Wie bewerten Sie das Verhalten der ARD-Chefin a.D. Patricia Schlesinger?

Sehr geehrter Herr S.,

vielen Dank für Ihre spannende Nachfrage.

Die Vorwürfe der Vetternwirtschaft, Vorteilsnahme und Verschwendung gegenüber Patricia Schlesinger zogen verständlicherweise eine massive Kritik mit sich. Dennoch muss der Fall geprüft und aufgearbeitet werden und darf nicht auf den kompletten öffentlich-rechtlichen Rundfunk bezogen werden.

Ich bekomme mit, dass das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Teilen der Bevölkerung sinkt. Aber auch, dass Menschen, welche sich schon vorher gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk positioniert haben, diesen Fall als Argument nutzen, die Forderung nach der Abschaffung der GEZ Gebühr weiter zu transportieren.

Es wird auf jeden Fall eine Aufgabe der ARD sein, dieses Vertrauen wiederzugewinnen und zu stärken. Unabhängig davon teile ich die Einschätzung, dass der Rundfunkbeitrag eine Abgabe ist, um die Demokratie zu stärken.

Für eine Demokratie ist es unabdingbar, eine freie Berichterstattung und Unterhaltungsangebote zu gewährleisten. In Deutschland wird dies durch den Rundfunkbeitrag erfüllt, der seine Berechtigung aus dem Grundgesetz zieht. Das verhindert, dass ein privates Unternehmen mit dem meisten Kapital ein Monopol in diesem Bereich besitzt. Zudem stellt der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine Kontrollinstanz gegenüber den privaten Medien dar. Auch die privaten Medien haben die Kontrollfunktion gegenüber den öffentlichen Medien. In einer Demokratie ist dies besonders wichtig, da die Medien das Regierungsgeschehen beobachten, bewerten und davon berichten und so ihre Kontrollfunktion gegenüber der Regierung wahrnehmen.

Glück auf!

Martin Kröber