Mathias Voges
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Marcel B. •

Frage an Mathias Voges von Marcel B. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrter Mathias Voges,

wie stehen sie zu der:
-Jugendgewalt
-Familienförderung
-Kinderschutz
-Jugendarbeitslosigkeit
-Bildungspolitik

Mit freundlichen Grüßen

Marcel Broers

Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Greibich, sehr geehrter Herr Broers,

wie Ihnen sicherlich bekannt sein wird, stehen die von Ihnen genannten Themenbereiche sämtlich in einem engen Zusammenhang zueinander und können daher auch nur bedingt getrennt betrachtet werden.Jugendgewalt hat sicherlich ein breites Spektrum an Ursachen. Bei vielen jungen Menschen scheint die Hemmschwelle zur Bereitschaft, Gewalt anzuwenden sehr niedrig zu liegen. Die Ursachen hierfür können in einem sozialen Umfeld wie Elternhaus, Freundeskreis, Wohnheim u.ä. liegen, in dem der Einsatz von Gewalt zur Artikulierung seiner Interessen gängige Praxis ist, also als völlig normal angesehen wird. Für Kinder dieser als auch anderer sozialer Herkunft halte ich eine frühkindliche Erziehung für richtig, die es den Kindern ermöglicht, sich auch verbal artikulieren zu können. Da Erziehung neben dem Elternhaus auch in Kindergärten und Schulen stattfindet, ist der Einsatz von qualifiziertem Personal in ausreichender Anzahl in beiden Einrichtungen unerläßlich.

In Bezug auf die Schulen müssen wir heute eine Situation konstatieren, die in vielen Bereichen als unzureichend bezeichnet werden muß.In allen 3 Schulbereichen also Grund- und Haupt- als auch Realschulen sowie an den Gymnasien wird nach wie vor ein starker Unterrichtsausfall beklagt.Die Hauptschulen werden von Schüler/Innen besucht, die sich selbst vielfach aufgrund der Tatsache, diese Schule zu besuchen, als Verlierer betrachten – und das in diesem jungen Alter.Hier haben wir als Gesellschaft und hat die Politik versagt. Wir tragen Verantwortung für diese Menschen.

Es ist eigentlich nicht sonderlich bemerkenswert, daß diese Jungendlichen kein Verantwortungsgefühl für ihre Mitmenschen empfinden können, wenn sie selbst so etwas nie erfahren haben. Die aus solchen Jugendgruppen resultierende Gewalt ist von daher auch logische Konsequenz. Das krampfhafte Festhalten an einem Schulsystem, das, wie auch viele Studien zeigen, zu einer verstärkten Ausgrenzung von Kindern aus sozial schwächeren Familien führt, widerspricht dem Gleichberechtigungszielen unserer Gesellschaft. Neben der oben erwähnten Qualifizierung und der zusätzlichen Einstellung von Personal halte ich eine Schulspeisung für notwendig, die auch bezahlbar ist. Ein Betrag von 2,50 € pro Mahlzeit und Kind ist für viele zu teuer und verstärkt die Ausgrenzung.Den Zugang zu einem Hochschulstudium zu erschweren, in dem die Studenten zum Ausgleich einer miserablen Haushaltslage mit zusätzlichen Studiengebühren belegt werden, ist bildungspolitischer Unsinn.Das ist gerade auch für ein an natürlichen Ressourcen armes Land wie Deutschland von erheblichem Nachteil.Besonders unter Berücksichtigung des Klimawandels werden wir diesen selbst als auch die Folgen daraus nur abmildern können auf Basis neuer, umweltschonender Technologien.Hierfür müssen unsere geistigen Kräfte mobilisiert werden. Da wird uns frühzeitige Selektion nicht helfen.

Es ist von großer Bedeutung auch jungen Menschen eine Perspektive zu geben.Dafür ist auch ein ausreichendes Angebot an Ausbildungsplätzen notwendig.Jahrelange Warteschleifen an verschiedenen Schulen zu durchlaufen ohne die Möglichkeit einer sinnvollen, qualifizierten Weiterbildung fördert den Frust, ist nicht zielgerichtet. Qualifizierte Betreuung / Erziehung bereits ab dem Vorschulalter in Verbindung mit einer schulischen Laufbahn, die die allermeist enorme Wißbegierde kleiner Kinder nicht abtötet sondern aufnimmt und fördert, sind sicherlich eine gute Basis, um Jugendgewalt vorzubeugen.Darin zu investieren halte ich für sinnvoller als in neue bzw. zusätzliche Aufbewahrungsanstalten für straffällig gewordene Menschen, wobei auch dieser Bereich durchaus diskussionswürdig ist. Sehr geehrte Frau Greibich, sehr geehrter Herr Broers, ich hoffe Ihnen meine Positionen erläutert zu haben. Für eventuelle weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Mathias Voges