Wie wird die Hopitalisierungsrate genau definiert? Warum wurden in dem neuen Infektionsschutz-Gesetz gerade eine Hospitalisierungsrate von 3, 6 und 9 als Grenzwerte für Maßnahmen bestimmt?
Sehr geehrter Herr Hennrich,
wäre es für die Beurteilung der Belastung der Krankenhäuser nicht sinnvoll, festzustellen, wie groß der Stand bei den Coronapatienten ist, die deswegen auf der Intensivstation liegen? Zählen bei der Hospitalisierungsrate auch die mit, die nur untersucht oder kurz behandelt werden? Oder die eigentlich wegen einer anderen Erkrankung behandelt werden, und dann ein Coronaverlauf ohne Symptome fest gestellt wird? Käme es nicht auf die Schwere der Erkrankung und den Aufwand in der Klinik an?
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr G.,
vielen Dank für Ihre Fragen. Die Hospitalisierungsrate wurde zusätzlich zur Inzidenz als Indikator für den Verlauf der Pandemie etabliert. Hintergrund war hier, dass angesichts der teilweisen Impfung der Bevölkerung gegen das Corona-Virus und dem Schutz der hieraus erwächst, die Inzidenz alleine kein genaues Bild mehr über die akute Gesamtgefahrenlage für die Bevölkerung aufzeigen konnte. Die Hospitalisierungsrate ist ein aussagekräftiger und, wenn er hoch ist, leider auch alarmierender Indikator. Es ist mir wichtig, dies vorab einmal klarzustellen.
Ihre Fragen zielen auf die Feinjustierung und Definition des Indikators ab, die selbstredend wichtig sind. Erlauben Sie mir zur Beantwortung auf die sehr ausführlichen Erklärungen und präzisen Definitionen des Robert-Koch-Instituts zu verweisen. Sie finden diese hier:
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/gesamt.html
Die aktuellen Rohdaten sowie weitere Erläuterungen zu deren Erfassung finden Sie zudem hier:
https://github.com/robert-koch-institut/COVID-19-Hospitalisierungen_in_Deutschland
Nahelegen möchte ich Ihnen zudem den tagesaktuellen Report des DIVI-Registers über die beanspruchten Intensivbetten: https://www.divi.de/register/tagesreport
Die Grenzwerte, die Sie ansprechen, wurden von der Ministerpräsidentenkonferenz festgelegt und gehen aus den kritischen Erfahrungswerten des Verlaufs der Pandemie hervor. Wie bei jedem Grenzwert kann man auch hier eine Verschiebung diskutieren. Insgesamt erscheinen mir die Werte als Warn- und Handlungsstufen aber durchaus geeignet und wir sollten diese ernst nehmen. Wir sollten bei der aktuellen Debatte ebenfalls nicht vergessen, dass immer noch viele Patienten aus anderen Gründen akut behandelt werden müssen. Auch ihre bestmögliche Versorgung ist sehr wichtig.
Bleiben Sie gesund,
mit freundlichen Grüßen
Michael Hennrich