Frage an Michael Hartrich von Heike Pauline G. bezüglich Recht
Sehr geehrter Herr Hartrich, auch wenn der Pirat an sich vielleicht die Auseinandersetzung mit Möwen und Wasserratten oder U-Booten im Internet vorzieht, wage ich eine Frage aus dem Abseits: Hat die Piratenpartei eine Stellung zu den kommunalen Taubenfütterungsverboten, die TierschützerInnen in ganz Deutschland mit hohen Bußgeldern für ihr ehrenamtliches Engagement bestrafen? Die Taubenfütterungsverbote geben verwilderte Haustauben oder die in den Städten gestrandete ‚Ausschußware’ der Taubenzüchter Elendsernährung bis zu Krankheit und Hungertod preis. Bringt man die beringten Tauben zum Züchter zurück, werden sie in der Regel wegen „Nichttauglichkeit“ getötet. Undine Kurth, die tierschutzpolitische Sprecherin der GRÜNEN, hat schon im Jahr 2008 die Tötung bei Nichterreichung von Zuchtzielen als „schweren Verstoß gegen das Tierschutzrecht“ gewertet. Tierschützer raten, beringten Tauben die Ringe abzunehmen, um ihre Tötung zu verhindern, falls ein zufälliger ahnungsloser Finder die Tauben zu ihrem Besitzer zurückbringen sollte. Selbst das Zurückbringen eines Teils der Tiere zu ihren Haltern ist also tierschutzrechtlich kontraproduktiv. Die Nachfahren der Züchtertauben – die Stadttauben – sind vollends herrenlose Tiere, nach deren Schicksal und Verbleib kaum ein Hahn kräht. Sie sind, als jahrtausendelang domestizierte Lebewesen, wie ausgesetzte Haustiere auf den Menschen bezogen und legen eigeninitiativ Bettelgehabe an den Tag, was kein Wildtier je tun würde. TierschützerInnen kümmern sich um sie – mehr oder weniger eingebunden in mehr oder weniger tierschutzgerechte „Stadttaubenprojekte“. Diese sehr anstrengende Arbeit (Anfeindungen, Dauerpräsenz, Prozesse) wird mit Wildpinkeln, Vandalismus und verantwortungslosem Verhalten im Straßenverkehr, ja, von der Höher der Bußen her, fast einem Verbrechen gleichgestellt : Ein Skandal sondergleichen. Was ist Ihre Lösung für dieses Problem? Beidseitige Augenklappe (für den Gesetzeshüter) oder Enterhaken? Heike Pauline Grauf
Sehr geehrte Frau Grauf,
ich muss ehrlich gestehen, dass mich Ihre, die Sie schon geschrieben hatten, sowie diese Frage auf abgeordnetenwatch.de überraschten. Wenn man für ein politisches Amt kandidiert, dann macht man sich über alles mögliche Gedanken: Welche Position vertritt man in der Familienpolitik, der Arbeits- und Sozialpolitik, der Außen- und Innenpolitik und vieles mehr. Aber an Tauben habe ich, ganz ehrlich gesagt, in diesem Zusammenhang noch nie gedacht. Daher überraschte mich Ihre Frage. Was mich tatsächlich aber noch mehr überraschte war, dass ich zu diesem Thema trotzdem eine feste Meinung habe. Diese Meinung kommt daher, dass ich in Würzburg aufgewachsen bin und dort einiges miterlebt habe was gegen die in der Stadt lebenden Tauben unternommen wurde. Wie Sie sicher wissen, gab es neben dem mal mehr und mal weniger gut überwachten Fütterungsverbot auch schon Versuche mit Gift, Zerstörung von Gelegen und andere Aktionen. Ich bin an die Tauben in der Stadt von klein auf gewöhnt und ich finde sie gehören dazu. Die anpassungsfähigen Tiere habe sich, als ihr natürlicher Lebensraum zerstört wurde, mit den neuen Gegebenheiten arrangiert und leben nun hier, genau wie wir Menschen. Kurz gesagt: Ich bin gegen das Fütterungsverbot und würde es gerne aufgehoben sehen.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Hartrich