Frage an Martin Stümpfig von Silvio d. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Stümpfig,
eines der obersten Gebote der Grünen lautet meiner Meinung nach Diskriminierungsfreiheit. Alle Menschen sind demnach gleich, ganz egal ob in Bezug auf Alter, Geschlecht, Religion oder Sexualität.
Doch irgendwie hat man in jüngerer Zeit den Eindruck gewonnen, dass diese liberale Einstellung der Grünen obsolet wird. Denn offenbar scheinen die Grünen ganz gezielt alte Menschen zu diskriminieren, und zwar ganz speziell "alte, weiße Männer". Hier sehe ich ganz konkret eine Diskriminierung von Hautfarbe, Alter und Geschlecht.
In Reden und Textbeiträgen der jüngeren Vergangenheit wird diese Zielgruppe seitens der Grünen massiv angegangen, besonders prominent in der Videobotschaft von Frau Schulze (https://www.youtube.com/watch?v=D6h8fo_osBQ), in der sie dieser Gruppe vorwirft, die „Zukunft zu verspielen“.
1.) Teilen Sie die Meinung/Formulierung von Frau Schulze oder distanzieren Sie sich davon?
2.) Ich frage Sie weiter: Ist das wirklich die Einstellung der Grünen, einen großen Teil der weltweiten Bevölkerung, deren Anteil im Zeitalter der Überalterung der Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten deutlich zunehmen wird, derart abzulehnen? (Wenn dem so wäre, müsste ich in Zukunft schließlich auch auf die Meinung Ihrer alteingesessenen Parteimitglieder Fischer, Trittin, Ströbele und Cohn-Bedit verzichten.)
3.) Zählt Ihr Spitzenkandidat Ludwig Hartmann bereits zu den „alten, weißen Männern“? Fühlen Sie sich als „alter, weißer Mann“ angesprochen?
4.) Sehen Sie derartigen Rassismus und Sexismus in Ihrer Partei als Problem?
5.) Und, zu guter Letzt – wie wäre Ihrer Meinung nach eine angemessene Reaktion, wenn ein anderer Politiker ein Problem bei (beispielsweise) jungen, schwarzen Männern verortet?
Mit freundlichen Grüßen,
A. & S. d. L.
Sehr geehrter Herr Luca,
* Bei der Videobotschaft von Frau Schulze ging es um die Asylpolitik. Als Bayerische Abgeordnete sind wir dabei mit der Politik der CSU konfrontiert, die auf Ausgrenzung und Abschiebung setzt und damit eine Spaltung der Bevölkerung bewirkt. Da die CSU wie keine andere Partei von Männern dominiert ist, hat Frau Schulze in diesem Kontext besorgt die Regierenden gemeint, auf Herrn Seehofer abgezielt und auch einen Seitenhieb auf Trump gemacht. Auf keinen Fall diskriminieren wir GRÜNE eine bestimmte Gruppe von Menschen – im Gegenteil, wir GRÜNE setzen uns für Toleranz, gegenseitigen Respekt und gleichwertige Lebensverhältnisse für alle Menschen ein, so auch ich.
* Wir Grüne wollen gleiche Chancen für alle Menschen. Die demographische Entwicklung, das „Altern“ unserer Gesellschaft ist ein zentrales Thema für uns GRÜNE und auch für mich.
* Diese Frage finde ich polemisch und bedarf keiner Antwort. Ich kann dem nur entnehmen, dass Sie sich verletzt fühlen. Das bedauere ich, es entspricht aber nicht der Einstellung von uns Grünen.
* Nein – im Gegenteil. Wir setzen uns für alle ein: Frauen, Männer, Kinder, Senioren, Menschen mit Handicaps, Asylsuchende, Kranke, Benachteiligte und natürlich auch Gesunde.
* Sie haben den Satz von Frau Schulze aus dem Kontext genommen und so dem Missverständnis preisgegeben. Das ist schade. Ihre letzte Frage ist demnach auch sehr polemisch. Mein Ziel ist eine inklusive, solidarische Gesellschaft, in der alle dazu gehören und niemand ausgegrenzt wird.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Stümpfig