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Martina Krogmann
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Frage von Doris K. •

Frage an Martina Krogmann von Doris K. bezüglich Verkehr

Sehr geehrte Frau Dr. Krogmann,

gleich zu Beginn möchte ich sagen, dass ich absolut gegen die A 22 bin, egal wo sie auch gebaut werden soll. Es gibt für mich kein Argument und wenn es noch so wirtschaftlich begründbar sein sollte, was gegen den Schutz einer weitgehend noch unberührten Natur stand halten kann. Deutschland ist so dicht besiedelt, dass jeder Fleck, der ohne Beton und menschlicher Einwirkung existiert, von der Zivilisation verschont bleiben sollte. Als Psychotherapeutin hab ich mit vielen seelischen Problemen der Menschen zu tun, was oft durch naturfernes Leben entsteht.

Ich frage mich die ganze Zeit, was mag in einem Politiker und Politikerin vorgehen, die ganz bewußt sich gegen den Schutz der Natur und damit der Erde entscheiden zugunsten wirtschaftlicher Hoffunungen und Wünschen (denn beweisbar ist von den Argumenten gar nichts, im Gegenteil. Es gibt Studien, die beweisen, dass solche Autobahnen den Regionen gar nichts bringen!)? Ich frage Sie das ohne Ironie; mein Job ist es, nachzuvollziehen, was Menschen bewegt. Ich verstehe Sie nicht. Wenn es noch eine winzige Chance gibt, dass Sie sich für den Erhalt der Natur so einsetzen, wie Sie im Moment besteht, dann bitte ich Sie von Herzen darum.

Wenn wir einmal von dieser Erde gehen, dann ist es doch das wichtigste, dass wir auf unserem Sterbebett sagen können: Wir haben dafür gesorgt oder mitgeholfen, dass auch unsere Nachfahren eine unberührte, gesunde Natur vorfinden, denn das ist doch die Basis für alles andere, sei es Gesundheit, Wohlstand usw.
Ich frage Sie als Frau und Mensch, was fühlten und bewegte Sie, dass Sie JA gesagt haben zur Autobahn? Wie läßt sich das vereinbaren mit dem Streben, unsere Erde zu retten? Gilt denn nicht, dass was im Großen (G8) angestrebt wurde, erst recht auch im Kleinen (=regional) vorgelebt werden muß, auch der Glaubwürdigkeit unseren Kindern gegenüber? Ist es denn nicht eigentlich viel wichtiger auf unser Herz als auf die Ration zu hören?

Herzl. Gruß
Doris Kleinschmidt

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Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau Kleinschmidt,

gern nehme ich zu Ihren Fragen Stellung, zumal mich die Art Ihrer Fragestellung sehr berührt hat.

Deshalb erlauben Sie auch mir eine längere Vorbemerkung: Es ist sicher richtig, wenn Sie schreiben, dass viele seelische Probleme der Menschen dadurch entstehen, dass diese Menschen naturfern leben. Ich stimme Ihnen auch vollkommen zu, was die große Bedeutung von Natur- und Umweltschutz angeht. Die jüngsten Studien zum menschenverursachten Klimawandel sind nur ein Beweis für die Notwendigkeit einer Umkehr in diesem Bereich. Wir haben nur diese eine Erde und haben deshalb alle, jeder für sich, die christliche Pflicht und die gesellschaftliche Verantwortung dafür, die Schöpfung zu bewahren und eine nachhaltige Politik zu betreiben. Dies darf allerdings meiner Meinung nach nicht dazu führen, dass wir andere Ziele und Verantwortlichkeiten wie regionale Entwicklung, Abbau der Arbeitslosigkeit, Erhalt des Wohlstands, etc. gänzlich ausblenden.

Politische Handlungen bewegen sich ja oftmals in einem Spannungsfeld vieler politischer Ziele, die nicht immer zu 100 Prozent gleichzeitig gelöst werden können. Deshalb besteht die Herausforderung darin, eine Balance zwischen den verschiedenen Zielsetzungen zu erreichen. Das Ziel, eine natürliche und lebenswerte Umwelt zu erhalten, darf deshalb meiner Meinung nach nicht dazu führen, dass andere Ziele einfach ausgeblendet und wirtschaftliche Entwicklungen vollkommen blockiert werden. Denn sicherlich ist auch richtig, dass viele Menschen seelische Probleme haben, weil sie arbeitslos sind und für sich selbst in unserer Gesellschaft keine Teilhabe mehr sehen. Wir müssen also – und dies ist für mich das Entscheidende – die Balance wahren zwischen dem Ziel der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Ziel der Bewahrung der Schöpfung. Diese Ziele schließen sich aus meiner Sicht nicht von vornherein per se aus, sind aber oftmals schwer in Einklang zu bringen, wie man ja u.a. auf dem G-8-Gipfel beobachten konnte.

Was nun die Küstenautobahn anbetrifft, so wird sie auch zu mehr Versiegelung beitragen, dies ist mir sehr bewußt. Trotz gesetzlich vorgeschriebener Ausgleichsmaßnahmen und Umweltverträglichkeitsprüfungen wird sie natürlich nicht ohne Auswirkungen auf die Natur bleiben. In der Abwägung für die Zukunftsperspektiven der Menschen in unserer Region - und dies muss als Abgeordnete meine oberste Maxime sein - unterstütze ich den Bau der Küstenautobahn nachdrücklich und werde mich auch weiter für den schnellstmöglichen Bau einsetzen. Aus meiner Sicht ist die Küstenautobahn ein Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit unserer Region. Mit der A 22 werden wir endlich an das europäische Straßennetz angebunden. Diese Anbindung ist für uns zentral, weisen doch fast alle Studien zur Thematik nach, dass es eine direkte Korrelation zwischen einer Autobahn und dem wirtschaftlichen Aufschwung einer Region gibt. Industriestandorte im Nordwesten und deren Unternehmen in den Bereichen Luftfahrt, Chemie und Automobile werden besser vernetzt. Die Seehäfen aller Küstenländer stärken ihre Wettbewerbsposition; Tourismus, Handel und Dienstleistungen erhalten neue Impulse. Das Wirtschaftswachstum beschleunigt sich durch eine bessere internationale, nationale und regionale Erreichbarkeit der Standorte (Ruhrgebiet, Niederlande, Skandinavien, Baltikum/Osteuropa). Durch die A 22 werden die touristischen Zielgebiete an der Nordsee und im nordwestlichen Binnenland besser erschlossen, etc.. etc.

Ich hoffe, Sie konnten anhand dieser Zeilen meine Motivation zumindest nachvollziehen, auch wenn Sie sie nicht teilen.

Mit freundlichen Grüßen

Martina Krogmann