Frage an Matthias Werwigk von Thorsten K. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Dr. Werwigk,
Sie finden es also richtig, dass ein gut ausgebildete(r) Akademiker(in) nach 3-5 Jahren unbezahlter Ausbildung, die in der Regel mit erhebl. Kosten verbunden ist, erstmal als un- bzw. schlecht bezahlte(r) Praktikant(in) z.B. bei einer Zeitung in Vollzeit arbeitet und der Staat dem Verleger, der mit den Texten gutes Geld verdient, diese Arbeitskraft auch noch subventionieren muss?
In Anbetr. der Tatsache, dass diese Akademiker im besten Zeugungsalter sind und gute Voraussetzungen haben, um dem Nachwuchs einen guten Start in d. Gesellschaft zu bieten: meinen Sie nicht, dass unsere Gesellschaft mehr davon hätte, wenn diese gleich in unbefristete und ordentl. bezahlte Anstellung kämen?
Weiterhin schreiben Sie, dass die tendenzielle Zunahme prekärer Beschäftigungsverhältnisse seit 2009 wieder rückläufig sei. Was meinen Sie damit konkret: Ist die Zunahme prekärer Beschäftigungsverhältnisse rückläufig, oder ist die absolute Zahl rückläufig? Wo finde ich entspr. Belege konkreten Zahlen für diese These?
Sie behaupten kühn "Die soziale Schere geht nicht weiter auseinander sondern wird wieder geringer." und folgern daraus "Die Menschen wachsen offensichtlich in bessere Beschäftigungsverhältnisse hinein."
Woher nehmen Sie diese Behauptungen? Frau Ursula v. d. Leyen hat ähnliches behauptet, Zitat: "Die Einkommensschere schließt sich seit drei Jahren wieder."
Im Faktencheck von heute.de, ein Format des Senders ZDF, wurde diese Behauptung in ausgiebiger Recherche als falsch entlarvt. Weder die Zahlen des statistischen Bundesamtes, noch die Berichte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung geben das her. Auch gibt es renommierte Fachleute die vom Gegenteil überzeugt sind, z.B. der Sozialhistoriker Hans-Ulrich Wehler.
MfG,
TK
http://www.heute.de/Deutschland-droht-eine-Existenzkrise-27062212.html
Sehr geehrter Herr Karlhuber,
Sie haben mich falsch verstanden. Die FDP und ich persönlich sind keine Fans von Mini-und Niedriglöhnen. Die FDP will mit Ihrer Wirtschaftspolitik die Voraussetzung dafür schaffen, dass möglichst viele sozialversicherungspflichtige Vollzeitarbeitsplätze mit guten Löhnen und Gehältern entstehen, die den Menschen Perspektiven und wirtschaftliche Sicherheit geben.
Wir müssen jedoch konstatieren, dass solche Arbeitsplätze nicht auf Knopfdruck oder einfache Gesetzesänderung entstehen. Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, dass Unternehmen und Betriebe in Arbeitsplätze investieren. Moderate Steuern sind hierfür eine zentrale Voraussetzung. Die Einführung von
Vermögenssteuern oder Vermögensabgaben oder die Erhöhung des Spitzensteuersatzes rufen genau die gegenteilige Wirkung hervor. Solche Maßnahmen führen zum Abbau von Arbeitsplätzen.
Wenn gut ausgebildete Akademiker nach dem Studium keinen ordentlich bezahlten Vollzeitarbeitsplatz bekommen, muss man zunächst einmal fragen, um welche Studiengänge es sich dabei handelt. Offensichtlich gibt für manche Studienabschlüsse keine konkrete Nachfrage oder Bedarf. Temporäre Praktikumsplätze bieten hier Notlösungen. Die Betroffenen erhalten zumindest die Chance in eine Branche hinein zu schnuppern und können einen Fuß in die Tür eines späteren Vollzeitarbeitsplatzes stellen. Wenn diese Möglichkeiten durch Gesetz verboten werden, stehen die jungen Leute oder die Einsteiger ganz auf der Straße.
Meine Aussage die „soziale Schere schließt sich wieder“ und die „Zahl er prekären Arbeitsplätze ist seit 2009 wieder tendenziell rückläufig“ basiert auf den Untersuchungen des DIW. Das ist das führende Forschungsinstitut auf diesem Gebiet. Lesen Sie hierzu den Wochenbericht 42 aus 2012. Dieser ist im Internet abrufbar. Eine bürgerliche Politik, die auf Vollbeschäftigung setzt, zeigt hier offensichtlich Wirkung. Dafür steht die FDP. Dafür setzt sich die FDP ein. Sie ist seit 2009 an der Regierung beteiligt.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Werwigk, FDP