Frage an Martin Schäfer von Peter H. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Schäfer,
mit Interesse habe ich ihr Interview in der MOPO gelesen und bin sehr irritiert.
Auf die Frage nach dem absoluten Rauchverbot antworten Sie:
"Ich persönlich halte eher wenig davon, weil ich gegen diese Grundsatzverbieteritis bin. Und das ganze hatte sich in Hamburg doch eigentlich eingependelt. Die Leute haben sich arrangiert, es wird wesentlich weniger in Kneipen geraucht. Und dass man im Restaurant raucht, gehört sich einfach nicht mehr."
Ist Ihnen bekannt, dass es inzwischen erwiesen ist, dass Restaurants, die "abgetrennte" Raucherräume haben, dadurch immer auch im Nichtraucherbereich erheblich stark mit Qualm und Schadstoffen belastet sind, da die Türen permanent auf und zu gemacht bzw. einfach vom bedienenden Personal dauerhaft offen gelassen werden.
Wenn dem so ist, wie können Sie es als gesundheitspolitischer Sprecher der SPD vertreten, dass Nichtraucher – bei ihrer bevorzugten Lösung - dort weiterhin gesundheitlich geschädigt werden?
Was ist mit dem Personal, welches auch permanent im verqualmten Raucher-Bereich bedient? Hat das einfach Pech gehabt oder sind das von Berufs wegen Leute, die besonders geschädigt werden dürfen?
Im Interview sprechen Sie davon, dass die Leute sich arrangiert haben und dass in Kneipen wesentlich weniger geraucht wird.
Nach dieser Logik ist es für Sie also vollkommen ok, wenn ich als Nichtraucher nun in Kneipen etwas weniger geschädigt werde, weil ja schon weniger geraucht wird?
Komisch: Bei anderen Körperverletzungen gilt auch ein totales Verbot. Da Sie ja gegen die „Grundsatzverbieteritis“ sind, warum erlauben Sie dann eigentlich in ausgewählten Eckkneipen nicht auch das Zusammenschlagen von Leuten oder zumindest das Ohrfeigen (das wäre ja dann nach Ihrer Logik schon ein „weniger“ zusammenschlagen).
Vorausgesetzt natürlich: Draußen hängt ein Schild: „Andere schädigen ist in diesen Räumen ausdrücklich erlaubt“.
Ich freue mich über KONKRETE Antworten
Peter Hiller
Sehr geehrter Herr Hiller,
vielen Dank für Ihre Email.
Wie Sie dem Interview in der Hamburger Morgenpost richtig entnehmen konnten, bin ich persönlich gegen ein absolutes Rauchverbot in Kneipen, da ich der Ansicht bin, dass nicht alle Bereiche des menschlichen Zusammenlebens gesetzlich geregelt werden sollten. Eine Entscheidung über die künftige Ausgestaltung einer gesetzlichen Regelung zum Rauchen in der Öffentlichkeit ist jedoch in der SPD-Bürgerschaftsfraktion noch nicht gefallen.
In Hamburg gibt es Kneipen, in denen geraucht werden darf und welche, in denen nicht geraucht wird. In Restaurants durfte nirgendwo mehr geraucht werden. Nach dem neuen Urteil des Bundesverfassungsgerichts dürften dort wieder abgetrennte Raucherräume eingerichtet werden. Wie weit das tatsächlich geschieht, ist offen, denn in der Mehrzahl der Restaurants ist weitgehend etabliert, dass drinnen nicht geraucht wird!
Wenn ich also gegen ein absolutes Rauchverbot bin, heißt das nicht, dass ich nicht um die Gesundheitsrisiken des Rauchens wüsste. Ich war und bin strikt dafür, dass niemand durch Rauch belästigt werden darf, der das nicht möchte. Es ginge mir aber zu weit, jemandem zu untersagen, sich irgendwo aufzuhalten, wo geraucht wird, wenn er es selbst so möchte.
Und „nur“ weil eine Sache gefährlich für unsere Gesundheit ist, heißt es nicht, dass sie gesetzlich verboten werden muss. Ich denke hier z.B. an Konzerte, die unserem Gehör schaden, ans Fallschirmspringen oder ans Autofahren, das sowohl für den Autofahrer und seine Beifahrer wie auch für unbeteiligte Passanten zur tödlichen Gefahr werden kann.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Schäfer