Frage an Marion von Wartenberg von Axel M. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrte Fr. v. Wartenberg,
sie kommen aus dem Bereich Erziehung/Pflege. Sie sind Altenseelsorgerin. In dieser Funktion kennen sie die Nöte, Ängste und Bedürfnisse älterer Menschen. Diese Ängste und Bedürfnisse erlebt eine Pflegefachkraft in ihrer täglichen Arbeit gleich mehrfach.
Wie wirken Sie persönlich auf die verantwortlichen Politiker ein, um die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte in Pflegeheimen und Krankenhäuser zu verbessern. Ich denke da konkret an die Pflegeschlüssel. Es ist doch jedem Politiker schon längstens bekannt, dass zu viele Klienten von zu wenigen Pflegefachkräften versorgt und behandelt werden müssen. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um ein vernünftiges Verhältnis zwischen Pflegebedürftigen und professionell Pflegenden herzustellen?
Sehr geehrter Herr M.,
bei der Beantwortung Ihrer Frage zu den Arbeitsbedingungen in Pflegeheimen und Krankenhäusern möchte ich mich nicht nur auf diesen Aspekt beschränken, sondern erlaube mir, Ihnen die folgenden sieben Punkte der SPD-Landtagsfraktion zur Kenntnis zu bringen:
Sieben Punkte für eine gute Pflege in Baden-Württemberg
Die Arbeit der Enquetekommission „Pflege“ des Landtags von Baden-Württemberg ist abgeschlossen. Der Bericht wurde am 27. Januar 2016 im Landtag diskutiert und verabschiedet. Die SPD-Landtagsfraktion sieht bei der Fachkräftesicherung und -gewinnung und der Unterstützung von pflegenden Familienangehörigen den entscheidenden Handlungsbedarf:
1. Fachkräftesicherung und -gewinnung – Schlüssel für die Zukunft einer guten Pflege
Es gibt schon heute zu wenige Pflegefachkräfte. Wir werden daher in einer Ausbildungs- und Fachkräfteallianz mit Gewerkschaften, Arbeitgebern, Leistungsträgern u.a. verbindliche Ziele und Maßnahmen festlegen, um den Pflegenotstand in den Griff zu bekommen.
2. Mehr Zeit für Pflege – Arbeitsverdichtung abbauen
Schlechte Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern und Pflegeheimen sind vor allem die Folge einer hohen Arbeitsverdichtung. Wir wollen über den Bundesrat verbindliche Personalschlüssel einführen. Diese müssen über dem Niveau in Baden-Württemberg liegen und vollumfängliche durch die Pflege- bzw. Krankenversicherung refinanziert werden.
3. Pflegenachwuchs sichern – Attraktivität der Ausbildung steigern
Vor allem die praktische Ausbildung muss verbessert werden. Wir wollen über eine Bundesratsinitiative die Freistellung von Praxisanleiter/innen und die Aufnahme der Praxisanleitung in den Dienstplänen festlegen und für eine Refinanzierung sorgen.
4. Ausbildung reformieren – Ausbildungsplätze erhalten und ausbauen
Die auf Bundesebene geplante „gemeinsame Ausbildung“ stellt vor allem die Altenpflege vor große Herausforderungen. Wir werden eine Task Force und regionale Plattformen zur Unterstützung und Beratung der Pflegeschulen und Ausbildungsstätten bei der Umsetzung der Reform einrichten.
5. Familiäre Pflege – Überforderung vorbeugen, Beratung und Unterstützung ausbauen
Pflegende Familienangehörige und in der Pflege Engagierte benötigen Beratung und eine bessere Vernetzung mit professionellen Angeboten. Wir wollen über den Bundesrat dafür sorgen, dass Pflegestützpunkte qualitativ verbessert sowie flächendeckend und wohnortnah ausgebaut werden.
6. Familiäre Pflege – Pflegenden Familienangehörigen eine Stimme geben
Pflegende Familienangehörige und ehrenamtlich Pflegende brauchen eine/n Fürsprecher/in. Wir werden daher eine/n Pflege- und Patientenbeauftragt/en im Land einrichten.
7. Selbstständigkeit und Selbstbestimmung – Auch im Alter zu Hause leben
Ein alters- und pflegegerechtes Wohn- und Lebensumfeld ermöglicht ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben. Wir werden Präventionsangebote, wie die Seniorensozialarbeit ausbauen und mit einem Förderprogramm den Aufbau kommunaler Nahversorgungs- und Sozialraumstrukturen unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen
Marion v. Wartenberg