird durch die Presse jedoch leider viel zu wenig beachtet. Die Bezeichnung Subvention ist ebenfalls Irreführend, da das EEG ein Gesetz ist welches den Preis vorschreibt, den der Energieversorger dem Erzeuger zu zahlen hat. Da bei diesem verfahren keine Steuergelder oder Unterstützungen vom Staat an den Energieversorger gezahlt werden fliesen also keine Subventionsgelder, und die Energieversorger haben durch ihre Gewinne eindeutig gezeigt, dass sie sich die Kosten für den Strom aus Regenerativen Energieträgern leisten können nur geben Sie diese Gewinne nicht an die Entkunden weiter, sondern lassen diese in dem Glauben das EEG sei schlecht. Daher meine zweite Frage an Sie.
Was wollen Sie tun um das EEG und die Ökonomischen Beweggründe der Energieversorger richtig zu stellen in der Öffentlichkeit.

Für die Beantwortung meiner Fragen bedanke ich mich schon einmal im Voraus und verbleibe mit freundlichem Gruß

Daniel Schmitz

Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Schmitz,

dass Sie als Mitarbeiter in einem Unternehmen der Windkraftindustrie großer Fan der Windkraft sind, ist natürlich legitim. Dass Sie mit einigen Ihrer Argumente die Realität leicht verbiegen ist ebenfalls verständlich, im Interesse der Sache sollte man das aber nicht übertreiben.

Natürlich ist rein formaljuristisch die Einspeisevergütung keine Subvention sondern nur sozialistische Planwirtschaft Marke DDR. Grund für die Konstruktion über eine Zwangszahlung durch die Stromkunden war, dass eine Subvention für Windenergie nach EU-Recht schlicht - und aus guten Gründen - illegal gewesen wäre. Zur Vermeidung dieser Illegalität hat man also die Konstruktion der Zwangsabgabe durch den Stromverbraucher gewählt. Zur Veranschaulichung: wenn der Gesetzgeber beschließen würde, dass Sie mir jeden Monat 200 € überweisen müssten, wäre das für mich dann auch keine Subvention. Ihnen wäre aber der Name dafür ziemlich gleichgültig, die ungerechtfertigte Zwangszahlung wohl aber nicht.

Natürlich hat das EEG die Strompreise erhöht - das einzige was man dazu vermerken kann, ist das die Energiepreiserhöhung durch die Ökosteuer allerdings noch viel stärker war. Die negativen Folgen überhöhter Energiepreise können Sie an Arbeitsplatzverlusten in ganz Norddeutschland beobachten. Hamburg, Stade, Wilhelmshaven. Wo Sie hinsehen, schließen energieintensive Unternehmen ihre Produktionsstandorte und entlassen die Mitarbeiter. Jeder der 130.000 Windkraftarbeitsplätze (übrigens eine Zahl die wenig glaubwürdig ist) wird durch mehrere verlorene Arbeitsplätze an anderer Stelle überkompensiert. Keine gute Idee, wie ich finde.

Der FDP-Vorschlag dagegen sieht vor: Um bei den regenrativen Energien die effizientesten zu finden, ist keine Preis- sondern eine Mengensteuerung notwendig, die subventionsfrei sicherstellt, dass der vorgegebene Anteil an regenerativen Energie effizient bereit gestellt wird. Das kann an einigen Standorten durch Windenergie, an anderen durch Biomasse etc. erreicht werden.

Zum Abschluss noch ein Wort zur Windenergie. Ihre Rechnung mit den erzeugten Strommengen ist zwar mathematisch korrekt, inhaltich aber irreführend. Interessant ist bei Elektrizität die Frage nach der maximalen Leistungsabgabe und der Konstanz der Leistungsabgabe. Da Wind - insbesondere im Binnenland - sehr unregelmäßig weht, brauchen Sie immer Kraftwerke, die kurzfristig zu- bzw. abgeschaltet werden müssen. Dies ist sowohl sehr teuer als auch extrem umweltschädlich. Das Problem ist, dass Windenergie in Deutschland nur in sehr geringem Umfang (unter 5%) grundlastfähig ist, d.h. je mehr Windmühlen Sie aufstellen, desto mehr konventionelle Kraftwerke müssen Sie bauen.

Ein weiteres Problem mit der Unstetigkeit der Windkrafteinspeisung ist die schwieriger werdende Netzsteuerung. Meine Kollegen an der Hochschule, die auf Elektrotechnik spezialisiert sind, bestätigen Angaben aus der Industrie, dass Netzzusammenbrüche bei einer Ausweitung der Windenergie nicht mehr zu verhindern sein werden. Schon heute muss bei plötzlich einsetzendem Wind Eletrizität in wenigen Minuten bis auf den Balkan notverkauft und verschoben werden. Werden Kapazitäten weiter ausgeweitet, werden Netznotabschaltungen in Deutschland nicht mehr zu verhindern sein, so die Aussagen der - industrieunabhängigen - Spezialisten.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Michael J. Koop