Frage an Martin Körner von Matthias F. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Körner, eine Frage an Sie als Volkswirt: Die Linkspartei fordert meines Wissens die Einführung einer Börsenumsatzsteuer. Halten Sie es für möglich, dass eine solche Steuer folgenden positiven volkswirtschaftlichen Effekt hätte: Die Erhöhung der Transaktionskosten würde den Anreiz der Anleger von Wirtschaftsunternehmen (Aktienkäufer) vergrößern, ihre Unternehmensanteile längerfristig zu halten. Dadurch würde sich der Druck auf das Management der jeweiligen Unternehmen erhöhen, eher längerfristige, nachhaltige Ziele zu verfolgen. D.h. insbesondere würden Manager z.B. weniger der Versuchung unterliegen, die Qualität erzeugter Produkte zu drücken, um kurzfristige Gewinnsteigerungen zu erzielen, wobei sie langfristige Imageschäden und Schädigung ihrer Unternehmen nach dem Motto "Nach mir die Sintflut" billigend in Kauf nehmen. Falls Sie eine Börsenumsatzsteuer für ein geeignetes Instrument halten, um die Verfolgung längfristigerer Ziele und damit eine Stärkung der Wirtschaftsunternehmen zu erreichen: Setzen Sie sich persönlich für dieses Ziel ein? Wie steht ihre Partei, die SPD dazu? Falls Sie kein Anhänger einer solchen Steuer sind: Betrachten Sie die Verfolgung tendenziell nur kurzfristiger Ziele durch Unternehmensmanager (und der Aktionäre dahinter) überhaupt als Problem? Wenn ja: Haben Sie andere Ideen, wie die Politik durch das Setzen entsprechender Rahmenbedingungen Manager zu einer Verfolgung längerfristigerer Unternehmensinteressen bewegen könnte.
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
MM
Sehr geehrter Herr Falk,
vielen Dank für Ihre Frage zur Börsenumsatzsteuer vom 8. August. Ganz grundsätzlich bin ich für eine Stärkung der Kräfte in einem Unternehmen, die langfristige Ziele verfolgen. Dazu gehören meiner Ansicht nach zum Beispiel die Betriebsräte, die in ihrer Arbeit gestärkt werden müssen. Trotz aller aktuellen Skandale zeigen viele Beispiele, dass sie es sind, die über Quartalsberichte hinausdenken. Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass die Bezahlung (und auch etwaige Pensionszusagen) der Vorstände in Aktiengesellschaften bzw. von Führungskräften in allen Unternehmen von langfristigen Erfolgsindikatoren abhängig gemacht werden sollten. Das wird beispielsweise von dem Schweizer Unternehmensberater Malik praktiziert und propagiert.
Zu Ihrer konketen Frage musste ich zunächst einmal ein bisschen recherchieren. Deshalb kommt auch erst jetzt meine Antwort, die auch noch nicht so ganz befriedigend ausfällt, denn ich habe schlicht und einfach noch keine abschließende Meinung zu dem Thema. Weder im Abschlussbericht der Globalisierungs-Enquete des Deutschen Bundestags noch beim Financial Stability Forum habe ich konkrete Bewertungen zu dem Vorschlag gefunden. Erst 1990 haben wir in Deutschland die Börsenumsatzsteuer abgeschafft. Andere Länder haben sie, wie zum Beispiel Großbritannien mit 0,5 bis 4%. Also: ich habe Sympathie für den Vorschlag, möchte aber zunächst noch mehr darüber wissen, um Ihnen eine abschließende Meinung zu präsentieren.
Herzliche Grüße,
Martin Körner