Portrait von Matthias Scheffler
Matthias Scheffler
FDP
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Matthias Scheffler zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Michael K. •

Frage an Matthias Scheffler von Michael K. bezüglich Kultur

Kultur Ist Chefsache?

Sehr geehrter Herr Scheffler,

als Mensch aus dem Kreis Pinneberger wissen Sie wie schlecht es um die Kultur und deren Förderung im Kreis steht.

Welche Haltung haben Sie zur Schließung der Drostei in Pinneberg?

Wie stehen sie zu den geplanten Einsparungen bei der Künstlersozialkasse?

Wann waren sie das letzte mal in einer Ausstellung eines Zeitgenössischen Künstlers?

Ist für Sie Kultur wirklich Chefsache?

Was werden sie unternehmen?

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen!

Grüße,

Michael Kress (Quickborn)

Portrait von Matthias Scheffler
Antwort von
FDP

Lieber Herr Kress

1.
Die Drostei ist nun wahrlich kein bundespolitisches Thema, trotzdem habe ich natürlich als Pinneberger und als Kommunalpolitiker eine Meinung dazu. Wie kommen Sie darauf dass die Drostei geschlossen wird? Der Kreis (und nur der) hat lediglich beschlossen seine Förderung von mehreren hunderttausend Euro pro Jahr einzustellen. Was angesichts von achzig Millionen Euro Defizit mehr als nachvollziehbar ist. Auch diese Förderung erfolgte ausschließlich auf Kredit, für den unsere Kinder einmal bezahlen müssen.

Ich finde etwas anderes in diesem Zusammenhang sehr erstaunlich. Kaum wurde, trotz aller Sparapelle vorher, die Streichung der Mittel bekannt, gab es auf einmal Bereitschaft ein anderes Konzept auszuprobieren, Sponsoren zu werben, mehr Veranstaltungen zu machen, die auch Einnahmen bringen usw. usw. Ich finde es sehr schade, dass man immer erst "zum großen Hammer" greifen muss, ehe man etwas bewirken kann.
Alle sind sich darüber einig, dass wir über unsere Verhältnisse leben und daher sparen müssen - "aber bitte nicht bei mir!" Dieses Verhalten können Sie bei jeder Kreistagssitzung erleben, wenn dort die entsprechenden Interessenverbände auftreten und pünktlich nach Abhandlung des sie betreffenden Tagesordnungspunktes nach Hause gehen. - Nur die eigenen Interessen zählen und davon wird kein Millimeter abgerückt und jede noch so kleine Kürzung hat den Weltuntergang zur Folge.

So verhallten auch alle Sparapelle bezüglich der Drostei. Und siehe da, nun bewegt sich doch etwas. Wenn nun hier ein gutes Konzept vorgelegt wird, so können Sie mir glauben, dass ich dann auch wieder dafür plädieren werde, dies mit Kreismitteln zu unterstützen. - Schade, dass es nur so geht!

2.
Zur Künstlersozialkasse kann ich persönlich Ihnen im Moment wenig sagen. Sollte ich aber Entscheidungsträger werden, versichere ich Ihnen, dass ich mich zu meiner Entscheidungsfindung beraten lasse, vielleicht dann auch mit Ihrer Meinung. Dies gilt im Übrigen für viele Dinge, denn schon aus Kandidatenwatch können sie entnehmen, wie breit das Fragen-Spektrum ist. Von der Flugsicherheit über Steuern zur Krankenversicherung. Sie könne von mir allerdings erwarten, dass ich meine Entscheidungsfindung gründlich betreibe, so wie ich es jetzt auch im Kreistag tue.

Ich weiss aber, dass die FDP einen Antrag zur Reform der Künstlersozialkasse in den Bundestag eingebracht hat, den ich sicherlich besorgen könnte. Eine Veröffentlichung hier, würde von Kandidatenwatch den Rahmen von Kandidatenwatch sprengen.

3.
Mit einem Kind sind Ausstellungsbesuche zumeist etwas schwierig. Da ist eher "Erlebniskultur" angesagt. Hierzu gibt es ein schönes Angebot im Hamburger "Zuckerwürfel" (Kunsthalle), aber auch im Museum für Kunst und Gewerbe, welches wir merfach genutzt haben. Falls es interessiert: in der Kunsthalle werden die Kinder "abgegeben", die dann mit Pädagogen Teile der Ausstellung besuchen und die Eindrücke dann vor Ort malerisch umsetzen. (Es gibt dort auch weiterführende Malkurse für Kinder). Die Eltern können derzeit die Ausstellung stessfrei genießen - sehr zu empfehlen.

Da wir bei dem Thema sind. Sollte ich in Zukunft jemals in diesem Bereich Entscheidungsträger sein, werde ich mich mit aller Kraft und Vehemenz für die Verbesserung der Kunst- und Musikausbildung bei jungen Kindern einsetzen.

Ich habe einen Sohn der gerade von der Grundschule in die weiterführende Schule gekommen ist. Als bisheriges Resümee musste ich mit Entsetzen feststellen, dass sich im Vergleich zu meiner Grundschulzeit vor 35 Jahren NICHTS geändert hat. Nach vier Jahren Schulzeit sind die Kinder weder in der Lage ein Bild zu malen oder zu zeichen noch können sie in irgendeiner Weise musizieren.
Nach wie vor hopsen sie vier Jahre lang zu Rhytmusinstrumenten in der Gegend rum und probieren im Kunstunterricht so ziemlich jedes Material aus, im allgemeinen ohne ein sinnvolles Ergebnis. Noch schlimmer daran ist, dass die Kinder selbst die Lust verlieren (außer das es keine Mathe- oder Deutschstunde ist), weil sie mit dem Ergebnis selbst unzufrieden sind. Das Bild ist gemalt, eine zweite Chance mit üben gibt es nicht - nächstes Thema.

Kein Mensch käme auf den Gedanken, so Deutsch-, Mathematik-, oder Englischunterricht zu gestalten. Hier werden die elementaren handwerklichen Vorausetzungen geübt (lesen, rechen, schreiben), um dann auch Erfolgserlebnisse zu vermitteln. Dies wird zur Zeit nur vermittelt, wenn die Eltern Musik- oder Malunterricht (z.B. an der VHS Pinneberg oder der Musikschule Pinneberg) bezahlen, so sie es denn können.

Nach meiner Vorstellung muss es in der Schule Zielvereinbarungen geben, was ein Kind nach dem jeweiligen Schulabschnitt können soll. Dazu müssen Elementare "Kulturtechniken" der Kunst und Musik (z.B. malen, zeichnen, ein Instrument) definiert werden.(Sonst sind das Rechnen, Lesen, Schreiben). Anstreben würde ich, dass schon der Grundschulunterricht von "echten" Künstlern und Musikern (ggf. mit Zusatzausbildung) gestaltet und durchgeführt wird. Das hätte mehrere Vorteile: der Unterricht wäre authentischer, Künstler hätten ein zweites "Standbein" und es gäbe mehr Lehrkräfte für den sonstigen Unterricht, bzw. die Einsparungen könnten das ganze finanzieren.
Die Kunst und Musikstunden wären auch dann nicht immer die ersten Stunden die ausfallen (Gleiches könnte man auch im Sport machen). Gestaltungshoheit sollten hier die Schulen selbst haben, die dafür dann auch über ein entsprechendes Budget verfügen. Deutschland verschenkt hier ein unglaubliches Potential. Hierzu würde ich gerne Ihre Meinung und die anderer Leser erfahren, z.B. in meinem blog.

4.
Was die "Chefsache" angeht, möchte ich folgende Pnkte anführen: Die FDP spricht sich jetzt in ihrem Wahlprogramm für die Aufnahme der Kultur als Staatsziel in das Grundgesetz aus.

Die Kultur benötigt eine starke Vertretung innerhalb des Bundeskabinetts, gegenüber der Öffentlichkeit und der europäischen Ebene. Daher setzt sich die FDP dafür ein, daß die Zuständigkeit für Kultur und Medien aufgewertet wird und künftig Kabinettsrang erhält.

Dazu sagte der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann: „Im Vergleich zu SPD, CDU/CSU und Bündnis90/Die Grünen legt die FDP das bislang umfangreichste kulturpolitische Wahlprogramm vor. Die klaren Aussagen zur Einfügung des Staatsziels Kultur ins Grundgesetz und die deutliche Aufwertung der Kultur- und Medienpolitik des Bundes durch eine Zuständigkeit in Kabinettsrang machen deutlich, daß für die FDP Kulturpolitik ein wichtiges Thema ist.“

Letzterem habe ich nichts hinzuzufügen

Ihr
Matthias Scheffler