Portrait von Mechthild Rawert
Mechthild Rawert
SPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Mechthild Rawert zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Matthias K. •

Frage an Mechthild Rawert von Matthias K. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Frau MdB Rawert,

Das der BER zu einem überteuertem, überdimensionierten Flughafen wurde, liegt am Wunsch der Luftverkehrslobby (und willigen Politikern), am BER zusätzlich ein internationales Flugdrehkreuz aufzubauen, obwohl der BER nur als ein mittelgroßer Regionalflughafen genehmigt wurde.

Ein Drehkreuz bringt a) Berlin-Brandenburg wenig (einige zusätzliche Niedriglohnjobs), b) dem Flughafen wenig (geringe zusätzliche Einnahmen), schadet aber massiv uns BürgerInnen (Fluglärm, Entwertung der Immobilien).

a) Ein Drehkreuz bringt zwar Millionen Passagiere an den BER, die Fluggäste steigen aber nur um, sie trinken einen Kaffee und fliegen weiter, der Berliner Tourismus & die Wirtschaft hat NICHTS von Umsteigern.
b) Da Umsteiger und Billigflieger aber zu wenig Geld im Shopping & Restaurantbereich lassen (wovon die Flughäfen 60-80% ihres Umsatzes generieren), sagen Experten voraus, dass nach Fertigstellung des BER die Kosten keineswegs aufhören, der BER sogar jährliche Verluste in Millionenhöhe produzieren wird. Politiker wollen davon noch nichts hören.

Übrigens, die bejubelten, steigenden Passagierzahlen am Flughafen Tegel beruhen bereits zum Großteil auf Umsteigern und Billigflieger-Passagieren aus Osteuropa. Was wir BürgerInnen aber nur wollen und brauchen, ist ein mittelgroßer Regionalflughafen für die Berlin-Brandenburger sowie Geschäftsleute und Touristen, die Geld in die Region bringen.

Um den BER fertigzubauen, braucht man wohl noch 2 Milliarden. Dann weitere Milliarden für neue Terminals (fürs Drehkreuz), Sanierung der Nordbahn, später 3. Startbahn, usw. Von den geplanten 40 Millionen Passagieren sind 25 Mio. dann Umsteiger.

Frage: Stimmen Sie für weitere Milliarden für eine unwirtschaftlichen BER?

Vorschlag: Stopp fürs Drehkreuz. Beibehaltung des status quo am BER für Regionalflughafen, spart Milliarden Steuergelder für unwirtschaftlichen Ausbau. Und verhindert die sinnlose Verlärmung von Berlins Süden.
Was meinen Sie dazu?

Portrait von Mechthild Rawert
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Dr. Kiessling,

ich danke Ihnen für Ihre Frage zum BER und möchte sie wie folgt beantworten.
Sie gehen leider von einer falschen Annahme aus. Der Single-Airport Berlin-Brandenburg-International wurde nicht als kleiner Regionalflughafen geplant, sondern immer als ein internationaler Flughafen, der die gesamte Region Berlin - Brandenburg abdecken sollte. Auch aus diesem Grund wollte die Berliner SPD den Flughafen lieber am Standort Sperenberg errichten. Bedauerlicherweise fand der Vorschlag der Berliner SPD keine Mehrheit, so dass mit dem Konsensbeschluss von 1996 - geschlossen durch den damaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen (CDU), dem damaligen Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (CDU) und dem damaligen Ministerpräsidenten von Brandenburg Manfred Stolpe (SPD)- Schönefeld als Standort ausgesucht wurde.
Auch wurde bei den Planungen berücksichtigt, dass das Fluggastaufkommen stetig steigt und deshalb Ausbaumöglichkeiten berücksichtigt.
Der Flughafenbau wurde immer als das wichtigste Infrastrukturprojekt in Ostdeutschland eingeschätzt. Im Beschluss des Berliner Abgeordnetenhauses vom 27.4.1997 über die Errichtung des Flughafens heißt es deshalb auch in der Begründung: "Mit der Standortentscheidung für einen Single-Flughafen Berlin-Brandenburg International in Schönefeld haben die Länder Berlin, Brandenburg und der Bund einen wesentlichen Beschluß für eine flughafenpolitische und wirtschaftliche Schwerpunktsetzung in dieser Region getroffen. Die Planung des Single-Flughafens Berlin-Brandenburg International muß zielstrebig fortgeführt werden und darf nicht verzögert werden. Wer diese wichtigste Infrastrukturentscheidung verhindern will, schädigt die wirtschaftliche Entwicklung und Prosperität für den Standort Berlin und die Region."
Die Region Berlin-Brandenburg hat bereits jetzt wesentlich vom Infrastrukturprojekt Flughafen profitiert. So sagt die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Effekte für die hiesigen Baufirmen und Beschäftigte:
- Es gingen mehr als 60% des Auftragsvolumens an regionale Unternehmen. Also 1,3 Mrd € von rund 2,1 Mrd. € (Quelle: Berliner Flughäfen, Stand: 01.09.2012)
- Vom rund 600 Ausschreibungen haben Unternehmen aus der Region über 430 gewonnen. (72%) (Quelle: Berliner Flughäfen, Stand: 01.09.2012)
- Von 3.104 Nachunternehmern waren 1.640 aus der Region (53%) (Quelle: Berliner Flughäfen, Stand: 01.03.2012)
- Von 2005 bis Mai 2009 , bereits 40.200 Personenjahre geleistet worden, davon 30.800 (70%) auf Berlin-Brandenburg
(Quelle: IfV Köln und KE-Consult; Köln 2009 "Wirtschaftliche Effekte des Airports Berlin Brandenburg International -update 2009-" Prof. Baum).
Ich möchte mir die Berliner Lage insbesondere bei den Baufirmen und ihren Beschäftigten gar nicht vorstellen, wie die Lage wäre, wenn dieses hohe finanzielle Volumen als Investition „in Berlin“ gefehlt hätte.
Nun ist es legitim Zweifel am Nutzen von steigenden Fluggastzahlen und der Motivation der Fluggäste zu haben. Ich bezweifle auf der anderen Seite, ob rein innerdeutsche Flüge mit kurzen Strecken sinnvoll sind, wenn man ebenso gut in gleicher Zeit das Ziel mit der Bahn erreichen kann. Bei der Entscheidung für ein internationales Drehkreuz ging und geht es auch um weitaus mehr: Wir wollen, dass die Flüge in Europa, in Deutschland landen, ansonsten sind wir einfach „abgehängt“ mit allen wirtschaftspolitischen Konsequenzen. Die Wirtschaftlichkeit jedes Flughafens hängt von den Flugbewegungen ab. Für Airlines ist ein Flugziel dann attraktiv, wenn sie ihre Maschinen auslasten können, denn nur so können auch sie wirtschaftlich agieren. Lufthansa und Air Berlin betreiben derzeitig am Flughafen Tegel ein Drehkreuz, da sie nur dadurch die Wirtschaftlichkeit herstellen können.
Wer den BER nunmehr als Regionalflughafen fertig bauen möchte, würde meines Erachtens Berlin und Brandenburg einen Bärendienst erweisen und dafür Sorge tragen, dass die Wirtschaftlichkeit des BER niemals erreicht werden würde. Denn er wäre für die Fluggesellschaften als Flugziel unattraktiv.

Mit freundlichen Grüßen

Mechthild Rawert

P.S.:
Zur Zukunft des BER finden Sie weitere Informationen unter:
http://www.berlin.de/rubrik/hauptstadt/politik-aktuell/flughafen.html
In unregelmäßigen Abständen finden Sie auch immer wieder etwas zum Flughafen-Willy-Brandt auf meiner Website http://www.mechthild-rawert.de .