Maximilian Brym
DIE LINKE
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Frage von Wolfgang D. •

Frage an Maximilian Brym von Wolfgang D. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Brym,

vielen dank für Ihre Antwort. Mich würde nun noch von Ihnen interessieren, ob Sie glauben, das die Thesen von Karl Marx Heute noch Gültigkeit haben.

MfG
Dirrigl

Antwort von
DIE LINKE

Bischof Marx und Karl Marx

Hallo Herr Dirrigl,

Sie stellen die Frage nach der Aktualität des Marxismus. In der Tat, der Marxismus ist wieder sehr lebendig geworden. Kürzlich habe ich in Schwabing ein Plakat mit dem Konterfei von Karl Marx gesehen und darunter den Spruch: „Grüß Gott da bin ich wieder“. Der Bischof von München Freising mit dem Namen Marx schrieb ein Buch unter dem Titel- „Das Kapital“. Bekanntlich hieß das Hauptwerk von Karl Marx aus dem vorletzten Jahrhundert ebenfalls- „ Das Kapital“. Die Bücher von Karl Marx sind heute wieder in jeder Buchhandlung zu erhalten und das ist gut so. Karl Marx analysiert mit seiner Methode exakt, die Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft. Marx erklärt genau warum die Anhäufung von Reichtum und Überfluss auf dem einen Pol der Gesellschaft, zu Massenarmut, Elend und moralischer Degeneration auf dem anderen Pol der Gesellschaft führt. Anbei einige Marx Zitate mit Anmerkungen von mir.

Ökonomie

Marx schrieb im „Kapital“:Nach mir die Sintflut! Ist der Wahlruf jedes Kapitalisten und jeder Kapitalistennation. Das Kapital ist daher rücksichtslos gegen Gesundheit und Lebensdauer des Arbeiters, wo es nicht durch die Gesellschaft zur Rücksicht gezwungen wird.“ Das Kapital ist demzufolge rücksichtslos gegenüber Mensch und Natur. Es ist nur an Profit interessiert- Arbeiterrechte, Schutz der Natur und die Gesundheit der Menschen müssen gegen das Kapital erstritten werden. Die Debatte um den Mindestlohn und der Kampf gegen die Rente mit 67 sind ein deutlicher Beleg dafür, dass elementare Rechte immer wieder gegen das Kapital erkämpft werden müssen.

Karl Marx schrieb: „Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens. Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren. Beweis: Schmuggel und Sklavenhandel."
Das ist die Realität, die Marx exakt beschrieb. Marx beschreibt im „ Kapital“ exakt die kapitalistische Ausbeutergesellschaft, er beschreibt die Konkurrenz, die Entstehung von Krisen, die Ausbeutung der Arbeiter. Marx beweist dass die kapitalistische Gesellschaft ihre Geschäfte als Naturgesetz versteht - also angelegt im sozialdarwinistischen Grundsatz, in dem das Recht des Stärkeren gilt.
Wer den Marxismus versteht, d. h. die Zusammenhänge des Kapitals, die auf der Ausbeutung von Lohnabhängigen beruht - wie sich immer mehr zeigt - muss noch lange kein ehemaliger SED-Kader sein. Dies stellt eine Beleidigung dar für alle intelligenten Menschen. Sehr aktuell sind auch die Ausführungen von Marx in -Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie-. „Die Arbeit produziert Wunderwerke für die Reichen, aber sie produziert Entblößung für den Arbeiter. Sie produziert Paläste, aber Höhlen für den Arbeiter. Sie produziert Schönheit, aber Verkrüppelung für den Arbeiter. Sie ersetzt die Arbeit durch Maschinen, aber sie wirft einen Teil der Arbeiter zu einer barbarischen Arbeit zurück und macht den andren Teil zur Maschine. Sie produziert Geist, aber sie produziert Blödsinn, Kretinismus für den Arbeiter.
Der Arbeiter fühlt sich daher erst außer der Arbeit bei sich und in der Arbeit außer sich. Zu Hause ist er, wenn er nicht arbeitet, und wenn er arbeitet, ist er nicht zu Haus.
Indem die entfremdete Arbeit dem Menschen 1. die Natur entfremdet, 2. sich selbst, seine eigne tätige Funktion, seine Lebenstätigkeit, so entfremdet sie dem Menschen die Gattung; sie macht ihm das Gattungsleben zum Mittel des individuellen Lebens.“

Karl Marx und die Stellung der Frauen

Karl Marx schreibt; „Der gesellschaftliche Fortschritt lässt sich exakt messen
an der gesellschaftlichen Stellung des schönen Geschlechts.“ In Deutschland verdienen die Frauen im Schnitt nur 70% von dem was Männer verdienen. Damit ist klar wie rückständig die gegebene Gesellschaftsordnung ist. Grundsätzlich ist die Emanzipation der Frau immer noch eine Frage, die zur Lösung ansteht

Karl Marx und die Globalisierung

In den letzten Jahren wurde unter dem Schlagwort „ Globalisierung“ so getan als ob ein völlig neues Phänomen aufgetreten sei, welches den Sozialabbau unvermeidlich mache. Erst durch die zunehmende Stärke der „ Linken“ konnten die Prämissen des Neoliberalismus aufgebrochen werden. Nebenbei bemerkt ist die „ Globalisierung nichts entscheidend Neues. Marx und Engels schrieben im Kommunistischen Manifest im Jahr 1848: „ Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Produkte jagt die Bourgeoisie über die ganze Erdkugel. Überall muß sie sich einnisten, überall anbauen, überall Verbindungen herstellen.
An die Stelle der alten lokalen und nationalen Selbstgenügsamkeit und Abgeschlossenheit tritt ein allseitiger Verkehr, eine allseitige Abhängigkeit der Nationen voneinander. Und wie in der materiellen, so auch in der geistigen Produktion. Die geistigen Erzeugnisse der einzelnen Nationen werden Gemeingut. Die nationale Einseitigkeit und Beschränktheit wird mehr und mehr unmöglich, und aus den vielen nationalen und lokalen Literaturen bildet sich eine Weltliteratur.
Mit einem Wort, sie schafft sich eine Welt nach ihrem eigenen Bilde.“

Handeln

Karl Marx schreibt :Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern. „ Ergo die Beschäftigten der Telekom, die Arbeiter bei Siemens und die Arbeiter von BMW müssen sich gegen Lohndruck, gesteigerte Arbeitshetze und Entlassungen wehren. Der Kapitalismus muss elementar in Frage gestellt werden. Es gilt eine Gesellschaft zu erreichen in der Freiheit und Gleichheit keine Gegensätze mehr sind.

Viele Grüße

Max Brym