Wie stehen od. standen Sie zu dem Überfall auf den Irak 2003, wie zu dem "Bündnisfall" der NATO und dem daraus resultierenden Angriff auf Afghanistan, wie zu den Bombardierungen im Jemen? Danke f.d.A.
Sehr geehrte Frau Strack-Zimmermann, in der Ukraine werden z.Zt. durch den aufopfernden Kampf der Ukrainer unsere wertebasierenden Demokratien mit unserer Unterstützung und unseren Waffen verteidigt. Durch diesen Kampf besteht ein gewisses Risiko, dass es zu einem nuklearen Austausch kommt, evtl. sogar zur Auslöschung Europas. In diesem Zusammenhang finde ich Ihre Ansichten zu den o.g. Konflikten für den Wähler hilfreich, um Ihre jetzige Position besser einordnen zu können. Welche, ich dachte immer auch christlichen Werte, rechtfertigen eine Eskalierung durch Waffenlieferungen, ein Anheizen einer Russlandfeindlichkeit mit Feindbildern, wie unsere Generation sie bisher nur aus Geschichtsbüchern kannte, eine nie dagewesene Aufrüstung seit dem 2. Weltkrieg und die damit resultierende Verteilung von Steuergeldern an große Rüstungskonzerne? Sie sind z.Zt. eine der großen Meinungsmacher:innen in den Medien, deswegen ist Ihre Ansicht zu den o.g. Konflikten so wichtig. Danke. M.f.G. R.M.
Sehr geehrter Herr M.,
als Freie Demokratin glaube ich fest an die regelbasierte Weltordnung. Internationale Konflikte sollten entsprechend von den dafür vorgesehenen Institutionen - der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa oder den Vereinten Nationen - beigelegt werden. Militärische Interventionen ohne entsprechendes Mandate außer in Fällen der Selbstverteidigung lehne ich ab.
Der Afghanistan-Einsatz hat die Bundeswehr, vor allem aber das Leben Tausender Soldatinnen und Soldaten und deren Familien geprägt - über 20 Jahre hinweg. Der Einsatz vor Ort war richtig. Seitdem ist von dort kein Terror gegen die westliche Welt mehr ausgegangen. Wir haben erreicht, dass Frauen und Mädchen am Bildungssystem wieder teilhaben können. Auch die Entwicklung im Gesundheitsbereich hat große Fortschritte gemacht. Aber rückblickend müssen wir feststellen, dass wir einiges von dem, was wir in Afghanistan erreichen wollten, nicht geschafft haben. Insbesondere die nachhaltige Entwicklung demokratischer Strukturen ist nicht gelungen, was nun auch den Taliban die Rückkehr an die Macht ermöglicht hat. Wir müssen befürchten, dass nun die oben genannten Erfolge der letzten Jahre wieder zerstört werden.
Der Einmarsch in den Irak hat die damalige rot-grüne Bundesregierung scharf verurteilt. Auch meine Partei war damals dagegen. Die Freien Demokraten waren zwar ausdrücklich gegen den Krieg, aber damals genau wie heute nicht neutral. Im Irak herrschte ein brutaler, grausamer Diktator. Saddam Hussein war ein Täter und kein Opfer.
Der Krieg im Jemen, ursprünglich ein innerjemenitischer Konflikt, ist zu einem regionalen Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran geworden. Ich bin gegen diesen Krieg. Die humanitären Zustände im Jemen sind katastrophal. Wir setzen uns dafür ein, die Not der Menschen vor Ort zu lindern und dazu unsere humanitäre Hilfe auf hohem Niveau fort. Wir unterstützen aktiv die von den Vereinten Nationen geführten Friedensprozess. Dazu gehören auch die Dokumentation, Aufarbeitung und Verfolgung von Kriegsverbrechen.
Mit freundlichen Grüßen
Marie-Agnes Strack-Zimmermann