Frage an Michael Hennrich von Sybille F. bezüglich Familie
Kinder aus sozial schwachen Familien haben ja leider nicht die gleichen Bildungschancen als andere. Warum wird nicht das Kindergeld dafür verwendet, dass alle Kinder in Ganztagskindergarten und Ganztagsschulen betreut werden und auch dort dann ihr frühstück und mittagsessen erhalten? Somit wären die Kinder von der Straße, hätten ihr regelmäßiges Essen und alle den gleichen Zugang zur Bildung. Wenn Kinder dementsprechend versorgt werden, kann mit Sicherheit jeder auf Kindergeld verzichten.
Viele Grüße
Sybille Frank
Sehr geehrte Frau Frank,
vielen Dank für Ihre Anmerkungen zum Thema Kindergeld. Es ist leider immer noch eine Tatsache, dass wir ein Bildungsdefizit insbesondere bei den Familien mit niedrigem Einkommen haben. An der Lösung dieses Problems müssen wir weiter mit Nachdruck arbeiten, denn Bildung bestimmt die Entwicklungs- und Handlungschancen jedes und jeder Einzelnen in Beruf und im Privatleben. Jeder verdient eine faire Chance - vor allem am Anfang seines Lebens.
Um in der kommenden Legislaturperiode die Bildungschancen insbesondere von Kindern einkommensschwacher Familien weiter zu verbessern, halte ich zum Beispiel eine gezielte Sprachförderung vor der Schule, verbindliche Sprachtests für alle Kinder im Alter ab vier Jahren und die intensive Förderung jedes einzelnen Kindes für besonders wichtig. Ihren Vorschlag, das Kindergeld für Betreuung in Ganztageskindergärten und Ganztagsschulen einzusetzen, kann ich hingegen nicht unterstützen. Für mich steht die Eigenverantwortung der Eltern und deren Wahlfreiheit, wie sie ihre Kinder betreuen wollen, an erster Stelle. Unsere Bildungslandschaft zeichnet sich zudem durch eine große Vielfalt aus, die erhalten werden sollte, um eben diese Wahlfreiheit zu ermöglichen. Nur noch Ganztageseinrichtungen anzubieten, würde den unterschiedlichen Wünschen und Bedürfnissen der Kinder und ihrer Eltern meines Erachtens nicht gerecht.
Weiterhin gebe ich zu Bedenken, dass das Kindergeld in den meisten Familien einen wichtigen Beitrag für Kleidung, Verpflegung und andere erforderliche Bedarfsgegenstände leistet. Ein Verzicht auf Kindergeld, um dieses Geld einzig in die Bildung zu investieren, würde dem Sinn, Familien zu fördern und sie zu unterstützen, zuwider laufen.
Bildung wird in der nächsten Legislaturperiode ein Megathema und darf keine Frage des Einkommens der Eltern sein. Die Finanzierung sollte aber nicht auf dem Rücken der Familien, sondern als Gemeinschaftsaufgabe auf den Schultern aller getragen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Hennrich