Sollte sich eine Impfpflicht nicht auf Risikopatienten beschränken und nicht pauschal auf das biologische Alter?
Sehr geehrte Frau Dr. Strack-Zimmermann, unter meinen Kolleginnen (Pflegeberuf) wird das Thema allgemeine Impfpflicht intensiv diskutiert. Die Vorschläge, sie altersbezogen durchzusetzen halte ich nicht nur für diskriminierend, sondern auch nicht für zielführend. Es sind vor allem die Vorerkrankungen, die zu einem schweren Verlauf von COVID führen. An erster Stelle steht die Adipositas, gefolgt von Diabetes und HK-Erkrankung (beides wiederum auf der Basis von Adipositas). Wäre es nicht viel sinnvoller, alle Menschen mit einem BMI >30 zur Impfung zu verpflichten? Und wem das nicht gefällt, der kann persönlich etwas dagegen tun, nämlich durch gesunde Ernährung, Sport treiben, Verzicht auf Zucker und Alkohol.
Liebe Frau K.,
vielen Dank für Ihre Frage. Ich gebe Ihnen recht, ich halte eine altersbezogene Pflicht auch nicht zielführend. Allerdings ist auch Ihr Ansatz zum BMI, so nachvollziehbar er erscheint, in meinen Augen schwierig rechtlich zu begründen und auch in der Praxis umzusetzen. Jede detaillierte Einschränkung der Impfpflicht, ob das nun über Alter, Vorerkrankungen, Geschlecht oder Wohnort oder andere Parameter geschieht, machen die Pflicht kompliziert, rechtlich schwammig und für einzelne Teile der Bevölkerung unverständlich. Daher setze ich mich mit einigen meiner Kolleginnen und Kollegen für eine allgemeine Impflicht für alle Menschen ein. In der nächsten Woche werden wir das ergebnisoffen im Bundestag diskutieren und am Ende eine Entscheidung treffen. Bei einer ethisch so schwierigen Frage begrüße ich dabei im Übrigen, dass auch innerhalb der Parteien fair über das Für und Wider gestritten wird.
Mit freundlichen Grüßen
Marie-Agnes Strack-Zimmermann