Frage an Mathias Voges von Klaus H. bezüglich Gesundheit
Immer mehr Pflegekräfte beschweren sich über ihre Arbeitsverdichtung, immer mehr abgebaute Stellen in der Pflege, den Personalzuwachs in anderen Bereichen, die geringe Vergütung, über fehlende Selbstverwaltung usw.. Wie stehen Sie dazu?
Sehr geehrter Herr Hinrichs,
ich danke für Ihre Frage vom 26.12.2007 und nehme dazu wie folgt Stellung:
Ich denke, daß es grundsätzlich in einem marktwirtschaftlichen System von den daran Beteiligten in der Regel das Bestreben ist und sein wird, aus einer Unternehmung wie z.B. dem Betreiben eines Krankenhauses, eines Altenheimes oder sonst einer anderen, einen möglichst großen Ertrag zu erwirtschaften.Da der Bereich der menschlichen Pflege personalintensiv ist, wird also konsequenter weise stets versucht, die Arbeit der Pflegekräfte "zu verdichten", um in der Folge die Zahl der Pflegekräfte reduzieren zu können oder aber die Zahl der zu Pflegenden erhöhen zu können.Der bei uns Menschen meist stark ausgeprägte Hang zur Gewinnmaximierung überwindet moralische Bedenken oft schnell, wobei ich auch durchaus gute Beispiele menschlicher Pflege zu benennen weiß.
Ich persönlich bin davon überzeugt, daß es gesellschaftliche Aufgaben gibt, wie z.B. die Pflege bzw. Behandlung kranker oder alter Menschen, die nicht den Gesetzen des Marktes unterworfen werden sollten. Ein Krankenhaus im Besitz privater Interessen kann eine am Menschen orientierte Behandlung nicht grundsätzlich besser und kostengünstiger herstellen als es öffentlicher Einrichtungen dieser Art vermögen. Da die Tendenz aber Richtung Privatisierung läuft, wird eine Unternehmung den Interessen der daran beteiligten Personen auch hier am besten gerecht, wenn diese die Möglichkeit haben, sich in die betrieblichen Entscheidungsprozessen einbringen zu können.Sollte diese Möglichkeit nicht geregelt sein, so ist es trotzdem wichtig, das sich sowohl die zu Pflegenden bzw. deren Angehörige als auch das Pflegepersonal aktiv in die Gestaltung der betrieblichen Abläufe mit einbringen.Das dies mit Sachverstand erfolgen sollte, steht dabei außer Frage.Wie auch in allen anderen Bereichen einer Gesellschaft, so sind wir auch hier aufgefordert, uns einzubringen.
Was im Pflegebereich verdient wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Es handelt sich hierbei jedoch um ein Thema grundsätzlicher Art.Es war einmal gesellschaftlicher Konsens, das wir auch die schwächeren Glieder unter uns menschenwürdig behandeln. Das ist natürlich nur möglich, wenn auch die Personen, die sich um die Schwächeren besonders kümmern, ordentlich vergütet werden. Sehr geehrter Herr Hinrichs, ich hoffe Ihnen hiermit Antworten auf Ihre Frage: "Wie stehen Sie dazu?" gegeben zu haben. Gerne stehe ich Ihnen für weitere Fragen zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Mathias Voges
Bündnis 90 / Die Grünen