Frage an Michael Hartmann von Fred K. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Abgeordneter Hartmann,
im aktuellen Gespräch mit dem Spiegel sprechen Sie über Ihre Rückkehr in die Politik und wie und warum Sie an CM gerieten. Sie betonen die vielen Briefe an wichtige Personen und Institutionen, in welchen Sie sich erklären und entschuldigen möchten-nur der Souverän, der Wähler, kommt hier nicht vor!
Können Sie sich vorstellen, wie politisch interessierte Wähler sich fühlen, wenn zu lesen ist, dass Sie sich durch die Bundestagsfahrbereitschaft zum Drogenkauf chauffieren lassen und dann die Möglichkeit erhalten, weiterzumachen, als sei nichts passiert?
Wenn jeder durchschnittlich begabte Bürger weiss, was CM ist und was es anrichtet-warum war Ihnen das dann egal?
Ein echter Neuanfang-hätte der wirklichauf Samoa geginnen müssen?
Vielen Dank für keine Antwort
Fred Katz
Sehr geehrter Herr Katz,
im Herbst des vergangenen Jahres ging es mir nicht gut. Ich war überarbeitet. Doch das wollte ich weder mir noch meiner Umwelt eingestehen und habe deshalb über eine kurze Zeit einen falschen Weg beschritten. Dies soll mein Verhalten nicht entschuldigen und ich weiß, dass ich viel Vertrauen beschädigt habe.
Deshalb und weil ich kaum mehr authentisch gegen Drogenhandel und organisierte Kriminalität eintreten konnte, habe ich unmittelbar nach Bekanntwerden meines Drogenkonsums alle innenpolitischen Ämter abgebeben. Ich habe mich gegenüber der Staatsanwalt umfassend offenbart und habe dieses, sobald es der Stand des formalen Verfahrens erlaubte, auch gegenüber der Öffentlichkeit wiederholt.
Einen Rücktritt als Abgeordneter habe ich in Erwägung gezogen, habe mich aber nach reichlicher Überlegung und Beratung mit meinem engen Umfeld dagegen entschieden. Der Grund dafür ist einfach: Ich denke auch ein Vorbild, was ein Abgeordneter des deutschen Bundestages immer sein sollte, darf einmal Fehler machen. Denn auch Vorbilder sind nur Menschen und letztlich habe ich durch den Konsum in erster Linie mir selbst geschadet.
Natürlich muss ein solcher Fehler dennoch Konsequenzen haben. Ich habe eben nicht weitergemacht, als sei nichts passiert. Ich habe meine Fehler eingestanden und habe meine Ämter aufgegeben. Dabei ist für mich wahrscheinlich die größte Strafe, dass ich mich selbst aus dem, von mir geliebten und mit Leidenschaft bearbeiteten, Feld der Innenpolitik hinausgeschossen habe.
In meiner Entscheidung, mein Mandat weiter auszuüben, wurde ich durch viele Briefe bestätigt, die ich in den vergangenen Monaten von Menschen aller politischen Couleur erhalten habe – nicht nur von Mandatsträgern, sondern auch von zahlreichen „normalen“ Bürgerinnen und Bürgern. Ich habe unendlich viel Unterstützung, Verzeihen, Solidarität und Erbarmen erfahren. Dafür bin ich aufrichtig dankbar.
Trotzdem verstehe ich alle, die sich wegen meines Fehlers von mir abgewandt haben oder enttäuscht sind. Ich erwarte es nicht, aber ich hoffe, dass bei Ihnen wie auch den anderen Bürgerinnen und Bürgern von den mehr als 12 Jahren, die ich meinen Wahlkreis im Bundestag bisher vertrete, nicht nur mein Fehler in Erinnerung bleibt und es mir gelingt, verspieltes Vertrauen zurückzugewinnen.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Hartmann