Warum helfen wir den Afghanen materiell nicht damit, dass sie pro abgegebene Waffe (Kalaschnikow) von der EU 200€ erhalten?
Sehr geehrter Herr T.
so einfach, wie Sie sich das vorstellen, ist es leider nicht. Es bräuchte umfangreiche Kontrollen, um zu verhindern, dass sich die Männer und Frauen, die wir mit 200 Euro dafür entschädigen, dass sie ihre Waffe(n) abgeben, das Geld einstecken und dann eine andere Waffe besorgen. Sonst hätten wir nichts gewonnen. Es gibt solche Programme zur Entwaffnung, Demobilisierung und Wiedereingliederung (Disarmament, Demobilisation and Reintegration – DD&R) von Kombattanten, die auch die EU unterstützt. Noch im Dezember des letzten Jahres hat die Kommission eine überarbeitete Strategie vorgestellt. Die letzte war von 2006.
Ihr Erfolg hängt aber in einem großen Maße von anderen Faktoren ab, beispielsweise von Dialog und Vermittlung, inklusiver und nachhaltiger Entwicklung, Unrechtsaufarbeitung, Verhütung und Bekämpfung von Gewaltextremismus, Bekämpfung der organisierten Kriminalität und der illegalen Ausbeutung natürlicher Ressourcen usw. Statt 200 Euro brauchen die Menschen eine langfristige Perspektive. Nur so stellen wir sicher, dass sie auch in Zukunft keine Waffe mehr in die Hand nehmen, um damit im schlimmsten Fall gegen die eigenen Nachbarn kämpfen zu wollen. Und nur so stellen wir langfristig Stabilität in krisengeschüttelten Ländern wie Afghanistan sicher.
Mit freundlichen Grüßen
Marie-Agnes Strack-Zimmermann