Frage an Michael Hennrich von Ingo R. bezüglich Recht
Sehr geehrter Herr Hennrich,
da wir Softair-Spieler wohl direkt von einem Verbot von Paintball betroffen sein werden, stellt sich uns die Frage:
Welchen reellen Sicherheitsgewinn bringt ein solches Verbot der BRD bzw. deren Bevölkerung?
Zu Paintball ist noch zu erwähnen, dass das Spielen schon seit Jahren “frei” ab 18 ist und nur auf genehmigten Spielfeldern und Halle gespielt werden darf.
Beim Airsoft (wie Softair wirklich heißt) ist seit dem 01.04.08 nur noch das Spielen auf befriedetem Besitztum erlaubt. Ebenso ist ein führen der Airsoft-Markierer in der Öffentlichkeit verboten (Anscheinswaffen...)
Es soll hier nicht um die moralischen Fragen gehen wie z.B. sittenwidrig, Herabsetzung der Menschenwürde, Simulation von “Töten”, etc.
Uns interessiert einfach nur, wie durch ein solches Verbot so schreckliche Taten wie Amokläufe verhindert werden sollen.
Mit freundlichen Grüßen
Ingo Riegert
Sehr geehrter Herr Riegert,
vielen Dank für Ihre Fragen im Zusammenhang mit den geplanten Änderungen im Waffenrecht. Ich gebe offen zu, dass niemand - weder die Politik noch die Psychologen - den reellen Sicherheitsgewinn der derzeit diskutierten Maßnahmen vorab bestimmen kann. Dies entbindet jedoch weder die Politik noch die Bevölkerung von der Aufgabe, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dafür zu sorgen, dass sich furchtbare Ereignisse wie in Winnenden und Eislingen nicht wiederholen.
Nach dem unfassbaren Amoklauf von Winnenden haben wir im Deutschen Bundestag eine vor allem von Nachdenklichkeit und nicht von reflexartigen Scheinlösungen geprägte Debatte begonnen. Dabei ist allen klar, dass es nicht nur um eine Verschärfung des Waffenrechts, sondern auch um eine neue Kultur des Hinsehens, der Zuwendung und des Bemerkens von Hass und Verzweiflung gehen muss.
Eine Antwort auf Ihre Frage, wie ein Verbot von Softair-Spielen und Paintball solche schrecklichen Taten verhindern soll, wird - auf der fachlichen Ebene - gespickt mit den Schlagworten sein, die Sie selbst in Ihrer Frage benennen und um die es aber - wie Sie fordern - bei meiner Antwort nicht gehen soll. Die Beurteilungen hinsichtlich der Gefährlichkeit und den psychologischen Auswirkungen dieser Spiele sind Ihnen und mir jedoch hinreichend bekannt. Dennoch empfinde ich es als Gebot der Fairness, Ihre Meinung als Softair-Spieler bei der Debatte mit in Erwägung zu ziehen und ich werde dieses auch tun. Im Gegenzug erlaube ich mir aber auch eine Frage an Sie: Wären Sie in der Politik und hätten das Leid und die Bitten der geschockten und verzweifelten Eltern aus Winnenden gehört und gelesen, welche Antwort darauf könnten und würden Sie diesen Menschen offen ins Gesicht geben?
Sicherlich besteht keine Garantie, dass sich Amokläufe in letzter Konsequenz durch Gesetzesänderungen verhindern lassen werden. Wir sind es jedoch den Eltern der ermordeten Schülerinnen und Schülern und auch denjenigen, deren Kinder jeden Tag zur Schule gehen schuldig, nicht nachzulassen in unserem Bestreben, mehr Sicherheit zu erreichen und das Risiko weiter zu verringern. Ein Untätigbleiben der Politik ist nur schwer zu vermitteln. Sie selbst kennen die Diskussion zu diesem Thema.
Bei dem Gesetzesvorhaben im Bundestag werden wir mit Augenmaß vorgehen. Die Frage der Verhältnismäßigkeit von Einschränkungen wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Ebenso wichtig wird es aber sein, die bereits angesprochene Kultur des Hinsehens gleichberechtigt zu fördern und auszubauen. Diese Aufforderung geht nicht nur an die Politik, sondern an alle - Lehrer, Eltern, Freunde und Bekannte. Sie geht aber auch besonders an diejenigen, die mit Waffen Umgang haben oder deren Hobbies mit Waffen jeglicher Art in Verbindung stehen. In einem derartigen Zusammenspiel sehe ich eine reelle Hoffnung für die Zukunft derjenigen, die hier leben, und einen Trost für die, deren Zukunft durch die schrecklichen Taten ausgelöscht wurde.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Hennrich