Frage an Michael Freytag von Robert C. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Dr. Freytag,
mit Interesse habe ich gestern die Diskussion bei Schalthoff auf HH1 gesehen.
Einige rein wirtschaftliche Argumente könnten gegen die Elbvertiefung sprechen.
Das Thema Elbvertiefung wurde schon mal bei Schalthoff behandelt, dort wurde auch Zahlen genannt, die eher gegen die Elbvertiefung sprechen sollten: ca 1% aller weltweit agierenden Frachtschiffe haben den für die Elbvertiefung benötigten Tiefgang von 14,5m. Der Hamburger Hafen wird allerdings eher von moderneren Schiffen besucht, daher rechnet man mit bis zu 4% für Hamburg.
Meine erste Frage lautet:
Mich würde interessieren, ob die Zahlen stimmen, zumal diese Sendung schon einige Zeit her war.
Ein weiteres Argument, das gegen die Elbvertiefung sprechen könnte: es gibt weltweit verkehrstechnisch wichtige Häfen mit ähnlich hohen Umsatzzahlen, die nicht vertieft werden können und deshalb gezwungenermaßen von Schiffen besucht werden, die einen geringeren Tiefgang haben. Leider ist mir auch in diesem Punkt nicht bekannt, um welche Häfen es sich hier im einzelnen handelt.
Meine zweite Frage: wissen Sie um welche größeren Häfen es sich hierbei handelt ?
Man weiß, dass es Gutachten und Gegengutachten gibt, auch über die Schäden am Elbtunnel.
Meine dritte Frage: ist Ihrer Meinung mit Schäden am Elbtunnel zu rechnen ?
Gruß
Robert Cramer
Sehr geehrter Herr Cramer,
vielen Dank für Ihre Fragen, die ich im Folgenden gerne beantworte.
Zwingende wirtschaftliche Gründe sprechen für die Vertiefung der Elbe: Der Hamburger Hafen ist Motor für Wohlstand und Wachstum der Freien und Hansestadt Hamburg. Er ist ein Garant für sichere Arbeitsplätze. Richtig ist, dass bezogen auf alle den Hamburger Hafen anlaufenden Seeschiffe der Anteil der Frachtschiffe mit Tiefgängen von mehr als 13,50 m, für die ja derzeit die Vertiefung geplant wird, relativ gering ist. Aber zu bedenken ist, dass in einer solchen Statistik wirklich jedes Seeschiff vom Küstenmotorschiff bis zum Großtanker berücksichtigt wird. Jedes größere Frachtschiff, das im Überseeverkehr eingesetzt wird, zieht eine große Anzahl kleinerer Seeschiffe für die regionale Verteilung der transportierten Güter nach sich. Die Großcontainerschiffe sind von entscheidender Bedeutung für das Umschlagsgeschehen im Hamburger Hafen. So werden bereits heute 60 % des Containerumschlags im Hamburger Hafen mit Containerschiffen abgewickelt, die einen Tiefgang um 14,50 m haben. Für den Hamburger Hafen ist insbesondere das Fahrtgebiet Fernost von zentraler Bedeutung. Alle bedeutenden Containerhäfen in Ostasien können von Schiffen mit Tiefgängen von 14,50 m angelaufen werden.
Bereits im Zuge des vergangenen Fahrrinnenausbaus ist der Elbtunnel mit einer stabilen Schüttsteinschicht abgedeckt worden, um Schäden an der Tunnelabdeckung durch Ankerwurf zu verhindern. Im Zuge des jetzt geplanten Fahrrinnenausbaus wird über der Tunneltrasse nicht vertieft werden.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Freytag