Frage an Michael Hanne von Roland M. bezüglich Recht
Sehr geehrter Herr Hanne,
ich freue mich sehr darüber, dass Sie sich ernsthaft mit meiner Frage auseinander gesetzt haben!
Deswegen möchte ich mich auch ernsthaft Ihrer Antwort widmen:
a) Was sie als "behördenuntypisch" beschreiben -ständige Verbesserung, die fast schon selbstverständlich mit einem stetigen Verändern einhergeht, um Sie zu paraphrasieren - sähe ich gerne als behördentypisch: Von dem iterativen und pragmatischen Vorgehen, dass gleichzeitig offenen Spezifizierungen folgt, könnten öffentliche Behörden m.E. lernen.
b) Um daran anzuschließen: Offene Software zeichnet sich durch die Akzeptanz offener Standards aus. So lässt sich auch erklären, wie trotz eines sich ständig im Wandel befindendes Softwareproduktentwicklungsprozesses, in dem auch eben das erzeugte Produkt sich wandelt, eben nicht folgt, dass "spätere Lesbarkeit" nicht mehr gegeben sei. Gerade das Gegenteil ist der Fall: Dadurch dass offene Standards umgesetzt werden (und man nicht proprietär gesetzten Standards folgen muss, sondern im Zuge eines öffentlich stattfindenden, mithin demokratischen, Entscheidungsprozesses an den verwendeten Standards mitentscheiden kann, auch als öffentliche Hand), ist eine ständige Rückwärtkombatibilität m.E. eher gesichert als in einem proprietär angetriebenen Prozess (Anreizstruktur!).
c) Zur Sicherheit: Im oben zitierten McKinsey-Bericht wird explizit betont, dass Sicherheit zum primären Argument wurde. Und das lässt sich leicht nachvollziehen. Insbesondere in Bezug auf die von ihnen angesprochene Sicherheit vor Missbrauch und einer möglichen Prüfung von OpenSource auf Fehlerfreiheit muss ich feststellen, dass im Falle von offener Software die Fehlerfreiheit von jedem überprüfbar ist und Fehler von jedem behoben werden können, im Falle proprietärer Produkte ist kein nachbessern und keine Überprüfung prinzipiell möglich: Man muss den Anbietern vertrauen.
Wie stehen Sie zu diesen Argumenten in Bezug auf Ihre vorherige Antwort?
Viele Grüße,
Roland Mayer
Sehr geehrter Herr Mayer,
wir haben da einen hohen Grad an Übereinstimmung. Nur - ich argumentiere nicht als Privatmann, sondern als Kandidat und mit meiner Erfahrung als Beigeordneter in der Verwaltung.
Zu a) Iterativ und Pragmatisch in Verwaltungen? Gerne. Dazu muß man aber zuerst die Amtsleiter und Verwaltungsspitzen gewinnen und einen Führungsprozess starten. Der Anteil der Verwaltungsmitarbeiter, der die Sicherheit gewählt hat, ist eben recht hoch.
Zu b) das überzeugt mich, mir ging es in erster Linie um die Lesbarkeit älterer Datenbestände. Aber wahrscheinlich ist meine Perspektive eher die eines MS-Office-Anwenders. Verwaltungen speichern aber andere Daten. Und die müssen sehr sicher sein, und geschützt.
Zu c) sicher muß man den Anbietern vertrauen, hat aber auch kommerziellen Anspruch. Wenn man ihn überhaupt durchsetzen kann (Seattle ist weit weg). Auch hier gilt es zu unterscheiden zwischen der Standard-Office-Software und eigens programmierten Softwarepaketen (Bei der Doppik z.B. würde ich mir sehr einen Einsatz von Open-Source wünschen, da laufen viele halbseidene Berater herum und die Kommunen sind immer noch nicht miteinander vergleichbar) für Behörden und Kommunen mit hoheitlichen Aufgaben. Wahrscheinlich braucht man (oder ich) etwas mehr Erfahrung und Informationen zu der Änderbarkeit der Open-Source-Software und deren Konsequenzen. Die Akzeptanz muß einfach da sein.
Aus dieser Diskussion heraus werde ich mir mehr Open-Source-Software herunterladen und damit arbeiten. Der nächste Generationswechsel steht ohnehin an. Weiterhin sage ich Ihnen zu, verwaltungsintern dieses Thema anzusprechen. Daher vielen Dank für den Anstoß.
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Hanne