Matthias Werwigk
FDP
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Matthias Werwigk zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Thorsten K. •

Frage an Matthias Werwigk von Thorsten K. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Dr. Werwigk,

im Kandidaten-Check lehnten Sie die These

"Wer Vollzeit arbeitet, muss davon ohne staatliche Aufstockung leben können."
mit folgender Begründung ab:

"Es würden ansonsten zu viele einfache Arbeitsplätze wegfallen. Die Arbeitslosigkeit würde spürbar steigen. Arbeitslos zu sein ist ein größeres soziales Stigma als ein geringer Lohn plus Aufstockung."

Wie sieht für Sie eine Vollzeit-Arbeitsstelle aus, die keinen Lohn rechtfertigt der über der Grundsicherung von 382 €/Monat liegt?

Was würde Ihrer Meinung nach mit der zu erledigenden Arbeit passieren, wenn Ihre Prognose zutrifft und sehr viele "Aufstocker" von den Unternehmern wegen zu hoher Kosten vor die Tür gesetzt werden? Wer würde diese Arbeiten sonst ausführen, oder würden diese Arbeiten auf einmal nicht mehr anfallen?

Wie sehen Sie das:

Sollte die Gesellschaft nicht eher Unternehmer stigmatisieren, die sich auf Kosten der Allgemeinheit (Steuergeld) und der Arbeitskräfte, bereichern?

Hochachtungsvoll,
Thorsten Karlhuber

Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Karlhuber,

nachdem diese Regelung Niedriglohn mit Aufstockung 2003 von Rot-Grün eingeführt wurde, sank die Arbeitslosigkeit in Deutschland um 2 Mio. Menschen. Dass diese Menschen überwiegend im unteren Teil des Arbeitsmarktes Beschäftigung gefunden haben dürften, bestätigt auch die Arm / Reich Statistik, die auf Daten von 2007 und 2009 basiert, und die eine tendenzielle Zunahme prekärer Beschäftigungsverhältnisse ausweist. Seit 2009 ist diese Tendenz wieder rückläufig. Die soziale Schere geht nicht weiter auseinander sondern wird wieder geringer. Die Menschen wachsen offensichtlich in bessere Beschäftigungsverhältnisse hinein.

Das sind Prozesse, die nicht auf Knopfdruck gehen, sondern wenn Sie sich das real an Einzelpersonen vorstellen, jeweils sicherlich mehrere Jahre dauern. Ich denke z.B. an zahlreiche Uniabsolventen, die vielfach über mehrere sogenannter „Praktika“ (=voll arbeiten bei geringstem Lohn) in einer Branche (oft Zeitung, Kultureinrichtung usw.) Fuß fassen und sich etablieren. Ich denke aber auch an viele einfache Beschäftigungsverhältnisse im sozialen und kirchlichen Bereich, wo sich die Menschen, wenn sie erst einmal Fuß gefasst haben, sich durch Qualifizierung nach oben arbeiten können. Ich kenne zu viele Menschen für die diese Niedriglohnlösung mit Aufstockung eine vernünftige Chance zum Einstieg und Aufstieg war und ist.

Die Hartz Gesetze wurden nicht allein von Politikern ausgearbeitet, sondern es wurde die Expertise von Arbeitgebern und Gewerkschaften und vielen anderen Fachkundigen mit einbezogen. Sie basieren auf der Realität und nicht auf politischem Wunschdenken.

Mit freundlichen Grüßen

Matthias Werwigk