Maximilian Brym
DIE LINKE
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Frage von Ernst T. •

Frage an Maximilian Brym von Ernst T. bezüglich Soziale Sicherung

Herr Brym,

Sie geben zu erkennen, dass Sie für den Marxismus und seine Vorstellungen eintreten. Dazu eine konkrete Frage- Wie könnte es möglich sein Menschen hier in Oberbayern, die meist christlich sind mit sozialistischen Positionen zu beeindrucken ? Sehen Sie Berührungspunkte zwischen der katholischen Soziallehre und ihren marxistischen Positionen ?

Antwort von
DIE LINKE

Christentum und soziale Gerechtigkeit

Bekanntlich war Marx als Atheist ein scharfer Kritiker der Religion. Er nannte die Religion aber nicht nur „Opium des Volkes“ sondern er schrieb auch: „ Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur“. Im Christentum gibt es tatsächlich jede Menge Sozialkritik bis hin zu klassisch sozialistischen Positionen. Die Apostelgeschichte stellt die Urchristlich Gütergemeinschaft der Jerusalemer Urgemeinde als beispielhaftes Abbild des kommenden, alle Besitzverhältnisse umwälzenden Reiches Gottes dar (Apg 2,44 ): „Alle, die gläubig geworden waren, waren beieinander und besaßen alle Dinge gemeinsam.“

Später wurde dies abgemildert zu der Einladung, zumindest die Hälfte den Armen abzugeben und Raubgut vierfach zu erstatten (LK 19,) Der Satz aus der Bibel- „Liebe deinen NÄCHSTEN wie dich selbst“, lautet im hebräischen Original- „Liebe deinen Genossen er ist dir GLEICH“.
Jesus von Nazaret bezog sich in seinem ersten Auftritt genau auf das alte Gottesrecht des regelmäßigen Jubeljahres ( LK 4,18ff ) Um zu seinen Jüngern zu gehören, war für Reiche das Aufgeben allen Besitzes zugunsten der Armen Vorbedingung (10,21) Der einst sehr bekannte marxistische Historiker und Politiker Karl Kautsky, nannte u. a.. die urchristliche Religion einen „Vorläufer des modernen Sozialismus“. In der Partei „Die Linke“ gibt es überzeugte Christen welche der CSU vorwerfen, die christliche Sozialethik zu ignorieren. In der Tat, wer die Rente mit 67 mit verantwortete sowie mittels der Hartz IV Gesetze Millionen Menschen arm machte und enteignete kann sich schlecht auf die sozialen Grundsätze der christlichen Lehre berufen. Wer die zunehmende soziale Ungleichheit in Deutschland rechtfertigt und dem Prinzip der Ellenbogengesellschaft -statt der Solidarität huldigt- kann dies kaum mit der katholischen Soziallehre und schon gar nicht mit der Bibel begründen. Es gibt im Kampf für Freiheit und Gleichheit große Schnittmengen zwischen überzeugten Marxisten und Christen. Die Streitfrage ob es einen Gott oder keinen Gott gibt, sollte in der Realität so gelöst werden, dass man dafür eintritt die Welt nicht zur Hölle werden zu lassen. Marx sagte dazu in seiner entscheidenden These über Feuerbach: „Die Philosophen haben die Welt jeweils verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an sie zu verändern.“

Viele Grüße

Max Brym