Frage an Michael Heinzmann von Hans R. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrter Herr Ritzmann,

bitte entschuldigen Sie meine späte Antwort auf Ihre Frage. Durch einen Wechsel unseres Internet-Anbieters hat mich Ihre E-Mail nicht erreicht. Sie wurde mir jetzt auf Umwegen zugeleitet.

Zu Ihrer Frage:

Überall wo etwas verteilt wird, gibt es auch Missbrauch. Das ist unbestritten und gilt für die Privatwirtschaft genauso wie für den Staat oder den sozialen Bereich.

Sie beziehen diesen Vorwurf nun speziell auf die Gruppe der Gastarbeiter und sprechen von einer Tatsache. Mir liegen keine verlässlichen Informationen vor, dass diese Gruppe mehr als andere (z. B. Politiker, Wirtschaftslenker etc.) oder in einem größeren Umfang Missbrauch von Sozialleistungen betreibt. Ich möchte Sie deshalb bitten, mir Ihre Informationen zukommen zu lassen.

Generell verurteile ich jede Art von Missbrauch, was ein Grund für meine Mitgliedschaft in der ödp ist: wir lehnen Firmenspenden an Parteien grundsätzlich ab und fordern, dass Politiker sich von Aufsichtsräten fernhalten.

Nehmen wir aber einmal an, Ihre Aussage sei richtig.

Stellen Sie sich vor, Ihre Kinder schauen Ihnen in die Augen und fragen Sie, warum es wieder nichts zu essen gibt. Denken Sie sich bitte wirklich in diese Situation hinein, wenn Sie Kinder haben, wird Ihnen das gelingen. Ist es nicht Ihre Pflicht, Ihre Kinder dorthin zu bringen, wo es etwas gibt? Das Buch "Wie kommt der Hunger in die Welt" vom UNO-Sonderberichterstatter Jean Ziegler ist hier sehr zu empfehlen. Ist nicht der Missbrauch des Kapitals schwerwiegender? Das heißt, das Großkapital jagt in der Sucht nach Vermehrung um den Globus, sucht nach größtmöglicher Rendite und kümmert sich nicht um die Belange der Menschen. Ist das nicht auch Missbrauch?

Wenn Sie die Arbeitskrüppel in China gesehen haben, wegen fehlenden Arbeitsschutzes ohne Hände und Beine (in eine Presse geraten), dann fragen Sie sich, ob die bei uns billig angebotenen Made in China-Produkte nicht auch Missbrauch sind. Wir müssen hier eine gerechte Globalisierung erreichen.

Eine weitere Frage beschäftigt mich: Unsere Wirtschaft wächst immer noch jedes Jahr, dieses Jahr um geschätzte 1,5%. Die Gesamtwirtschaftsleistung ist dramatisch höher als in den 70er Jahren. Diese Wirtschaftsleistung wird aber mit weniger Menschen erzielt. Wenn also keine Löhne bezahlt werden, wo kommt das Geld dann hin? Sind das wirklich nur Sozialleistungen? Oder sind das auch Zinsen, die unsere Unternehmen bezahlen müssen, weil sie zu 70% den Banken gehören? Die durchschnittliche Eigenkapitalquote deutsche Unternehmen liegt unter 30%! Und wer kriegt dann diese Zinsen?

Jesus hat nicht umsonst den Zins verboten.

Ich hoffe, meinen Standpunkt zu Ihrer sehr komplexen Frage verdeutlicht zu haben und freue mich auf Ihre Antwort.

Viele Grüße

Michael Heinzmann