Frage an Marie-Luise Dött von Annette S. bezüglich Umwelt
Oberhausen, den 7.7.2oo8
Sehr geehrte Frau Dött,
im Frühjahr dieses Jahres startete das Energie-Versorgungs-Unternehmen unserer Stadt einen Wettbewerb an allen Oberhausener Schulen für die Schüler der 1. bis 10. Klasse. Hierbei ging es um Vorschläge und Ideen zu ökologischen Projekten. Mit großer Erwartung und Freude wurden dann die Preise am 24. Juni überreicht.
Alle Teilnehmer hatten sich viel Mühe bei den Ideen und der Ausführung der Projekte gemacht.
Auf die Frage, ob denn die Vorschläge auch nachhaltiges Interesse und Anwendung finden werden, wurde ein "darüber nachzudenken" bestätigt.
Mein besonderes Augenmerk gilt dem Projekt "EM-effektive Mikroorganismen", welches so vielseitig einsetzbar ist, als daß ich das Ignorieren dieser Möglichkeit zur Umweltverbesserung als großes Versäumnis bezeichnen möchte.
Besteht überhaupt die Möglichkeit diese wundervollen kleinen Helfer bekannt zu machen und somit auch großflächig anzuwenden, ohne diesen Drahtseiltanz zwischen Werbung und Information / Interessenweckung?
Uns allen liegt eine Gesundung der Umwelt am Herzen. Warum fangen wir nicht mit den Vorschlägen unserer Kinder und der Hilfe dieser fantastischen Lebewesen an?
Annette Schreiber; Oberhausen
Sehr geehrte Frau Schreiber,
Sie haben mich nach den Möglichkeiten der "Effektiven Mikroorganismen" (EM) gefragt.
Die EM-Technologie geht auf eine Vermischung von mikrobiologischer Forschung und deren landwirtschaftlicher Anwendung und philosophischen Denkansätzen zurück.
Die Theorie der Effektiven Mikroorganismen, kurz EM genannt, geht zurück auf Dr. Teruo Higa, Professor für Gartenbau an der agrarwissenschaftlichen Universität in Ryukyu, Japan. Er ist der Begründer der sog. EM-Technologie. Ausgehend von seiner Forschungsarbeit in den 70er Jahren zur Bedeutung von Mikroorganismen für die Bodenfruchtbarkeit wurde später eine definierte Kombination verschiedener Organismen zur Bodenverbesserung entwickelt, die in der Landwirtschaft gleichzeitig als Ersatz für Kunstdünger und als Pflanzenschutzmittel dienen sollte. Die Wirkung soll darin liegen, die Anzahl nützlicher und effektiver Mikroorganismen im Boden zu erhöhen. Dazu können sie direkt dem Boden zugeführt werden oder bei der Herstellung von organischem Dünger (Kompostierung, Güllebehandlung) eingesetzt und dann indirekt ausgebracht werden. Während der 80er Jahre setzte Prof. Higa die Erforschung der Effektiven Mikroorganismen fort, was zur Weiterentwicklung und schließlich zur Kommerzialisierung der EM-Technologie führte.
Bei den Effektiven Mikroorganismen handelt es sich um eine Kombination aus ca. 80 ausgewählten natürlich vorkommenden Arten aus fünf verschiedenen Familien von Mikroorganismen. Die genaue Zusammensetzung der von Prof. Higa entwickelten Kombination Effektiver Miroorganismen ist nicht bekannt. Ihre Besonderheit soll in der Koexistenz von aerob (in Abhängigkeit von Sauerstoff) und anaerob (unter Luftabschluss) lebenden Organismen in einer Mischkultur liegen. Sie produzieren die verschiedensten Nährstoffe und wachstumsfördernde Substanzen, so dass die einen von den Stoffwechselprodukten der anderen profitieren können (Symbiose). Nach Aussage der Vertreiber sind sie toxikologisch unbedenklich und enthalten keine gentechnisch veränderten Arten.
Langjährige weitergehende Untersuchungen führten zu immer neuen Produkten und Anwendungsmöglichkeiten, ohne die wissenschaftlichen Grundlagen zu vertiefen. Trotz weltweiter Verbreitung gibt es nur wenige wissenschaftliche Literatur zur Wirkungsweise von Effektiven Mikroorganismen (EM), Anwendungsbeobachtungen -- häufig aus dem asiatischen Raum -- überwiegen, eine Reproduzierbarkeit ist meist nicht gegeben bzw. aufgrund der Datenlage nicht möglich. Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit speziell unter mitteleuropäischen Klimabedingungen fehlen weitgehend.
Eine generelle Aussage zur Wirksamkeit der EM-Technologie kann bei der Vielfalt der Anwendungsgebiete nicht getroffen werden, positive Effekte sind aber für bestimmte Bereiche und unter genau definierten Bedingungen durchaus möglich. Man muss jedoch grundsätzlich von einer unspezifischen Modifizierung von mikrobiellen Prozessen ausgehen, solange Parameter wie z. B. Temperatur, Licht, Wassergehalt und Nährstoffangebot nicht gezielt gesteuert werden (können). Ein möglicher Nutzen der EM-Technologie in der Landwirtschaft ist aber in jedem Fall nur in Abhängigkeit von den übrigen Begleitparametern (,begrenzenden Faktoren´) denkbar.
Der Einsatz von Effektiven Mikroorganismen im Rahmen des integrierten Landbaus bei mikrobiellen Abbauvorgängen wie Silierung, Kompostierung, Stallmist-/Güllebehandlung, Abwasserklärung usw. kann bei optimalen Rahmenbedingungen positive Wirkungen zeigen. Ein Nutzeffekt der EMX-Keramikprodukte dagegen (z.B. von EMKeramikpulver zur ,Bodenbelebung´, EM-Keramikpipes zur ,Wasserreinigung´ und EM-Keramikschmuck zur ,Vitalisierung´) ist aus gegenwärtiger wissenschaftlicher Sicht ebenso wenig vorstellbar wie beispielsweise eine ,vorbeugende Wirkung gegen Krebs´ durch das probiotische Nahrungsergänzungsmittel EM-X.
Insgesamt bedarf das Wirkprinzip der EM-Technologie-- besonders angesichts der verschiedenen Produktgruppen und Anwendungsgebiete -- erst noch der wissenschaftlichen Klärung.
Mit freundlichem Gruß
Marie-Luise Dött