Frage an Martin Schwab von Felix S. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Dr. Schwab!
Alle reden von Elektromobilität!
Weltweit gibt es eine Renaissance der Straßenbahn. Aber in der deutschen Hauptstadt scheint davon nichts anzukommen. Unter Rot-Rot sind 14 Kilometer Autobahn und 77 km Straße gebaut worden, aber nur 2 km neue Straßenbahnlinie. dabei hat hier vor allem Westberlin enormen Nachholbedarf. Ein Youtubevideo zeigt, dass man andernorts schon weiter ist:
http://www.youtube.com/embed/PeOUY7rwin0
Was wollen Sie tun, damit Berlin an die internationale Entwicklung anschließt?
Wie wollen Sie das S- Bahn- Chaos beheben?
Was denken Sie über einen Nulltarif für den ÖPNV? Würde eine Steuerfinanzierung des Angebotes nicht die Kosten senken (keine Automaten, keine Verkaufsgeräte, keine Wartezeiten für Ticketverkauf an den Haltestellen) und wäre das nicht wie eine Steuerreform, die vor allem Leute mit kleineren Einkommen entlastet? Berlin hat außer Potsdam kaum größere Nachbarorte. Der Nulltarif würde Mehrheitlich den Berlinern dienen. Hier klappt es schon seit Jahren: http://de.wikipedia.org/wiki/Personennahverkehr_in_Hasselt
Berlin könnte zu einer Metropole des ÖPNV werden mit Vorbildfunktion für die Verkehrswende andernorts.
MfG. Felix Staratschek
Sehr geehrter Herr Staratschek,
Haben Sie vielen herzlichen Dank für Ihre Frage. Diese beantworte ich wie folgt:
Der Ausbau des ÖPNV hat nach Ansicht der ödp auf jeden Fall Vorrang vor dem Ausbau des Staßennetzes. In den von Ihnen genannten Zahlen spiegelt sich auch unserer Meinung nach eine falsche Prioritätensetzung.
Das S-Bahn-Chaos kann nur behoben werden, wenn für die Zeit nach 2017
- das gesamte Netz möglichst bald ausgeschrieben wird
- und demjenigen Unternehmen, das die Ausschreibung gewinnt, eine ausreichend lange Laufzeit in Aussicht gestellt wird.
Denn wer auch immer zukünftig die S-Bahn betreibt, wird nicht umhin können, eine reiche Füller neuer Waggons zu bestellen. Diese kosten mehrstellige Millionensummen, die sich nur über eine lange Laufzeit amortisieren. Und die Herstellung der neuen Waggons nimmt Jahre in Anspruch. Wenn wir also erwarten, daß der zukünftige Betreiber der S-Bahn in einen neuen Fuhrpark investiert, müssen wir ihm einen entsprechenden Planungshorizont in Aussicht stellen.
Die Idee eines kostenfreien ÖPNV halten wir für reizvoll, aber nach über 60 Jahren schwarz-rot-gelb-grüner Schuldenpolitik nicht für finanzierbar. Die Einsparung von Verwaltungs- und Vertriebskosten, die Sie aufführen, dürfte nicht ausreichen, um einen kostenfreien Bus- und Bahnverkehr kostendeckend anzubieten.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Schwab