Frage an Martina Krogmann von Bernd M. bezüglich Umwelt
Wie beeinträchtigen Windkraftanlagen den Schutz von Vögeln? Gibt es da neue Erkenntnisse?
Sehr geehrter Herr Müller,
Ihre Frage zu den Auswirkungen der Windenergienutzung auf die Vogelwelt hat eine aktuelle Studie des Michael-Otto-Instituts im NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) untersucht. Demnach sind besonders Greifvögel wie Seeadler und Rotmilan gefährdet. Generell sind für Vögel Anlagen an Gewässern und anderen Feuchtgebieten besonders unfallträchtig. Anlagen in der Umgebung von Wäldern stellen wiederum für Fledermäuse eine große Gefahr dar. In vielen anderen Bereichen ist die Windkraftnutzung je nach Anlagengröße und -verteilung problemloser.
Die Untersuchung basiert auf einer Auswertung von 127 Einzelstudien aus zehn Ländern. Nicht nur das Unfallrisiko durch Windkraftanlagen wurde darin berücksichtigt, sondern auch ihre Scheuchwirkung auf rastende Vögel. So meiden Gänse, Schwäne und Watvögel die Umgebung von Windkraftanlagen und können dadurch wertvolle Rastgebiete verlieren. Fledermäuse kollidieren überwiegend auf dem Zug oder während der Quartiersuche im Spätsommer und Herbst mit Windkraftanlagen.
Bei den Brutvogelbeständen konnte kein statistisch signifikanter Nachweis von erheblichen negativen Auswirkungen der Windkraftnutzung erbracht werden.
Bei rastenden Vögeln sind die Auswirkungen deutlich gravierender. Windkraftanlagen üben jeweils signifikante negative Einflüsse auf die lokalen Rastbestände von Gänsen, Pfeifenten, Goldregenpfeifern und Kiebitzen aus. Mit Ausnahme von Kiebitz, Uferschnepfe und Rotschenkel nutzen die meisten Vögel zur Brutzeit auch die unmittelbare Umgebung von Windkraftanlagen, die Minimalabstände betragen selten mehr als 100 Meter. Außerhalb der Brutzeit halten viele Vogelarten der offenen Landschaft Abstände von mehreren hundert Metern zu den Anlagen ein.
Besonders ausgeprägt ist die Störwirkung bei Gänsen und Watvögeln. In Übereinstimmung mit den publizierten umfangreichen Studien ist bei Gänsen von einer Störwirkung von mindestens 500 Metern auszugehen. Die Minimalabstände, die rastende Vögel einhalten, nehmen in den meisten Fällen mit Größe der Anlage zu. Für den Kiebitz ist dieser Zusammenhang statistisch signifikant. Eine generelle Tendenz der „Gewöhnung“ von Vögeln an Windkraftanlagen in den Jahren nach ihrer Errichtung besteht nicht.
Die Wissenschaftler ziehen das Fazit, dass es auf eine vernünftige Risikoabschätzung im Einzelfall ankomme. So seien Windkraftanlagen an Seen, Feuchtgebieten und Wäldern zu vermeiden. Auch sollten wichtige Rastgebiete von Gänsen, Schwänen und Watvögel weiträumig gemieden und Zugkorridore von der Windkraftnutzung freigehalten werden.
Mit freundlichen Grüßen
Martina Krogmann