Wie ist Ihre Position zu einer Nutzung von AGRI-Solaranwendung?
Sehr geehrter Herr Jung,
als Projektleiter sind Ihnen sicher der Drang einer Umnutzung von Landwirtschaftsflächen zu Freiflächensolaranlagen auch aufgefallen.
Hierzu meine Fragen:
1. Welche Position beziehen Sie dazu?
2. Von uns wird der Weg angestrebt, die Landwirte auch zu Energiewirten zu entwickeln. Zwingend sollten dafür eine Doppelnutzung der Landwirtschaftsflächen durchgesetzt werden.
Wie ist Ihre Position dazu?
3. Als Tragkonstruktion wirken aktuell Stahl- und Aluminiumausführung.
Es sind Entwicklungen in der Markteinführung, welche dem "cradle to cradle Leitlinien" entsprechen.
Würden Sie diese mit befördern?
Zu Frage 1:
Wir müssen ökologische und konventionelle Landwirtschaft, mit Energiegewinnung, Erholung, Tourismus und Lebensraum für Mensch und Tier zusammen betrachten. Natürlich konkurrieren die unterschiedlichen Flächennutzungen miteinander und es gibt immer eine Abwägung zwischen wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Bedürfnissen.
Von vornherein eine womöglich ideologisch eingetrübte Position zu beziehen, lehne ich ab. Viel mehr möchte ich, dass mit Vernunft und Augenmaß, individuelle Lösungen gefunden werden. Ist beispielsweise eine landwirtschaftliche Nutzfläche in einer ungünstigen Bodenqualität, Neigung oder Abmessung vorhanden, kann das vielleicht ein Hinweis auf eine alternative, ertragreichere Nutzung sein. Vielleicht lässt sich eine PV-Anlage errichten oder bessere Erträge durch eine Waldbewirtschaftung erreichen. Wir sollten die Grenzen in unseren Köpfen ablegen und zusammen mit allen Beteiligten stets die effizienteste Lösung suchen. Dazu müssen wir auch neue, ehrliche Maßstäbe finden wie z.B. Nahrungsmittel und Energie miteinander vergleichbar gemacht werden.
Unsere Landwirtschaft ist die Grundlage einer unabhängigen Versorgung unserer Bevölkerung mit Lebensmitteln und sollte daher bei diesen Abwägungen stets mit einem besonderen Gewicht in der Waagschale berücksichtigt werden.
Zu Frage 2:
Es gibt Kombinationen, Agri-Solar-Anlagen, welche dazu führen sowohl die Erträge der Landwirtschaft zu erhöhen, als auch dabei, einen Energiegewinnungsertrag zu produzieren. Viele Pilotprojekte lassen da auf mögliche Synergieeffekte hoffen. Auch hier gilt für mich der Grundsatz, gute Alternativen den Landwirten anbieten, welche wirtschaftliche und ökologische Vorteile in sich vereinen, anstatt mit generellem Zwang über einen Kamm gescherte Diktate zu verordnen, die im Detail sich vielleicht sogar eher nachteilig auf Ökologie und Wirtschaft auswirken.
Zu Frage 3
Solange es sich wirtschaftlich darstellen lässt C2C zertifizierte Befestigungsmethoden einzusetzen, bin ich für diese ökologisch günstigere und damit nachhaltige Befestigungsmethode bei PV-Anlagen. Würde jedoch die gesamte PV-Anlage wirtschaftlich keinen Sinn mehr ergeben, sollten wir herkömmliche Baustoffe benutzen, solange bis diese sich den Marktpreisen von C2C Produkten unterordnen müssen.
Wir sollten hier ebenfalls ehrlich, alle Varianten durchspielen und nicht vorschnell generalisierte Zwänge verordnen. Eventuell müssen wir die Vergleichbarkeit von Baustoffen über die Gesamtlebensdauer zukünftig komplexer hinterfragen.