Michael Knödler
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PIRATEN
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Frage von Felix S. •

Frage an Michael Knödler von Felix S. bezüglich Verkehr

Ich fahre viel per Bahn und fahre öfters nach oder über Stuttgart. Ich habe Fragen an alle Landtagskandidaten in Stuttgart.
Wie stehen sie zu Stuttgart 21 (S 21)?
Wie stehen Sie zu den Aussagen, dass der Ausstieg aus dem Projekt jetzt noch immer günstiger ist, als der Weiterbau? http://www.bei-abriss-aufstand.de/2016/02/14/presseerklaerung-des-aktionsbuendnisses-gegen-s21-gutachten-zu-ausstiegskosten/
Falls Sie oder ihr Koaltionspartner für S 21 sind, setzen Sie sich dafür, dass der Kopfbahnhof erhalten bleibt und im Tunnel nur 4 Gleise verlaufen?
Das hat viele Vorteile.
Der Kopfbahnhof ist leistungsfähiger als der 8 gleisige Tunnelbahnhof.
Die Bahnsteigbreite im Tunnel kann mehr als verdoppelt werden, ein sicheres Brandschutzkonzept mit großen Fluchtwegen wird möglich.
Diesel- und Museumzüge können nicht den Tunnel nutzen und brauchen den Kopfbahnhof.
Auf dem Kopfbahnhof können beginnende oder endende Züge länger am Bahnsteig stehen, so dass man sehr oft schon einige Zeit vor der Abfahrt im Zug gemütlich platz nehmen kann, Im Tunnel ist das aus Fahrplangründen nicht möglich.
Der Umstieg zwischen den Zügen ist im Kopfbahnhof barrierefrei.
Da eine Verkehrswende deutlich mehr Zugverkehr erfordert und die Verlängerung von Zugfahrten nach Stuttgart erfordert, die weit vor der Landeshauptstadt enden, ist es für mich zwingend, den Kopfbahnhof in voller Gleiszahl zu erhalten bzw. durch eine Neuordnung der Gleise und Bahnsteige sogar noch zu vergrößern.
Ich habe Sorge, dass Stuttgart 21 künftig der Flaschenhals im Bahnverkehr wird, der durch seine Engpässe den Fahrplan in ganz Deutschland negativ beeinflusst. Noch ließe sich dass durch Erhalt des Kopfbahnhofes verhindern.

Michael Knödler
Antwort von
PIRATEN

Hallo F. S.,

ich selbst besitze kein Auto und bewege mich auch nur mit Bus, Bahn, Fahrrad oder zu Fuß fort. In Stuttgart war das bisher auch gut möglich. In letzter Zeit hat die Qualität des VVS jedoch deutlich nachgelassen, auch durch Stuttgart 21 Baumaßnahmen. Das S-Bahn-Chaos steht heute auf der Tagesordnung und demnächst kommen noch die Streckensperrungen der Stadtbahn hinzu. Nicht nur deswegen bin ich ein Gegner von Stuttgart 21, für ein sinnvolles Bauprojekt würde ich Einschränkungen während der Bauzeit liebend gerne in Kauf nehmen. Ich selbst habe lange Zeit aktiv gegen Stuttgart 21 demonstriert und auch das unverhältnismäßige Vorgehen der Polizei öfters am eigenen Körper zu spüren bekommen. Hier ist ein von mir aufgezeichnetes Beispiel, wie das Stuttgart abläuft:

https://www.youtube.com/watch?v=s5_6fQSoIzs

Deswegen bin ich maßlos von der Landesregierung enttäuscht, dass sie es in 5 Jahren nicht geschafft hat die versprochene Kennzeichnungspflicht für Polizeibeamte einzuführen. Es ist gerade zu verlogen wie Grüne und SPD mit dem gleichen Versprechen wieder in den Wahlkampf ziehen.

Ob der Ausstieg zum jetzigen Zeitpunkt günstiger wäre als der Weiterbau, das kann ich leider nicht entscheiden. Als Mathematiker kann ich zwar einigermaßen gut rechnen, aber die Fakten über Kosten und Risiken hält die Bahn leider immer noch geheim. Die von uns seit langen geforderte Transparenz ist nicht vorhanden. Womöglich wäre S21 erst gar nicht gebaut worden, wenn von Anfang an transparent geplant worden wäre. Ich vermisse in der Hinsicht auch den Druck der Politik auf die Bahn.

Ich bin aber auch Realist, ich glaube, dass wir PIRATEN Stuttgart 21 nicht stoppen können. Es wird für uns schon schwer überhaupt ins Parlament einzuziehen oder gar in die Regierungsverantwortung zu kommen. Vermutlich wird auch die künftige Landesregierung das Projekt nicht stoppen können. Stoppen kann es nur noch die Bahn selbst oder Angela Merkel. Aber ihr Schicksal ist so mit dem Projekt verwoben, dass sie weiterbauen wird, koste es was es wolle. Meiner Meinung wird S21 erst dann gestoppt, wenn das Geld ausgeht und keiner der Beteiligten noch mehr zahlen will. Bis dahin werden aber noch einige Euros verbuddelt werden. Bereits Kretschmann und Kuhn haben den versprochenen Kostendeckel beim Bau des dritten Gleises am Filderbahnhof gebrochen.

Es wäre also unehrlich von uns zu sagen "Wählt PIRATEN, dann stoppen wir Stuttgart 21".

Wir PIRATEN sind die einzige Partei, welche sich noch an die Ergebnisse der Schlichtung und des Filderdialogs hält. Die LINKEN glauben, das Projekt stoppen zu können und lehnen jede Diskussion über Verbesserungen des Projekts ab, die restlichen Parteien haben den Erhalt der wichtigen Gäubahnpanoramastrecke aufgegeben, obwohl sie dem einstimmig bei der Schlichtung zugestimmt hatten und dies auch beim Filderdialog favorisiert wurde. Es gibt noch viele Verbesserungen, die zu den derzeitigen Planungen notwendig sind, z.B. beim Brandschutz und der Barrierefreiheit.

Vergleichen Sie hierzu unser Wahlprogramm:

https://piratenpartei-bw.de/wahlprogramm/bauen-verkehr-und-wirtschaft/#Stuttgart_21

Um die Leistungsfähigkeit des Bahnhofs zu erhalten oder sogar noch zu steigern müssen oberirdische Kopfbahnhofsgleise erhalten bleiben. Nach Bad Cannstatt ist dies auch die kürzeste und schnellste Verbindung. Wieviele Gleise man oben und unten belässt, das liese sich variieren. Nur 8 Gleise unten werden nicht genügen. Der von der Bahn selbst durchgeführte Stresstest hat einige Mängel. Einer dieser Mängel, den ich selbst entdeckt habe, der aber nie erwähnt wird ist folgender. Ein ICE fährt nach Stresstest mit 100 km/h in den Tiefbahnhof ein. Bei einer regulären Bremsung würde er aber erst hinter dem 400 Meter langen Bahnsteig zum stehen kommen. Der Bremsweg ist deutlich länger. Mit dem Tiefbahnhof wird auch kein integraler Taktverkehr mehr möglich sein. Wenn ein Zug Verspätung hat wird der Anschlusszug nicht warten können, weil er sonst das Gleis blockieren würde. Was nutzen uns wenige Minuten Fahrzeitgewinn, wenn man durch verpasste Anschlüsse, dann eine Stunde verliert?

Ich hoffe ich konnte Ihre Fragen ausreichend beantworten.

Michael Knödler