Sind Sie für ein Recht auf schmerzfreies Sterben?
Sehr geehrte Frau S.,
jedes Jahr begehen um die zehntausend Menschen Suizid, i. d. R. sterben sie so einen qualvollen Tod. Sie müssten es nicht, hätten sie ein Anrecht auf sog. Letzter-Wille-Pillen wie Natriumpentobarbital, das einen friedlich einschlafen lässt. Dass sie es nicht bekommen dürfen, wird damit begründet, dass das Leben zu schützen sei. In meinen Augen ist die Lebensqualität und zwar auch im Moment des Todes viel schützenswerter als ein Leben, das allein aufgrund seiner zeitlichen Befristetheit an und für sich wertlos ist. Da uns vor der Geburt niemand gefragt hat, ob wir auf die Welt kommen möchten, sind wir keinen Angehörigen schuldig, sie nicht in Trauer zu hinterlassen. Warum müssen also jedes Jahr so viele Menschen leiden? Ja, müssen, weil nun einmal alles eine determinierte Ursache und Wirkung hat und diese Menschen sich offenbar von keiner noch so guten Präventionsarbeit aufhalten lassen. Es geht ihnen doch schon schlecht genug...
Florian Saalfeld
Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre Frage. Sie haben vollkommen recht.
Jeder, der aus autonom gebildetem, freiem Willen sein Leben beenden möchte, hat das Recht, hierbei Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das Bundesverfassungsgericht hat sich nicht nur in bemerkenswerter Klarheit zum Selbstbestimmungsrecht am Lebensende, zum Recht auf selbstbestimmtes Sterben bekannt, sondern dem Gesetzgeber einen Handlungsspielraum für eine Neuregelung des Sterbehilferechts aufgezeigt. Deshalb haben wir gemeinsam mit der SPD und den Linken bereits in der vergangenen Legislatur erste Hürden überwinden, um Sterbehilfe gesetzlich abzusichern. Wichtig ist uns, die Betroffenen nicht allein zu lassen. Die Begleitung von Menschen in den Tod braucht nach unserem Dafürhalten Menschlichkeit und keine Verbote, faktische Hürden oder Bürokratie. Auch in der Ampelfraktion nun werden wir dieses Thema weiter vorantreiben.
Mit freundlichen Grüßen
Marie-Agnes Strack-Zimmermann