Frage an Markus Söder von Andreas K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Söder,
in NRW beheimatet, nehme ich die von Ihnen veranlasste Anbringung von Kreuzen in bayerischen Behörden mit Verwunderung und Befremdung wahr.
Für viele Menschen mag das Kreuz ein Ausdruck von Menschenwürde, Nächstenliebe und Toleranz sein. Der Kern "abendländischer Qualitäten" liegt aber nicht nur im gegenwärtigen Christentum, sondern auch in anderen toleranten spirituellen Auffassungen und sozialgeschichtlich insbesondere in den Vorgängen und Errungenschaften von Aufklärung und wissenschaftlichem Zeitalter begründet. Ich persönlich gehe noch einen Schritt weiter: ohne einen gehörigen Bodensatz an Agnostikern und Atheisten gäbe es die gegenwärtige Menschenwürde und Toleranz in westlichen Gesellschaften nicht.
Mir liegen angesichts dessen folgende Fragen am Herzen:
Wie bitte möchten Sie die von Ihnen veranlassten Kreuzaufhängungen mit dem Grundgesetz vereinbaren, welches keine explizit christliche, sondern eine Religionen tolerierende weltliche Auffassung vertritt?
Und wie gewährleisten Sie, dass sich nicht nur Christen, sondern auch Atheisten und Andersgläubige in bayerischen Behörden repräsentiert fühlen?
Mit freundlichen Grüßen
A. K.
Sehr geehrter Herr K.,
das Kreuz ist natürlich in erster Linie ein religiöses Symbol, die in ihm gebündelten Werte Respekt, Toleranz, Nächstenliebe sind jedoch gerade auch für eine säkulare Gesellschaft wichtig.
Bayern ist gleichzeitig christlich geprägt. In der Bayerischen Verfassung etwa kommt dies mehrfach zum Ausdruck, insbesondere in der Präambel oder in Art. 131 Abs. 2 - „Ehrfurcht vor Gott“. Die Staatsregierung hat dies in der Vorgabe aufgegriffen, wonach im Eingangsbereich jeder Behörde als Ausdruck der geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns gut sichtbar ein Kreuz anzubringen ist.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Markus Söder MdL
Ministerpräsident