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Frage von Hardy S. •

Frage an Matthias Schmidt von Hardy S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Schmidt,
ich danke Ihnen für die Beantwortung der von Ihnen vermuteten Frage Nr. 21. Ich vermute, die Antwort auf meine Frage ist zweimal "Nein!".

Ich greife das von Ihnen gegebene Stichwort "Integration" auf. Es fehlt mir allenthalben eine Begründung des Integrationserfordernisses.

Jetzt kommen die Fragen.

Warum soll ein Geflohener dauerhaft bei uns bleiben? Warum soll sich ein voraussichtlich vorübergehend Bleibender in ein Gesellschaftssystem integrieren, welches er a) mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ablehnt und b) mittelfristig wieder verlassen wird? Warum sollen Fachkräfte den Ursprungsländern entzogen werden? Wer soll in den Ursprungsländern den Wiederaufbau leisten? Warum ist medial nichts davon zu vernehmen, dass sich Geflohene politisch für Veränderungen in ihrem Heimatland einsetzen? Warum ist nichts davon zu vernehmen, dass Geflohene die Bundesrepublik bitten, sie militärisch auszubilden, auszurüsten und beim Befreiungskampf zu unterstützen?

Ende der Fragen.

Es wird gern die unpassende Parallele zur Zeit kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges gezogen, als Millionen Deutsche innerhalb ihres Heimatlandes "umziehen" mussten. Parallelen dazu, dass Emigranten aus den von Deutschland besetzten Ländern in militärischen Formationen halfen, das Kriegsende herbeizuführen, zieht niemand.

Ich versuche mich als Prophet: Es wird nicht gelingen. Aber es freut mich, dass es trotz entgegenstehender Indikatoren noch solchen Idealismus gibt. Schade nur, dass es inzwischen zu einer gewissen Exklusion Einheimischer kommt. Herr Gabriel nannte einen Teil solcher Personen unlängst "Pack", andere nennen sie "Mischpoke". Inzwischen macht sich in meinem Umfeld ein gewisser Fatalismus breit, nach dem Motto: "Dann bin ich eben Pack." oder "Dann bin ich eben Nazi."

Hoffen wir, dass es bei Fatalismus bleibt.

Mit freundlichen Grüßen
Hardy Stadie

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Stadie,

haben Sie vielen Dank für Ihre Nachfrage, die ich gern beantworte.

Ich glaube nicht, dass die Frage, ob eine zu uns geflüchtete Familie wieder in ihre Heimat zurück möchte, von außen entschieden werden kann und wird. Letztendlich sind dies stets sehr persönliche Entscheidungen, die jeder Mensch individuelle mit seiner Familie ausmacht.

Die Erfahrung lehrt uns, dass ein Teil der zu uns geflüchteten Menschen dauerhaft bleiben wird. Das ist auch recht einfach nachzuvollziehen. Die Menschen erlernen unsere Sprache, lernen sich im Alltag zurecht zu finden und beginnen unser Land als ihr zu Hause zu begreifen. Dies beginnt mit der eigenen Wohnung, geht weiter mit der Ergreifung eines Berufes oder der Annahme einer Anstellung. Sie bauen sich neue Existenzen auf.

Wenn dann noch die Familie wächst, Kinder geboren werden, verfestigt sich die Bindung in der neuen Heimat weiter. Übrigens besitzen in Deutschland geborene Kinder, deren Eltern einen Aufenthaltstitel besitzen, die deutsche Staatsangehörigkeit. Wenn dann nach einigen Jahren die Situation wieder so ist, dass eine Rückkehr möglich wäre, stellt sich die Frage ob man die hier gewachsenen Verbindungen wieder trennen will. Will man die Wohnung aufgeben, den Job kündigen oder das Kind aus der Schule nehmen? Was sind die Alternativen? Ein zerstörtes Land, zerstörte Schulen? Das sind Abwägungen die ganz individuell getroffen werden müssen. Sie können auch nicht gesetzlich regeln werden. So wird man auch keinen Arbeitsnehmer, der Steuern zahlt, sich eingefunden hat und sich mit Deutschland identifiziert zurück schicken. Auch kann man kein deutsches Kind abschieben. Die Eltern übrigens auch nicht.
Gleichwohl wird auch ein erheblicher Teil wieder in sein Heimatland zurückgehen, dort wichtige Aufbauarbeit leisten und gut über Deutschland reden.

Mein Eindruck ist nicht, dass die überwältigende Mehrheit der zu uns geflüchteten Menschen unser Gesellschaftssystem ablehnt. Im Gegenteil. Der überwältigenden Mehrheit ist bewusst, dass unsere Werte Ihnen Schutz und Zukunft bieten. Und diejenigen, die gegen Gesetze verstoßen werden genauso bestraft wie jeder andere auch.

Mit freundlichen Grüßen

Matthias Schmidt, MdB