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Frage von Steffen B. •

Frage an Martina Lennartz von Steffen B. bezüglich Umwelt

Wie stehen Sie zur "Fridays for Future"-Jugendbewegung und was ist Ihrer Meinung nach zu tun gegen die drohende Umweltkatastrophe?

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Vielen Dank, lieber Herr B.,

für die aktuell spannende Frage. Wir unterstützen die Bewegung "Friday for Future", die die Schülerinnen und Schüler auf die Beine gestellt haben. Die Profit- und Machtinteressen der EU stehen den Interessen und der Zukunft der Schülerinnen und Schüler konträr gegenüber. Da täuschen auch keine Zusprüche von Merkel und Steinmeier, die Verständnis für das Mahnen der Schülerinnen und Schüler zeigen. Ja, liebe Regierung, liebes Kapital, dann macht es doch einfach.

Hauptverursacher des Klimawandels sind Konzerne wie Bayer/Monsanto, RWE, die Autokonzerne u.a., die ausschließlich an Profitmaximierung interessiert sind. Alle bürgerlichen Parteien stimmen den weiteren Rodungen des Hambacher Forstes zu.

In den Schulen lernen die Kinder, dass das Klima zerstört wird, sie lernen die Ursachen, das Ausmaß und dass ihre Zukunft dadurch immer unsicherer wird - aber nicht, was dagegen sofort gemacht werden muss. Genau hier beginnt der Widerspruch.

Die schwedische Schülerin Greta Thunberg stellt sich seit 20. August 2018 jeden Freitag vor das schwedische Reichstagsgebäude in Stockholm und bestreikt den Schulunterricht. Sie wird dies so lange fortsetzen, bis Schweden die Vereinbarung der 196 Mitgliedsstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) mit dem Ziel des Klimaschutzes in Nachfolge des Kyoto-Protokolls einhält. Greta hat erkannt, dass wenn das System die Situation nicht ändern kann, dann muss das System geändert werden.

Viele tausende Schülerinnen und Schüler haben sich den Protesten angeschlossen und streiken unter dem Motto „Friday für Future“ in vielen Ländern seit Wochen für mehr Klimaschutz.

Die Schülerinnen und Schüler sind die letzte Generation, die einen katastrophalen Klimawandel noch verhindern kann. Widerstand ist notwendig, denn der nachhaltige Klimaschutz im Kapitalismus ist ein Widerspruch an sich.

Die Schülerinnen und Schüler, die nun für ihr Recht auf eine intakte Umwelt, freitags auf der Straße demonstrieren, erfahren viel Zuspruch, werden aber auch als Schulschwänzer beschimpft. Die Schülerinnen und Schüler haben auf den Demos die Gelegenheit sich besser zu informieren, zu vernetzen und wichtige Kampferfahrung zu sammeln. Die Lernenden müssen lernen sich zu wehren und sich zu organisieren. Nicht nur politisch auch schulisch gesehen ist das Engagement der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler ganz im Sinne der Demokratieerziehung und entspricht ebenso dem Bildungsauftrag Mitverantwortung für die Umwelt zu übernehmen. Beides sind klare Bildungsziele, die im Rahmenplan vorgesehen sind.

Trotzdem gilt jedoch die Schulpflicht. Es gibt eine rechtliche Möglichkeit die einzelne Schulen auch in Hessen unterstützen, indem sie die Eltern darauf hinweisen, dass Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer sowie Tutorinnen und Tutoren Schülerinnen und Schüler „in besonders begründeten Ausnahmefällen auf Antrag ihrer Eltern, volljährige Schülerinnen und Schüler auf ihren Antrag vom Unterricht beurlauben können“ (§ 3 VOGSV – Befreiung und Beurlaubung, Abs. 2).Die Teilnahme an einer weltweit stattfindenden Initiative für die Umwelt sollte für die Lehrerinnen und Lehrer einen „begründeter Ausnahmefall“ darstellen. Es ist sinnvoll solche Aktionen an den Schulen mit und durch die Schülervertretungen und dem Verbindungslehrer/Vertrauenslehrer zu organisieren. Es wäre vorbildlich, wenn die Lehrerinnen und Lehrer sich auch an dieser Stelle für die Zukunft ihrer Lernenden interessieren und diese ermutigen teilzunehmen. Ausgenommen für die Teilnahme sind terminierten Prüfungstage. Ein Antrag muss schriftlich erfolgen. Wir werden weiter die Bewegung unterstützen und den Lernenden aber auch sagen, dass es wichtig ist, sich mit z. B. Jugendverbänden zu organisieren, die deren Interessen vertreten. Ich hoffe, dass ich Ihnen mit meiner Antwort weiterhelfen konnte und stehe für Rückfragen sehr gerne zur Verfügung.

Beste Grüße 
Martina Lennartz