Frage an Martin Dreß von Felix S. bezüglich Verkehr
Als PRO BAHN e.V. Mitglied aus NRW verfolge ich das Geschehen in Niedersachsen, weil der Weg zum Urlaub an den deutschen Nordseeinseln oder der Güter von den Nordseehäfen nach NRW durch ihr Land verläuft.
Werden Sie eine Initiative starten, dass der Güterverkehr massiv auf die Schiene verlagert wird und dass für den Urlaub auf den Inseln, auf denen man kein Auto braucht, gute Anreiseangebote im öffentlichen Verkehr geschaffen werden?
Kennen Sie das Konzept der Container-Linienzüge, die den Fernverkehr von der Autobahn holen können? http://www.containerzuege.de/
Kennen Sie das Mobiler-Konzept, mit dem dezentral überall Güter zwischen Schiene und Straße wechseln können?
https://de.wikipedia.org/wiki/Mobiler
Durch den Container ist eine ganz andere Güterbahn als heute möglich, wo nicht mehr rangiert wird, sondern Hochleistungsanlagen ganze Züge in voller länge auf einmal be- und entladen. Die Züge können also sofort weiter fahren, während die Transportboxen sortiert werden. Das Rollmaterial wird effizient eingesetzt.
Werden Sie die Regeln für die Reaktivierung von Bahnstrecken verbessern?
Haben Sie eine Erklärung dafür, warum die Politik bisher nicht in der Lage ist, solche guten Konzepte aufzugreifen und durch Umweltverschmutzung und Rohstoffverschwendung über Leichen geht?
Gibt es ein grundlegendes Problem, dass die Politiker auch in anderen Bereichen davon abhält, sinnvolle Lösungen umzusetzen? Welche sind ihnen da bekannt?
Sehr geehrter Herr S.,
für Ihre detaillierten Fragen danke ich sehr herzlich. Sie haben vollkommen Recht - wir benötigen sowohl in Niedersachen als auch in der gesamten Bundesrepublik eine konsequente Verkehrswende. Der immer weiter ausufernde Individualverkehr einerseits, und der durch die Globalisierung stetig wachsende LKW-Verkehr für Gütertransporte andererseits führen zu einem Kollaps der Straßen-Infrastruktur. Von den immensen Umwelt- und Gesundheitsbelastungen ganz zu schweigen. Ausmaß und Struktur des heutigen Verkehrs sind beispielhafte Symptome staatlicher Misswirtschaft, Menschen- und Umweltverachtung!
Die von Ihnen angesprochenen Konzepte "Container-Linienzüge" und "Mobiler-Konzept" kenne ich bisher nicht im Detail. Sie sind aber sehr vielversprechend, weil logisch und eine echte Lösungsmöglichkeit darstellend. Denn Aufgabe der Verkehrspolitik ist es, nach einem erträglichen Gleichgewicht zwischen den berechtigten Bedürfnissen nach Mobilität des Einzelnen und den daraus resultierenden Beeinträchtigungen der Allgemeinheit zu suchen. Vor allem aber gilt es zu lernen, Verkehr zu vermeiden. Nach Auffassung der ÖDP benötigen wir eine gerechte steuerliche Belastung für den Verbrauch von Primärenergie und Rohstoffen sowie für die Verursachung von Umweltschäden, denn diese verteuert Transport und Verkehr und begünstigt Verkehrsvermeidung. Ergänzend benötigen wir angewandte Forschung und Entwicklung von sparsamen, umweltverträglicheren Fahrzeugen und Verkehrssystemen. Unbestritten - da bin ich ganz Ihrer Meinung - muss der Güterverkehr von der Straße auf die Schiene (und auch auf Wasserwege) verlagert werden, u.a. auch weil diese mit einem geringeren Energieverbrauch verbunden sind.
Ebenfalls nötig ist eine völlige Neuorientierung im Bereich des Schienenverkehrs. Das Schienennetz ist - vergleichbar mit der Verwaltung der Bundes- und Landesstraßen - in staatliche Verwaltung zurückzuführen, zumindest aber in einer von der DB AG unabhängigen AG zu organisieren, die im Eigentum des Bundes verbleiben muss. Nur so lassen sich Benachteiligungen der Wettbewerber der DB AG vermeiden, und die Investitionen in das Schienennetz verbleiben in der Verwaltung der öffentlichen Hand.
Und warum ist das alles bisher nicht passiert? Weil auch in der Verkehrspolitik bestimmte Interessen von bestimmter Seite vorherrschen. Lobbyismus tut sein Übriges. Wirklich unabhängige, eine nur dem Wohl des deutschen Volkes und der Bewahrung der Schöpfung dienende Politik sieht anders aus. Deshalb engagiere ich mich in der ÖDP und kandidiere zum Landtag.