Frage an Martina Krogmann von Erika S. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrte Frau Dr. Krogmann,
80 Prozent der Verbraucher lehnen die grüne Gentechnik ab!!!! Das stört Herrn Stegen, Landwirtschaftskammerpräsident und Landwirt aus Bokel im Landkreis Cuxhaven wenig. Er wird in den nächsten Tagen Genmais für einen Testanbau ausbringen, obwohl sich in Bokel und Umgebung massiver Widerstand in der Bevölkerung breit gemacht hat. Die umliegenden Landwirte und ein Demeter-Betrieb fühlen sich in ihrer Existenz bedroht. Verbraucher fordern eine Kennzeichnungspflicht für Produkte von Tieren (Fleisch, Eier, Milch und Milchprodukte), die mit Futtermitteln gefüttert wurden, die Bestandteile aus gentechnisch veränderten Pflanzen (GVO) enthalten. Wie werden Sie die Interessen der Verbraucher vertreten? Wie sehen Sie die Situation in Bokel?
Freundliche Grüße
Erika Sievers
Sehr geehrte Frau Sievers,
bitte haben Sie Verständnis, dass ich mich zur Situation in Bokel nicht äußern kann. Ich bin mit den dortigen Ereignissen, die außerhalb meines Wahlkreises liegen, nicht so vertraut, als dass ich mir ein Urteil erlauben könnte. Ansprechpartner für Sie wäre mein Kollege Enak Ferlemann aus Cuxhaven.
Gerne werde ich aber Ihre konkrete Frage zur Kennzeichnungspflicht beantworten. Ich bin für eine Kennzeichnung aller Lebensmittel, für deren Herstellung GVO´s eingesetzt wurden. Dies ist im Binnenmarkt aber natürlich eine Frage, die zusammen mit den EU-Mitgliedstaaten entschieden werden muss, damit sie für den Verbraucher wirklich etwas bringt. Laut dem vom Bundeskabinett am 28. Februar 2007 einstimmig beschlossenen Eckpunktepapier wird sich die Bundesregierung auf EU-Ebene für dieses Ziel stark machen und einsetzen.
Die derzeitige Kennzeichnungsregelung dient aus meiner Sicht nicht der Aufklärung des Verbrauchers, sondern führt ihn eher in die Irre. Nachdem alles, was durch den Tiermagen gegangen ist, nicht gekennzeichnet zu werden braucht, ebenso wenig wie gentechnisch veränderte Enzyme, meint ein Großteil der Bevölkerung, dass er mit Gentechnik noch nicht in Berührung gekommen sei. Experten der Lebensmittelbranche stellen dagegen fest, dass bei konsequenter Kennzeichnung 80 Prozent unserer Lebensmittel als gentechnisch verändert auszuzeichnen wären. Schon jetzt werden beispielsweise gentechnisch modifiziertes Soja-Lecithin für die Weiterverarbeitung zu Schokolade, Emulgatoren und Vitamin E aus gv-Soja und Speiseöl aus genetisch verändertem Mais oder Raps hergestellt. Weitere Beispiele finden sich u.a. bei der Herstellung von Futtermitteln oder Backwaren. Eine Kennzeichnungspflicht würde aus meiner Sicht mehr Transparenz und Information für den Verbraucher bringen und zudem dazu beitragen, die Debatte über die grüne Gentechnik zu versachlichen.
Mit freundlichen Grüßen
Martina Krogmann