Frage an Matthias Scheffler von Gunnar L. bezüglich Wirtschaft
sgh scheffler,
die probleme in unserem land sind doch so einfach zu lösen:
nur einige beispiele:
- jeder kohlearbeitsplatz wird in deutschland mit 80000 euro pro jahr subventioniert. ich würde jedem kohle-arbeitnehmer 40.000 euro geben, mich freuen, dass er auf der parkbank entspannen kann und habe immer noch die hälfte gespart.
- der glaube, dass unternehmen ins ausland gehen, weil dort die löhne geringer sind, ist ein absoluter schwachsinn. dort ist nämlich auch die produktivität geringer. ein unternehmen geht wegen transferzahlungen ins ausland. wenn ich eine produktion im ausland plane, habe ich innerhalb von 3 monaten ein grundstück, eine erschließung, eine betriebs- und baugenehmigung, einer fertige produktionhalle und darüber hinaus noch anwerbeprämien. in deutschland brauche ich 3 jahre und habe garantiert streß mit bürgerinitiativen, die gegen irgendwas sind. die transferzahlungen im ausland werden aber aus eu-mitteln finanziert. somit schaffen wir also selbst unsere eigenen arbeitsplätze ab. wir sollte die eu auf das niveau der ehemaligen ewg zurückfahren.
- die unperson von deutschland ackermann wird oft wegen seines hohen gehaltes kritisiert. ich finde, er soll sein geld verdienen, wenn er es auch verdient. die db hat derzeit eine umsatzrendite von 15%. ackermann strebt 25% an. wenn er das mit unternehmerischem engagement schafft, kann er gerne sein gehalt verdoppeln. er aber schafft es nur durch die entlassung von mitarbeitern. damit lässt er sich seinen unternehmenserfolg von der allgemeinheit finanzieren, die nämlich die arbeitslosen bezahlen muss. mein vorschlag: wie in frankreich sollte einem unternehmen gesetzlich verboten sein, mitarbeiter zu entlassen, solange es gewinne erwirtschaftet.
- amerika macht es uns vor: das land der einwanderer lässt heute nur noch jemanden ins land, der entweder genug vermögen hat, um davon zu leben oder als unternehmen mindestens 10 arbeitsplätze schafft oder einen arbeitsplatz nachweisen kann. und wir lassen immer noch alle ins land und füttern diese über jahre bis zur asylentscheidung durch. auch muss man nicht jeden ins land lassen, der irgendwann einmal in seiner familie einen deutschen schäferhund hatte. wir sind im übrigen das einzige land in der eu mit derartigen einwandererproblemen. warum?
- das kinder-"produzieren" wird derzeit in deutschland extrem stark subventioniert. nur leider sind diese leistungen an sehr geringe einkommensgrenzen geknüpft, so dass der mittelstand als leistungssträger der nation keine finanziellen mittel hat, die zukünftigen leistungsträger zur welt zu bringen, denn diese fallen aus den einkommensgrenzen heraus. folglich subventionieren wir heute die kinder der absoluten geringverdienenden mit der garantie, dass diese kinder in 20 jahren geradezu in die arbeitslosigkeit gehen.
wir brauchen keine kinder als zukünftige arbeitslosen beitragszahler, wenn endlich mal einer sagt, dass der generationenvertrag nicht mehr funktioniert. bevor wir die arbeitslosen der zukunft subventioniereen, sollen wir erst einmal die jetzigen 5 mio unterbringen.
- viele deutsche unternehmen werden von ausländischen firmen übernommen. die teilweise extrem hohen gewinne (z.b. eon) werden ins ausland abgezogen. in deutschland werden dann keine steuern mehr gezahlt. bitte wieder einmal an amerika lernen: jeder deutsche staatsbürger sollte in deutschland steuern zahlen, gleichgültig, wo er auf dieser welt lebt und arbeitet. jedes unternehmen, welches in deutschland einen standort hat oder als deutsches unternehmen im ausland eine betriebsstätte unterhält wird in deutschland komplett veranlagt.
- die liberalisierung des telefon- und strommarktes hat letzlich dazu geführt, dass alle neu entstandenen unternehmen in der hand ausländischer investoren sind und die gewinne ins ausland abgezogen werden. war das schlau?
- öffentliche ausschreibungen erfolgen eu-weit. muss das sein? vorschlag: erste auschreibung nur für unternehmen im umkreis von x kilometern vom leistungsort. wenn sich dann keiner findet, zweite runde mit erweitertem einzugsgebiet. es kann doch nicht sein, dass die drucksachen öffendlicher auftraggeber im ostblock gedruckt werden...
- es stellen sich kandidaten zu wahl, die entweder beamte, lehrer und ewige studenten sind. meine forderung: jeder der sich für ein öffendliches amt bewirbt muss mindestens eine abgeschlosssene berufsausbildung und 10 jahre berufserfahrung vorweisen können.
naja, ich könnte mich jetzt noch viel mehr auslassen. aber irgendwann würde ich ein magengeschwür bekommen. in anderen länder wäre das volk längst zur revolution geschritten...
Lieber Herr Lindner
Eingangs möche ich bemerken, dass es mir schwer fällt zu erkennen, welche Frage sie den eigentlich an mich oder zum Programm der FDP haben.
Trotzdem möche ich folgendes zu Ihren Ausführungen anmerken: Sie geben zahlreiche Beschreibungen und Analysen an, von denen ich einige teile, andere finde ich zu pauschal, von einigen fühle ich mich nicht angesprochenm und einigen würde ich vehemend widersprechen. Aber trotzdem bleiben es doch persönliche Einschätzungen.
Am ehesten findet ihr erster Punkt zur Kohlesubvention einen Bezug zu unserem Programm. Ich teile ihre Einschätzung und habe selbst schon im privaten Kreis argumentiert, dass eine Pensonierung aller Kohlemitarbeiter die preiswerteste Lösung wäre. In diesem Zusammenhang ärgert mich aber viel mehr, das in diesem Bereich seit Jahren auch weiter ausgebildet wird. Hätte man vor 20 Jahren die Ausbildung zum Bergwerker langsam eingestellt, wäre ein Subventionsabbau in diesem Bereich wesentlich verträglicher.
Was ihre "Firmenphilosophie" angeht, so bitte ich Sie zu bedenken, dass auch deutsche Firmen im Ausland kaufen. So haben VW und BMW zahlreiche Firmen übernommen (Scoda, Seat, Bentley, Rolls Royce, Mini, auch Flugzeugwerke gehören dazu), Siemens und Stahlkocher sind in diesem Metier auch nicht schlecht und Daimler hat Chrysler geschluckt, mit dem Ergebnis das bei Chrysler in den USA 30.000 Arbeitsplätze abgebaut wurden. Und wo fallen da die Gewinne an? Erstaunlicherweise sind hier die Gewerkschaften die ersten, die diese Gewinne einfordern.
Ihre Einschätzung bezüglich der Abwanderung von Produktion in Billiglohnländer teile ich so nicht, den über Bürokatie schon. Beispielsweise sind Schiffbau und Textilproduktion nicht nach Asien abgewandert, weil es hier zu bürokratisch ist. Neue Technologie und neue Ansiedlungen werden schon eher durch Bürokratie und politisch motivierte Initiativen verhindert. Klares Beispiel hierfür ist der Transrapid, der in Deutschland nicht gebaut werden und nicht fahren darf. Diese Arbeitsplätze sind woanders entstanden.
Von ihrer Analyse bezüglich der Qualitäten der Bewerber fühle ich mich, und die FDP, nicht angesprochen. Zwar bemerkte einmal ein kluger Politiker, es soll Adenauer gewesen sein - der ist für so etwas immer gut - "Der Plenarsaal ist mal voller und mal leerer, aber immer voller Lehrer." Für die FDP kann ich allerdings sagen, das unser Spitzenkandidat, Jürgen Koppelin Journalist ist, Nummer zwei, Dr. Christel Happach-Kasan ist Biologin, Nummer drei, Sebastian Blumental kommt aus der IT-Branche und ich, auf Listenplatz 7, bin Kaufmann.
Und schlussendlich behaupten Sie, dass es in anderen Ländern schon längst zur Revolution gekommen wäre. Damit unterstellen Sie zwei Dinge: 1. Da es in anderen Ländern nicht zur Revolution gekommen ist, muss es allen anderen Ländern der Welt besser gehen als uns. -Eine etwas gewagte Ansicht 2. Mit einer Revolution wird alles besser. Aber eine Revolution muss immer ein Ziel haben - welches sollte das sein? Ihren Ausführungen nach müsste das eine Diktatur sein. Die Maßnahmen und Kontrollen, die Sie einfordern, lassen sich nur mit diktatorischen Mitteln erreichen, wie Enteignung, Verstaatlichung, Niederlassung- und Handels- und Vertagsverboten, auch die Reisefreiheit müsste für bestimmte Personen eingeschränkt werden. Ich glaube nicht, dass sie das wirklich wollen. Ein Brief wie ihrer würde mit als erstes einer Diktatur zum Opfer fallen. Von allen Regierungsformen die es gibt, mag unsere Demokratie die unzulänglichste sein, ich möchte aber in keiner anderen leben.
Aber, wie eingangs gesagt, hat das alles nichts mit dem FDP-Programm zu tun, sondern sind persönliche Einschätzungen.
Ihr Matthias Scheffler