Maximilian Brym
DIE LINKE
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Maximilian Brym zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Martin B. •

Frage an Maximilian Brym von Martin B. bezüglich Bildung und Erziehung

Herr Brym

was halten sie denn von diesen Schülerstreiks, welche in manchen teilen Deutschlands momentan stattfinden? Sind die Forderungen der Schüler gerechtfertigt? Wer soll das alles bezahlen? Ist es nicht sinvoll ein Bildungssystem zu haben, welches es den Schülern erlaubt, möglichst schnell in die Industrie zu kommen, um den Standort Deutschland global Wettbewerbsfähig zu halten?

Antwort von
DIE LINKE

Bildungsnotstand und Schülerstreiks

Mit 45% hält einer aktuellen Emnid- Umfrage zufolge fast die Hälfte der Befragten das deutsche Bildungssystem für ungerecht. Unter den Eltern sind es 48% und in Ostdeutschland liegt der Anteil gar bei 60%. Drei Viertel aller Befragten bezweifeln zudem, dass Jugendliche aller Schichten nach der Schule die gleichen Berufschancen haben. Seit Beginn der achtziger Jahre verschlechtert sich die Situation, die Teilnahme von Kindern aus sozial schlechter gestellten Familien an höherer Bildung ist rückläufig. Laut PISA Studie von 2002 gehen Kinder aus Familien von Spitzenmanagern sechs mal häufiger aufs Gymnasium als Facharbeiterkinder. Diese Entwicklung kann auch in Bayern beobachtet werden. Die Bildung wurde zurecht im Landtagswahlkampf ein wichtiges Thema, obwohl die CSU lieber über Kreuzzüge gegen „ Die Linke“ spricht. Mit letzterer Argumentation wird die CSU selbst zum schwerwiegendem Bildungsproblem. Die Kreuzzüge waren bekanntlich eine extrem blutige Angelegenheit, letztendlich wurden die Kreuzritter durch Saladin besiegt. Die offizielle Bildungspolitik der bayerischen Staatsregierung ist für die Masse der Eltern und Schüler nicht mehr hinnehmbar. In Bayern fehlt es dem Bildungssystem an allen Ecken und Enden; Unterrichtsausfall, miese Ausstattung, überarbeitete LehrerInnen und riesige Klassen mit oft über 30 Schülern. Um noch mehr zu sparen wurde G8, das Abi nach zwölf Jahren eingeführt. Das Studium müssen sich nach der Einführung der Studiengebühren immer mehr abschminken. Unter diesen Bedingungen kann man nicht oder nur sehr schwer lernen. Gegen den Bildungsnotstand gab es schon im Mai und Juni Streiks und Demos in mehreren Städten Deutschlands mit insgesamt 40.000 Teilnehmern. Gegenwärtig wird ein bundesweiter Streiktag an den Schulen für den 12. November vorbereitet. Auch in Bayern und München haben sich Schülerkomitees gegründet, um Widerstandsaktionen und Streiks an den Schulen gegen die Bildungskatastrophe vorzubereiten. Die Forderungen des Bündnisses „ Bildungsblockaden einreißen“ lauten: -“Kostenlose Bildung für alle- Sofortige Einstellung von ausreichend LehrerInnen, um als ersten Schritt alle Klassen auf maximal 20 Schüler zu begrenzen- Nein zum Super Stress, Rücknahme der Schulzeitverkürzung ( G8)- Weg mit dem dreigliedrigen Schulsystem.“ All diese Forderungen werden von der Partei „ Die Linke“ geteilt. Es ist vollständig RICHTIG nicht zu betteln und zu bitten sondern mutig zu streiten. Die Schülerstreiks sind ein eminent wichtiges Mittel um den Herrschenden in diesem Land einzuheizen.

Wer soll das bezahlen ?
In Deutschland gibt es enormen Reichtum, der sich assistiert durch die Agenda 2010 Politik in immer weniger Händen konzentriert. Gegenwärtig haben laut „Statistischem Bundesamt“ in Wiesbaden „die Deutschen ein Vermögen von 5,4 Billionen Euro“. Umgerechnet müsste jeder erwachsene Bundesbürger 81.000 tausend Euro auf seinem Konto haben. Dies ist aber nicht der Fall. Der Reichtum häuft sich immer stärker in den Händen von Millionären und Milliardären an. Die bayrische Landesbank verspielte am US Immobilienmarkt bis jetzt 4 Milliarden Euro. Für Herrn Huber von der CSU kann dies finanziell ausgeglichen werden. Im Januar 2008 wurde die Körperschaftssteuer radikal gesenkt. Der Bundesfinanzminister rechnet mit einem Steuerausfall von bis zu 10 Milliarden Euro. Ergo die herrschende Politik betreibt eine radikale Umverteilung von unten nach oben. Angeblich ist kein Geld für die Bildung vorhanden. In Wahrheit müsste nur mit dem Sozialabbau und der Umverteilung der Mittel nach oben Schluss gemacht werden. Es gibt genügend Reichtum und Geld in diesem Land. Die Knete muss nur durch eine andere Steuer und Finanzpolitik von den Besitzenden geholt werden.

Der Standort Deutschland

G8 wurde mit u.a.. dem Argument bezüglich der „ Konkurrenzfähigkeit des Standortes Deutschland“ begründet. Dies ist aber kein Argument, sondern der Strick und Altar auf dem sämtliche sozialen Rechte und das Recht auf Bildung geopfert werden sollen. In Bangladesh wurde kürzlich den Textilarbeiterinnen erklärt, dass sie mit ihrem Streik den Standort Bangladesh gegenüber dem Standort Burma gefährden. Wer sich auf die Konkurrenz und Standortlogik des Kapitals einlässt ist bereit sämtliche sozialen Errungenschaften zu opfern. Einst war die Forderung nach dem 8 Stundentag eine Forderung welche die deutsche und englische Industrie dem Ruin preisgibt. Heute wird mit der selben Argumentation der Stress und der Personalmangel an den Schulen gerechtfertigt. Demgegenüber gilt es zu vertreten: „ Das Recht auf kostenlose und gemeinsame Bildung ist ein unveräußerliches Menschenrecht.“ Sollte sich dieses Recht nicht mit der kapitalistischen Konkurrenzwirtschaft vertragen, dann gilt es dieses System grundsätzlich in Frage zu stellen.

Viele Grüße

Max Brym