Frage an Michael Hennrich von Matthias R. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Hennrich,
der Leitartikel ´Taliban Inc.´ der Ausgabe der ´Time´ vom 7.9.09 gibt erschreckende Einsichten in die Finanzquellen der Taliban : Neben Drogen bestehe ein wesentlicher Anteil aus Schutzgeldzahlungen. Die von uns für Hilfsprojekte gezahlen Summen wanderten also teilweise als Schutzgeld in die Taschen der jeweiligen lokalen Machthaber , die damit den Widerstand finanzieren.. D.h. wir finanzieren und stärken selbst die Gegner unserer Soldaten , die somit gar nicht gewinnen können und immer mehr in die Defensive geraten . Obendrein werden unsere Soldaten bei verständlicher Überreaktion ( Bombardment der Tanklastzüge) von uns dann auch noch moralisch im Stich gelassen , weil wir ja offiziell an keinem Krieg teilnehmen wollen.
Für mich ( 58 , ehemaliger Zeitsoldat ( Z2) aber im Herzen Pazifist) ergibt sich daraus eine logische Konsequenz: Entweder kurzfristige Niederschlagung der Taliban mit allen Mitteln ( d.h. Krieg ohne wenn und aber! ) und erst danach weiterer Invest in zivile Hilfsprojekte oder sofortiger Rückzug aus diesem Abenteuer ohne das Leben unserer Soldaten weiter aufs Spiel zu setzen.
Mir sind die Konsequenzen beider Entscheidungsvarianten bewußt , aber je länger wir warten umso schlimmer wird es werden!
Wie ist Ihr Kenntnisstand zu obigen Informationen der Time ? Welche Konsequenzen ergeben sich aus Ihrer Sicht?
Sehr geehrter Herr Richter,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Die von der Times dargestellte Problematik ist mir gerüchtehalber bekannt. Konkrete Informationen liegen mir hier nicht vor. Als Gesundheits- und Sozialpolitiker liegt mein Arbeitsschwerpunkt bei einem anderen Thema. Bitte haben Sie Verständnis, dass ich aus diesem Grunde über Militärstrategien nicht spekulieren kann.
Für mich persönlich ist maßgebend, dass wir - neben der militärischen Unterstützung der afghanischen Regierung - den Aufbau einer zivilen Infrastruktur unterstützen. Nur dann werden wir weiterhin auf die Unterstützung der afghanischen Zivilbevölkerung zählen können.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meiner kurzen Antwort meine Haltung zum Thema verdeutlichen und verbleibe mit freundlichen Grüßen
Michael Hennrich MdB