Wie stehen Sie zur Energiewende bezüglich atomarer Energiegewinnungen (Kernspaltung / Kernfusion)?
Guten Tag Herr Lira,
vor neun Jahren haben wir in Deutschland den Atomausstieg beschlossen. Nach der Katastrophe in Fukushima wollte sich die Regierung und eine Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr dem drohenden Risiko von atomaren Katastrophen im eigenen Land aussetzen und nimmt zum Ende des Jahres 2022 das letzte Atomkraftwerk vom Netz. Die AKW-Betreiber haben sich auch darauf eingestellt und schwenken auf andere Energieträger um.
Nun sollten wir den Blick nach vorn richten. Innovationen im Energiebereich brauchen auch Planungssicherheit. Wir müssen die wichtigen Fragen nach Energiestabilität und -sicherheit in Deutschland fokussieren, wir brauchen gute Speichertechnologien und Technologien zur Speicherung, Abspaltung und Vermeidung von CO2.
Trotz des beschlossenen Atomausstiegs wird das Thema Kernenergie für Deutschland trotzdem noch eine lange Zeit eine Bedeutung behalten. Die Endlagersuche für die atomaren Reststoffe dauert an, gleichzeitig fallen durch den Rückbau der abgeschalteten Kernkraftwerke weitere Mengen an schwach strahlendem Bauschutt an. Dieser Rückbau wird noch mehr als 40 Jahre in Anspruch nehmen und muss auch dann von Fachkräften betreut werden. Es ist somit eine Generationenaufgabe und braucht einen kontinuierlichen Wissenstransfer. Der Nachwuchs muss somit weiterhin ausgebildet werden, um auch in Zukunft diese Herausforderung stemmen zu können. Außerdem: Durch Forschung in diesem Bereich könnten neue Wege gefunden werden, um die Strahlungsintensität und Halbwertszeit von stark radioaktivem Material und somit die Belastung der Umwelt zu reduzieren, etwa durch Kernfusion statt -spaltung. Dann könnte über eine Neunutzung nachgedacht werden. Das halte ich aber momentan noch für ferne Zukunftsmusik.
Mit freundlichen Grüßen
Marie-Agnes Strack-Zimmermann