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Matthias Bartke
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Frage von christine z. •

Frage an Matthias Bartke von christine z. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen

Hallo Herr Barthke,

Die Unzufriedenheit in Altona mit früheren und aktuellen Bauprojekten ist groß. Deshalb habe ich habe gleich mehrere Fragen an Sie:

Warum wird der Fernbahnhof von Altona nach Diebsteich verlegt, obwohl Altona sehr viel mehr Einwohner und Gewerbe in Fussreichweite hat, die den Bahnhof brauchen?

Warum wurden die Altonaer nicht gefragt, ob der Fernbahnhof verlegt werden soll. immerhin ist der Fernbahnhof seit mindestens 150 Jahren Bestandteil Altona.

Die neue Mitte Altona ist architektonisch total hässlich und monumental. Sozialwohnungen sind an den lautesten und ungünstigsten Plätzen und die Mieten steigen weiter (durchschnitt. bei 17 € pro qm) Warum werden nach diesen schlechten Erfahrungen in Altona weiterhin Bauprojekte mit Großinvestoren realisiert?

In Amsterdam z.B. hat man diese negativen Entwicklungen durch einen Verkaufsstopp und Verpachtung von Grundstücken negative Entwicklungen eindämmen können. Wie stehen Sie zu einem Verkaufsstopp von städtischen Grund in Altona?

In Altona gibt es die soziale Erhaltungssatzung. der Bau von Eigentumswohnungen wird genau hinterfragt und geprüft. Warum wird in Altona die Drittelregelung angewandt? Normalverdiener werden sich eine Wohnung in Altona nie leisten können. So wird die Erhaltungssatzung ad absurdum geführt.

Wie stehen Sie zu Gedanken große Bauprojekte ausschließlich über die SAGA und gemeinnützige Baugenossenschaften zu realisieren?

Viele Grüße,
Christine Zander

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Z.,

ich muss mich zunächst bei Ihnen für meine späte Antwort entschuldigen. Ihre Frage ist mir schlicht "durch die Lappen" gegangen. Das bedaure ich umso mehr, als die Verlagerung des Altonaer Fernbahnhofs ein Thema ist, dass für viele Altonaer sehr wichtig ist.

Der ursprüngliche Altonaer Bahnhof war einer der schönsten Deutschlands und er war für Jahrzehnte das Zentrum der Stadt Altona. Für mich war der Abriss dieses wunderschönen Bahnhofs im Jahre 1979 eine der größten stadtplanerischen Sünden überhaupt. Aber das war damals der Zeitgeist - leider. Ich persönlich finde den dann neu gebauten Beton-Bahnhof so hässlich, das es schon fast wehtut.

Die Verlagerung des Bahnhofs nach Diebsteich erfolgt aus zwei Gründen: Erstens ist das Rangieren für die Bahn auf dem Altonaer Sackbahnhof umständlich und regelhaft auch sehr zeitraubend. Es ist Ursache für viele Verspätungen, die sich dann auf den Bahnverkehr in ganz Deutschland auswirken. Und zweitens schaffen wir Platz für ein völlig neues innerstädtisches Quartier mit vielen dringend benötigten Wohnungen. Da die Stadt bekanntlich aus allen Nähten platzt, ist dies der zentrale Grund, weshalb wir die Überlegungen der Bahn zur Bahnhofsverlegung begrüßt haben. Wichtig ist: Es geht nicht darum, den kompletten Bahnhof zu verlegen, sondern eben nur den Fernbahnhofsteil. Richtig ist, dass künftig einige Menschen die Fernzüge nicht mehr in Altona besteigen können werden. Sie müssen nach Diebsteich, Dammtor oder zum Hauptbahnhof fahren. Angesichts der hervorragenden Anbindung des Altonaer S-Bahnhofs an fast alle S-Bahnlinien der Stadt halte ich das für vertretbar. Im Übrigen bewirkt der derzeitige Sackbahnhof, dass man als Fahrgast meist sehr weit auf dem Bahnsteig gehen muss, um zu seinem Platz zu kommen. Ich weiß, wovon ich spreche, da ich dies allwöchentlich leidvoll erfahre. Ich gehe auf dem Bahnsteig häufig bis zur Höhe des Lessingtunnels - mit Gepäck.

Es hat keine Volksbefragung zum Bau des neuen Fernbahnhofs in Altona gegeben, weil es für bezirkliche Volksabstimmungen keinerlei Rechtsgrundlage gibt. Eine Rechtsgrundlage hätte es allerdings für ein Bürgerbegehren gegen den neuen Bahnhof gegeben. Warum die Gegner des Fernbahnhofs hiervon keinen Gebrauch gemacht haben, entzieht sich meiner Kenntnis.

Ich finde die Neue Mitte Altona architektonisch gelungen und teile Ihre negative Sicht überhaupt nicht. Besonders schön finde ich es, dass alle Straßen nach Frauen benannt werden. Und vor allem: Die Mitte Altona ist der erste inklusive Stadtteil Hamburgs - konsequent behindertengerecht. Ich stimme Ihnen allerdings zu, dass die frei vermieteten Wohnungen zu teuer sind. Das ärgert mich auch sehr. Für Sozialwohnungen gilt das natürlich nicht. Ihre Einschätzung, dass diese an lauten Straßen in der Mitte Altona liegen, teile ich ebenfalls nicht. Es gibt überhaupt keine lauten Straßen dort - es sei denn, sie definieren die Harkortstraße als laut.

Einen Verkaufsstopp städtischer Flächen halte ich für falsch. Richtig finde ich es hingegen, Flächen mit der Auflage zu verkaufen, dort guten und preiswerten Wohnraum zu errichten. Ich finde es auch richtig, dass der Senat seine Grundstücke nicht mehr nach dem Höchstbietungsprinzip verkauft, sondern dies von qualitativen Kriterien abhängig macht. Für klug halte ich es, dass der Senat nun verstärkt dazu übergehen will, städtische Grundstücke in Erbpacht zu vergeben.

Für Ihren Gedanken, große Bauprojekte nur über SAGA und gemeinnützige Baugenossenschaften zu realisieren, habe ich politisch allergrößte Sympathien. Leider ist dies rechtlich nicht möglich, weil es einen klaren Verstoß gegen das Vergaberecht darstellen würde.

Mit freundlichen Grüßen

Matthias Bartke