Sehr geehrte Frau Strack-Zimmermann, wie ist Ihre persönliche Einstellung bezüglich gendergerechter Sprache?
Sehr geehrte Frau Strack-Zimmermann,
da diesem Thema äußerst aktuell ist, möchte ich Ihnen gerne diese Frage stellen:
Wie ist Ihre persönliche Einstellung hinsichtlich gendergerechter Sprache? Ist es für Sie ein wichtiger Schritt zur Gleichberechtigung, da sich hierbei auch Menschen angesprochen fühlen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen, oder gibt es Ihrerseits große Bedenken? Nutzen Sie selbst gendergerechte Sprache und wenn ja, in welcher Form (Genderstern, Unterstrich, Doppelpunkt, Binnen-I etc.)?
Über eine schnelle und ausführliche Antwort würde ich mich sehr freuen.
Vielen Dank
Arta G.
Sehr geehrte Frau G.,
vielen Dank für Ihre Frage, die ich gerne beantworte. Ich gendere dort, wo es meiner Meinung nach Sinn ergibt und nicht komplett bemüht wirkt. Die gesellschaftlichen Verhältnisse der Vergangenheit spiegeln sich noch bis heute in unserer Sprache wieder. Dass unsere Sprache überwiegend männlich dominiert ist zeigt, dass Frau in unserer Gesellschaft lange Zeit eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Das hat sich seitdem erfreulicherweise geändert, aber wir beobachten in vielen Fällen, dass unsere Sprache der Wirklichkeit noch immer hinterherhinkt. Insofern begrüße ich die Sensibilisierung für dieses Problem der Ungleichbehandlungen der Geschlechter im alltäglichen Sprachgebrauch. Nur so können wir diesen Zustand ändern.
Ich teile also die Ansicht, dass die unterschiedlichen Geschlechter in unserer Sprache angemessener berücksichtigt werden sollen, das heißt ich unterstütze die Bemühungen um eine sprachliche Gleichbehandlung, aber: Die bisher erarbeiteten Richtlinien nehmen oft keine Rücksicht auf Sprachlogik, Grammatik und Stil. Ein Zeichen, wie das Gendersternchen oder der Unterstrich, das bei vielen den Lesefluss stört und vom Inhalt ablenkt, verfehlt seinen Zweck. Ähnlich verhält es sich mit dem gesprochenen Gendersternchen. Das erinnert mich eher an die Gegensätze und die Widersprüche, die es mit Gewalt zu lösen versucht, aber nicht auflösen kann.
Insgesamt wünsche ich mir aber mehr Lockerheit in dieser ganzen Debatte. Schließlich geht es hier nicht um Krieg und Frieden. Jede und jeder soll so sprechen, wie sie oder er das möchte. Wir sollten das Ziel nicht aus den Augen verlieren: Männer und Frauen im alltäglichen Sprachgebrauch gleich zu behandeln. Im Idealfall kann die Sprache sogar eine integrierende Funktion haben. Vielleicht sollten wir uns deshalb lieber überlegen, welche alternativen geschlechterneutralen Begriffe wir stattdessen in unsere Sprache integrieren können, um diese historisch bedingte Ungerechtigkeit nachhaltig zu beenden.
Mit freundlichen Grüßen
Marie-Agnes Strack-Zimmermann