Eine epidemische Lage nationaler Tragweite besteht faktisch nicht mehr. Warum glauben Sie, dass eine Verlängerung verhältnismäßig ist?
Sehr geehrter Herr Hennrich,
Das Impfangebot steht, Kinder und Jugendliche sind weder gefährdet noch Gefährder, die Impfquote von über 65 jährigen wird höchst wahrscheinlich noch vor Herbst 85% erreichen und auch wenn nicht, eine Überlastung des Gesundheitssystems ist aufgrund von Corona-Kranken unwahrscheinlicher als durch Herz-Kreislauferkrankungen wegen Übergewicht.
In einer gemeinsamen Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie heißt es: „Die nun seit Beginn der Pandemie gemachte Beobachtung, dass von schätzungsweise 14 Millionen Kindern und Jugendlichen in Deutschland nur etwa 1200 mit einer Sars-CoV-2-Infektion im Krankenhaus (< 0,01 Prozent) behandelt werden mussten und vier an ihrer Infektion verstarben (< 0,00002 Prozent), sollte Anlass sein, Eltern übergroße Sorgen vor einem schweren Krankheitsverlauf bei ihren Kindern zu nehmen.“ Warum also stimmen Sie für eine Verlängerung? MFG MM
Sehr geehrter Herr Mierisch,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Ich stimme Ihnen zu, dass wir derzeit auch bei leider wieder steigender Inzidenz eine relativ entspannte Lage haben. Gleichzeitig besteht leider immer noch die Gefahr, dass sich diese Lage wieder ändern könnte. Ich werde meine Entscheidung zur Verlängerung der epidemischen Lage noch einmal sehr genau abwägen, aber sehr wahrscheinlich für eine Verlängerung stimmen. Dies schlicht und einfach aus dem Grund, weil wir damit einen vernünftigen Werkzeugkasten zur Verfügung haben, um auf allen Ebenen auf neue, unabsehbare Entwicklungen reagieren zu können. Denken Sie beispielsweise etwa an Einreiseverbote, wenn andernorts noch einmal neue Mutationen des Virus auftreten sollten.
Dies bedeutete gleichzeitig nicht, dass die Möglichkeiten durch das Gesetz in jedem Fall genutzt würden. Derzeit sind bereits die meisten Maßnahmen weggefallen bzw. in der Hand der Länder. Ich hoffe sehr, dass es dabei auch bleibt und wir noch eine weitere Entspannung der Lage, auch durch Impfungen, erleben.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Hennrich