Frage an Michael Knödler von Traugott K. bezüglich Verkehr
Als Bahnkunde blicke ich besorgt auf das Projekt Stuttgart 21, dass einen leistungsfähigen Kopfbahnhof durch einen Tunnelbahnhof ersetzt, der theoretisch von genauso vielen Zügen genutzt werden kann, wie der Kopfbahnhof heute hat, aber die Züge in ein Fahrplankorset zwingt, das weder gute Anschlüsse ermöglicht noch bei Verspätungen die Ersatzfahrplantrassen zeitnah bieten kann, ohne andere Zugläufe massiv zu beeinträchtigen.
In der Schweiz in Zürich hat man ebenfalls einen Tunnelbahnhof gebaut, aber nicht um den Kopfbahnhof zu ersetzen, sondern um das Zugaufkommen noch bewältigen zu können. Eine Verkehrswende verlangt deutlich mehr Züge, als es diese heute gibt. Ist es da wirklich noch zeitgemäß, den Kopfbahnhof abzuschaffen und nur auf den Tunnel zu setzen oder wäre es nicht auch in Stuttgart geboten, den Kopfbahnhof zu erhalten, so wie es das Konzept Umstieg 21 vorsieht? ( http://www.umstieg-21.de )
Zwar sieht dieses Konzept einen Verzicht auf den Tunnel vor, aber der Kopfbahnhof von Umstieg 21 wäre auch mit einem Tunnelbahnhof darunter umsetzbar.
Angesichts der höhengleichen Gleiskreuzungen im Tunnel wäre es sinnvoll, diesen mit weniger Zügen zu belasten. Der Tunnelbahnhof könnte zugunsten größerer Bahnsteige und besserer Fluchtwege auf 6 oder 4 Gleise reduziert werden. Ein klares Votum für den Kopfbahnhof würde sofort das Investionsverhalten der Bahn ändern und würde helfen, dass Stuttgart ein guter Knoten in einem bundesweiten Deutschland-Takt wird. Werden Sie im Bundestag diese Idee unterstützen, damit die Züge so durch Stuttgart fahren können, wie dies der Deutschlandtakt fordert und der Fahrplan nicht von Tunnelengpässen bestimmt wird?
Als Bahnkunde teile ich Ihre Bedenken bezüglich der Leistungsfähigkeit. Ich glaube auch nicht, dass acht Gleise ausreichen werden, um den heutigen Bedarf abzudecken und schon gar nicht den in der Zukunft. Eine weitere Reduzierung auf sechs oder vier Gleise und damit eine weitere Veringerung der Kapazität kann ich deswegen nicht unterstützen. Ich gehe davon aus, dass die Bahn versuchen wird den Bahnhof wie geplant, zwar mit Verspätung, fertig zu bauen. Dann wird man sehen, ob die Kapazitäten ausreichen oder nicht. Theoretisch wäre es möglich, auch überirdisch ein paar weitere Bahnsteige zu erhalten und diese dann zu übertunneln, ähnlich wie es Heiner Geißler in der Schlichtung vorgeschlagen hat. Das würde das Kapazitätsproblem lösen und auch das Brandschutzproblem, denn dann müssten weniger Züge durch den Tunnelbahnhof fahren. Allerdings wird das die Bahn so nicht planen, ich sehe dies aber als ein mögliches Szenario.