Frage an Melanie Bernstein von Pit N. bezüglich Gesundheit
Meine Frage bezieht sich auf die Thematik, dass von Seiten der Regierung offenbar keine Notwendigkeit gesehen wird, sogenannte Konversionstherapien, also sinnfreie Versuche der "Homo-Heilung" zu verbieten.
Diese Art Scharlatanerie wird unter pseudowissenschaftlichen Ideen verklärt, zumeist von wenig kundigen Leuten mit ganz oft religiös motiviertem Hintergrund vertreten und betrieben.
Hierin werden therapeutische Lehren und Instrumente missbraucht, um über psychische Einflussnahme Menschen zu bearbeiten, die man an ihrer sexuellen und/oder romantischen Orientierung verunsichert, indem man diese als problematisch, irrtümlich oder unnatürlich verursacht darstellt.
Über die Verwendung bestimmter diagnostischer Schlüssel ( beispielsweise "ich-dystone Sexualorientierung F66.1 ICD 10", können solche Behandlungen sogar von den Kassen übernommen werden.
Besonders sensible, gläubige und am Selbst wenig widerstandfähige Personen werden über derartige Manipulation in Depressionen und Selbstzweifel, Selbstablehnung und in Schuldkomplexe versetzt, es kann bis zum Suizid kommen. In jedem anderen Zusammenhang wäre eine derartige Behandlung fachlich verfehlt, angewandte Inkompetenz und nicht zu verantworten. Beispielsweise Exorzismen bei Wahnstörungen oder schizoider PS.
In einem angeblich ethisch wie wissenschaftlich progressiven Land darf ich mich wundern, dass diese Möglichkeit zugelassen wird, dass solche nicht nur sinnlosen Experimente an Menschen möglich sind, weil bestimmten Gruppen deren Veranlagung nicht gefällt. Ich glaubte, dass wir so etwas seit Zeiten von Dr. Mengele & Konsorten, bzw. seit der Aufarbeitung unserer Psychiatrie-Geschichte hinter uns hätten.
Folglich meine Frage :
Warum wird Konversions-Therapie/Umpolungsbehandlung weiterhin zugelassen, obwohl sich wissenschaftlicher Erkenntnisstand und ein Begriff von der Achtung vor der menschlichen Person und ihrer Entfaltung in einem säkularen Land verfeinert haben müss(t)en?
Mit wunderlichem Gruß,
Pi Naish
Sehr geehrter Herr N.,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Lassen Sie mich deutlich sagen: Homosexualität ist keine Krankheit und bedarf daher auch keiner "Heilung".
Falls Ärzte oder Psychotherapeuten Therapien anbieten, die nicht fachlichen Standards entsprechen, werden ohnehin strafrechtliche bzw. berufsrechtliche Schritte eingeleitet. Die Bundesregierung setzt in dieser Frage in erster Linie auf frühzeitige Aufklärung und sachgerechte Informationen; da es bisher nur vereinzelte Fälle gegeben hat, erscheint dies als sinnvoller Weg. Gleichwohl behalten wir auch als Gesetzgeber die Entwicklung in Deutschland im Auge - genauso wie z.B. die Situation in Malta, wo es ein von Ihnen angesprochenes Verbot seit kurzem gibt.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre
Melanie Bernstein