Frage an Matthias Hördt von Ramona F. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Hördt,
Sie schreiben in einer Ihrer Antworten "Hartz-IV, 400 und 1-Euro-Jobs gehören verboten."
Dazu hätte ich nun Fragen:
Was würden Sie statt Hartz-Iv für Menschen ohne Einkommen tun?
Zu den 400 Euro Jobs, was ist mit Studenten oder Arbeitnehmern, die sich nebenher noch etwas dazu verdienen wollen und keinen Vollzeitjob mehr annehmen können? Haben Sie da ein anderes Modell?
Ich bin auch kein Fan des 1-Euro-Jobs, jedoch würde mich interessieren, wie sie es schaffen, die Stellen, die mit 1 Euro Jobbern besetzt wurden auf den "normalen Stellenmarkt" zu bekommen? Wir wissen doch beide, dass viele dieser Jobs erst entstanden sind, als man bemerkte, dass dies eine kostengünstige Möglichkeit zur Entlastung ist. Viele der Stellen werden also wieder verschwinden und die Mitarbeiter die bisher normal angestellt sind wieder viel stärker belastet. Wie wirken Sie dem entgegen?
Vielen Dank für Ihre Antwort
mir freundlichen Grüßen
Ramona Faber
Sehr geehrte Frau Faber,
zunächst eine Anmerkung. Anstatt „gehören verboten“ hätte ich besser „müssen wieder abgeschafft werden“ schreiben sollen.
Mein Ziel ist es, dass alle Menschen im erwerbsfähigen Alter einen sinnvollen Beruf ausüben können, der ihnen ein Einkommen sichert, das für ein gutes Leben reicht.
Mir ist klar, dass das nicht von heute auf morgen geht; es Bedarf einer (möglichst kurzen) Übergangszeit. Es sind verschiedene Maßnahmen notwendig. Im Wesentlichen:
• Einführung eines auskömmlichen Mindestlohnes
• Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 32 Stunden
• Renteneintrittsalter auf 60 Jahre senken bzw. 40 Erwerbsjahre als Regel
• Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, insbesondere für Leiharbeiter
• Sozialversicherungspflicht für jede Einkommensart und jede
Arbeitsleistung ohne Beitragsbemessungsgrenze (dadurch sinkt der
Beitragssatz)
Diese Maßnahmen werden dazu führen, dass wirklich alle Menschen die arbeiten wollen auch eine Arbeit bekommen und davon leben können. „Armut trotz Arbeit“ wird es dann nicht mehr geben. Arbeitnehmer sind dann nicht gezwungen noch einen weiteren Job nebenbei zu machen. Arbeitgeber werden kein Interesse mehr daran haben Jobs auszulagern, weil Leiharbeiter nicht mehr billiger sein werden als die Stammbelegschaft. Gleiches gilt für 400€-Jobs. Diese entstanden, weil Vollzeitarbeitsplätze abgebaut wurden.
Für Menschen die dann dennoch keinen Erwerbsarbeitsplatz bekommen, muss ein System gestaltet werden, welches das (für beide Seiten) unmenschliche Hartz-IV ablöst. In der Diskussion ist da derzeit das so genannte bedingungslose Grundeinkommen, was aus meiner Sicht eine ernsthafte Prüfung wert ist.
Studenten sollen nicht aus wirtschaftlicher Not gezwungen sein, neben dem Studium zu jobben. Dazu soll es Stipendien, Bafög und bezahlbare Kredite geben, damit Studierwillige ihr Studium zügig durchziehen können. Damit die Studenten schon während des Studiums einen Bezug zum „wirklichen Leben“ bekommen, sollen sie gerne nebenbei ein wenig arbeiten können. Aber dann zu den gleichen Bedingungen wie andere.
Gleiches gilt für „normale“ Arbeitnehmer. Wer mehr arbeiten will soll das machen dürfen, aber nicht zu niedrigeren Arbeitskosten und wenn es keinen Arbeitslosen gibt der diese Arbeit machen könnte.
Insgesamt müssen die Belastungen der Arbeitswelt auf ein erträgliches Maß reduziert werden. Die Arbeit die bisher von 1-Euro-Jobbern geleistet wurde, muss dann von ordentlich bezahlten Menschen erledigt werden.
Selbstverständlich gehört dazu, dass die Stellen die diese Arbeit derzeit vergeben, wohl mehrheitlich die Kommunen, entsprechend mit Geld ausgestattet werden. Dies wiederum verlangt eine gerechte Besteuerung der Einkommen und Vermögen, sowie die Erschließung weiterer Einnahmequellen und die Vermeidung unnötiger Ausgaben, also einer insgesamt intelligenteren Finanzpolitik.
Ich hoffe, alle Ihre Fragen beantwortet zu haben. Scheuen Sie sich bitte nicht nachzuhaken, falls Sie einen Punkt vermissen.
Freundliche Grüße
Mattghias Hördt