Frage an Martina Krogmann von Karl-Jürgen K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Krogmann,
aus aktuellem Anlass, im Zusammenhang mit Reaktionen des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks auf Äußerungen von Eva Herman, möchte ich Sie fragen, ob Sie eine offene, demokratische Auseinandersetzung mit dem verbrecherischen Nazi-Regime oder besser eine pauschale Ablehnung aller in der Nazi-Zeit zustandegekommenden Regelungen befürworten.
Ist es etwa opportun, den 1. Mai als gesetzlichen Feiertag weiter als Tag der Arbeit zu begehen, obwohl doch die Nazis die gesetzliche Einführung im Jahre 1933 vorgenommen haben? Sind Sie weiterhin für das Ehegattensplitting oder für die Krankenversicherung für Rentner, gesetzliche Regelungen aus der Nazi-Zeit? Es gibt weit mehr noch gültige gesetzliche Regelungen aus der Zeit zwischen 1933 und 1945, auch damals war der Gesetzgeber in ständiger Aktion ( hiermit ist bitte kein Vergleich provoziert, sondern eine ideologiefreie Feststellung getroffen ), in einer Zeitspanne, die offenbar wegen der vielen Verbrechen nicht vergessen werden soll, auf anderen Gebieten soll offenbar Stillschweigen herrschen in der demokratischen Diskussion. Geben Sie doch bitte Ihre Meinung kund zu diesem Thema.
Mit freundlichen Grüßen
Karl-Jürgen Koch
Sehr geehrter Herr Koch,
wenn man bestimmte Maßnahmen eines Unrechtsstaates nur weit genug aus dem Zusammenhang der menschenverachtenden Systeme reißt, wird man automatisch ein wesentlich positiveres Bild von dem Regime bekommen. Ohne den Gesamtzusammenhang geht es allerdings nicht!
Entscheidend ist auch, wer der Gesetzgeber ist: Durch das Ermächtigungsgesetz wurde der Reichstag faktisch überflüssig, so dass diese so genannte „Volksvertretung“ in den 12 Jahren von 1933 bis 1945 nur 20 Mal zusammentrat. Die „ideologiefreie Feststellung“ von Ihnen ist beleidigend.
Es ist auch völlig unangemessen, von einem „Stillschweigen“ in der demokratischen Diskussion zu sprechen, wenn man als Vertreter einer ahistorischen, unwissenschaftlichen, vom Gesamtzusammenhang gelösten Sicht der Dinge eine glücklicherweise isolierte Position vertritt.
Martina Krogmann