Wird das Debakel um den SPz Puma Konsequenzen bei zukünftigen Rüstungsbeschaffungen nach sich ziehen?
Sehr geehrte Frau Strack-Zimmermann,
welchen Handlungsbedarf sehen Sie angesichts der Produktionsdauer und weiterhin massiver Beschaffungspannen bestehender Rüstungsaufträge sowie nach wie vor unbehobener Ausrüstungsmängel?
Sollte Deutschland einen ähnlichen Weg wie Polen einschlagen, deren Streitkräfte tw. bereits unter Lizenzproduktion im eigenen Land mit Haubitzen K9 Thunder, Kampfpanzern K2 Black Panther und leichten Kampfflugzeugen FA-50 vergleichsweise zu Deutschland in Rekordtempo und bedeutend günstiger durch die südkoreanische Hanwha Group ausgerüstet werden?
Bisher scheinen bei der Auswahl der Rüstungsprojekte nur sehr hochpreisige und prestigeträchtige Waffensysteme in den Bestelllisten aufzutauchen. Warum wird nicht für jede Waffengattung ein günstigeres, in Lizenz schnell zu produzierendes, NATO-Standard erfüllendes und im Preis-Leistungs-Verhältnis effektiveres System parallel zu den komplexen und teuren Projekten als Backbone eingeplant?
MfG
Sebastian H.
Sehr geehrter Herr H.,
die Aufarbeitung und Bewertung der aktuellen Probleme mit dem Puma dauert weiterhin an. Allerdings gab es während des gesamten Entwicklungs- und Beschaffungsprozesses große Schwierigkeiten und es wurden Fehler gemacht. Die Lehren daraus setzen wir aktuell um. So setzen wir verstärkt auf marktverfügbare Lösungen, anstatt gänzlich neu entwickeln zu lassen. Außerdem soll weitestgehend auf "Extrawünsche" bei marktverfügbaren Systemen verzichtet werden. Ein weiterer Fehler der Vergangenheit: Die nicht ausreichende Bestellung von Ersatzteilen bereits beim Kauf eines Systems. Auch das haben wir geändert und bevorraten bei Neubeschaffung genügend Ersatzteilpakete.
Grundsätzlich kommt es bei der Beschaffung aber nicht in erster Linie auf Geld und Tempo an, sondern auf die Qualität eines Systems. Die Bundeswehr hat sehr hohe Ansprüche an seine Rüstungsgüter. Entsprechend schnell werden sie auch als nicht einsatzbereit deklariert, auch wenn nur ein kleiner defekt vorliegt. Vergleiche mit anderen Nationen sind immer schwierig, da die Systematik der Erfassung von Einsatzbereitschaft nicht überall dieselbe ist.
Mit freundlichen Grüßen
Marie-Agnes Strack-Zimmermann