Frage an Martin Bill von Johannes B. bezüglich Verkehr
Lieber Herr Bill,
eine Stadtbahn ist aus Sicht vieler Hamburgerinnen und Hamburger wichtig, um das Nahverkehrssystem der Hansestadt sinnvoll zu ergänzen - sei es, anstelle der teuren aktuellen U- und S-Bahn-Planungen oder auch als dessen Ergänzung. (Nebenbei bemerkt: Viele Grünen-Wähler sind wohl eindeutig für die Variante "anstelle der").
Auch die Grünen positionieren sich ja stark auf der Pro-Seite des straßengebundenen Schienenverkehrsmittels. Im Zukunftsprogramm Grüne 2020 findet man einiges dazu. Allerdings bleiben die Aussagen recht vage.
Ich wünsche mir konkrete Antworten auf folgende Teilfragen:
1. Für den Fall, dass die aktuellen Planungen für U- und S-Bahn so fortgeführt werden: Welche Stadtbahn-Routen sollen dann zuerst als Schnellbahn-Ergänzung in Angriff genommen werden?
2. Die Netzstruktur der U- und S-Bahn innerhalb des Hamburger Stadtgebiets bedingt, dass nicht unbedingt alle Stadtbahn-Achsen miteinander verbunden sind. Ist es für Sie ein sinnvoller Weg, mit mehreren Stadtbahn-Teilnetzen zu arbeiten (siehe z.B. Paris, Madrid oder Barcelona)? Der 14er Bus in Harburg könnte ja genauso eine Stadtbahn werden wie eine Linie von Mümmelmannsberg über Lohbrügge nach Bergedorf und weiter auf der alten Bahntrasse nach Geesthacht.
3. Sind auch sehr außen liegende Tangentialverbindungen sinnvoll? Siehe Kopenhagen (https://www.dinletbane.dk/). In Hamburg bietet sich dies z.B. auf dem Ring 3 an bzw. im Osten als Querverbindung Farmsen - Rahlstedt - Tonndorf - Jenfeld - Billstedt.
4. Werden die Grünen in Hamburg im Falle eines Wahlsiegs die aktuellen U- und S-Bahn-Planungen noch einmal auf den Prüfstand stellen? Eine U-Bahn unter der Straße, die per se schon Platz für eine Stadtbahn bietet, kann ja im Sinne des nachhaltigen Ansatzes der Grünen nicht zielführend sein (U5 Grindel/Hoheluft). Bahnkreuzungen ohne gemeinsamen Halt (Rübenkamp/Nordheimstraße bzw. S32 Ausfädelung Holstenstraße) ebenso nicht.
Danke für Ihre Antwort!
Herzlichen Gruß
Johannes Bouchain
Sehr geehrter Herr B.,
vielen Dank für Ihre Fragen. In der Tat sehen wir GRÜNEN in der Stadtbahn eine sinnvolle Ergänzung des Hamburger ÖPNV-Netzes. Klar ist für uns: Hätten CDU und SPD die Stadtbahn nicht 2001 und 2011 gestoppt, hätten wir heute nicht derart große Engpässe im HVV. Deshalb wollen wir in den kommenden Jahren die Planungen für einen neuen Anlauf auf den Weg bringen.
Wir sehen in dem grade gestarteten Expressbus-Netz, dass in den kommenden Jahren noch um viele weitere Linie ergänzt werden wird, als Blaupause für die künftigen Stadtbahn-Strecken. Die von Ihnen angesprochenen außen liegende Tangentialverbindungen halten wir dabei in der Tat für sinnvoll und wollen dies im anstehenden Planungsprozess berücksichtigen. Fertig geplante und durchfinanzierte U- und S-Bahn-Projekte werden wir nicht mehr in Frage stellen, denn wir müssen so schnell es geht neue Schienenwege bauen. Planungen alleine befördern noch keine Menschen.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Bill